Der Himmel scheint sich wieder einmal gegen Real Mallorca verschworen zu haben. Der Club treibt wie ein windschiefer Kahn in Seenot von einer Pleite in die nächste, Besserung ist weit und breit nicht in Sicht und der letzte Tabellenplatz nur noch einen Zähler entfernt. Wer jetzt noch nicht erkannt hat, dass der Inselclub in akuter Gefahr schwebt, in den kommenden Jahren von der großen Fußballbühne zu verschwinden, der leugnet auch den Klimawandel. Für Joaquín ­Caparrós schlägt vielleicht schon bei der Partie gegen den FC Málaga am Sonntag (27.1.) um

21 Uhr im heimischen Stadion Son Moix das letzte Stündlein auf der Trainerbank.

Seine Bilanz ist niederschmetternd. Seit der ersten Niederlage dieser Saison am 1. Oktober in ­Getafe - man war gut gestartet, stand sogar kurzzeitig auf Platz 2 der Tabelle - kennt der Weg von Real Mallorca in der ­Liga nur noch eine Richtung: nach unten. Inzwischen, 15 Spieltage später, nach der unglücklichen 2:3-Niederlage beim direkten Konkurrenten ­Espanyol Barcelona vom Freitag (18.1.), hat Mallorca gerade mal sechs Punkte mehr als Ende September auf dem Konto. Wir wiederholen: sechs Punkte in 15 Spielen.

Caparrós zeigt sich unbeirrt und wiederholt Woche für Woche seinen Sermon, dass man jetzt anfangen müsse zu punkten. Doch scheint er keinerlei Ausweg aus der Misere zu wissen. Die ständigen Änderungen in der Mannschaftsaufstellung säen Zweifel an der Methodik des bis dato renommierten Trainers. Der Sevillaner griff in den bisherigen 20 Saisonspielen auf 19 verschiedene Startformationen zurück. Sicher auch aufgrund des Verletzungspechs, aber wie soll sich eine Mannschaft finden, wenn jede Woche durch­rotiert wird?

Rückhalt hat er kaum noch. Lange Zeit standen viele Fanclubs demonstrativ hinter dem Andalusier. Das ist vorbei. In Internetkommentaren wird in immer deutlicheren Worten seine Entlassung gefordert. Sogar aus dem Umfeld Serra Ferrers sind mittlerweile kritische Stimmen zu Caparrós zu vernehmen, und das obwohl der Sportdirektor, Hauptaktionär und kommissarische Präsident immer noch in der Öffentlichkeit versucht, jeden Zweifel an seinem Trainer zu zerstreuen. Auch der andere Sprecher des Verwaltungsrats, Biel Cerdà, hat Anfang der Woche in Interviews klargestellt, dass er hinter Caparrós steht.

Doch Caparrós hat sich mit dem deutschen Aktionär Utz Claassen einen Feind zugelegt, der sich nicht zum ersten Mal mit Trainern anlegt (siehe Spalte rechts). Der Andalu­sier hatte das Management-Konzept des ehemaligen EnBW-Chefs als „Schwachsinn" bezeichnet und sich auch sonst eher unvorteilhaft über den Deutschen geäußert. Claassen revanchierte sich, indem er eine Verwaltungsratssitzung beantragte, um Caparrós zu entlassen und auch gleich noch ­Llorenç Serra Ferrer als Sport­direktor des Amtes zu entheben. Die Sitzung ist noch nicht einberufen worden, und es ist unklar, ob Claassen überhaupt ­eine Mehrheit für seine Pläne finden würde, Langeweile kommt in diesem Vorstand aber nach wie vor nicht auf.

Jetzt hängt vieles von der ­Begegnung gegen den FC Málaga ab. Eine weitere Niederlage kann sich Joaquín Caparrós nicht leisten. Die Andalusier kämpfen um ­einen Champions-League-Platz.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 24. Januar (Nummer 664) lesen Sie außerdem:

- Handball auf Mallorca? Ein Schatten

Hier geht's zum E-Papier: epaper.mallorcazeitung.es.