Der Moment ist nicht der günstigste für Real Mallorca. Aber der Spielplan der Primera División ist bekanntlich kein Wunschkonzert und so will es die Terminplanung, dass der Inselclub am Sonntag (28.10.) um 21.30 Uhr gegen Real Madrid antreten muss. Von Verletzungen geplagt und nach Niederlagen in Getafe, gegen Granada und in Sevilla ist Mallorca etwas aus dem Konzept gebracht. Da könnte man meinen, dass die Galaktischen nach dem Champions-League-Spiel bei Borussia Dortmund am Mittwoch (24.10., nach Redaktionsschluss beendet) im Stadion Son Moix leichtes Spiel haben werden.

Doch einer, der beide Mannschaften kennt, denkt anders: Iván Campo, bekannt wegen seiner charakteristischen Lockenmähne und als Abwehrspieler beider Clubs in Erinnerung: bei Real Mallorca 1997/98 und dann bis 2003 bei Real Madrid. Am Ende seiner Karriere 2010 ließ sich der gebürtige Baske auf der Insel nieder.

Auch wenn natürlich klar sei, dass die Hauptstädter als Favoriten auf den Rasen laufen, rechnet er mit einer harten Bewährungsprobe für das weiße Ballett. „Ich glaube, dass Mallorca auf Sieg spielt. Die Mannschaft braucht sich vor Real Madrid nicht zu verstecken, denn vor allem im Sturm macht Real Mallorca mit Tomer Hemed und Víctor Casadesus in dieser Saison einen sehr guten Eindruck", sagt der 38-Jährige im Gespräch mit der MZ. Außerdem komme nach überstandener Verletzung noch der große Hoffnungsträger Giovani dos Santos hinzu.

Natürlich wird Campo am Sonntag im Stadion sein und seinen ehemaligen Kollegen bei der Arbeit zusehen. Wobei es nicht mehr viele sind, die noch aktiv im Geschäft sind. Von der Inselmannschaft der Saison 1997/98 steht niemand mehr auf dem Rasen. Was Real Madrid anlangt, so hat Campo immerhin noch mit Torwart Iker Casillas auf dem Feld gestanden - der spielt schließlich schon eine gefühlte Ewigkeit bei den Madrilenen: Spaniens verehrter Nationaltorhüter (Spitzname: el santo, der Heilige) debütierte 1999 bei den Königlichen und ist ihnen seither treu.

Daneben hat Campo mit Aitor Karanka zusammengespielt, der heute Co-Trainer neben José Mourinho ist. Campo schied 2003 eher in Unfrieden vom Rekordmeister - er hatte unter anderem dem Holländer Clarence Seedorf während einer Trainingseinheit nach einem wilden Wortwechsel eine mitgegeben und wurde in den letzten beiden Jahren in Madrid eher als das hässliche Entlein in der Verteidigung gesehen, dem zum Abschied niemand auch nur ein Wort des Dankes sagte. Zumindest stellte es Campo später in einem Interview so dar.

Der Baske hält es allerdings für normal, wenn es in einem Team auch mal zu Meinungsverschiedenheiten kommt. „Das ist manchmal wie ein reinigendes Gewitter, schließlich stehen alle unter enormem Druck." So seien wohl auch der jüngste Disput zwischen Sergio Ramos und Trainer Mourinho zu erklären. Allerdings interpretiere die Presse stets viel zu viel in solche Auseinandersetzungen hinein.

„Das ist verständlich, denn alle Welt will ständig alles über Real Madrid wissen. Da müssen dann eben auch solche Geschichten herhalten." Der Druck, in einem solchen Team zu spielen, sei nun einmal ein ganz anderer als beispielsweise auf Mallorca. „Hier auf der Insel spielst du in Frieden, niemand stört dich, zum Training kommt so gut wie kein Mensch." Die Zeit in Madrid sei hingegen „wie ein Traum" gewesen. „Mit Spielern wie Figo und Roberto Carlos in einem Team zu stehen, war eine Super-Erfahrung. Wir haben noch Kontakt, ich habe Figo erst vor Kurzem in New York wieder getroffen." Trotzdem: Am Sonntag drückt Campo dann doch Real Mallorca die Daumen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 25. Oktober (Nummer 651) lesen Sie außerdem:

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