„Mallorca ist der ideale Ort für einen Triathlon". Diesen Satz hat sich nicht irgendein PR-Agent für eine Hochglanz-Werbebroschüre der Balearen-Regierung ausgedacht; er stammt von einem der besten deutschen Triathleten weit und breit, von Michael Raelert, jeweils zweifacher Welt- und Europameister über die Distanz des Ironman 70.3. Und er ist mit dieser Meinung nicht allein. Mit wem man auch über den Sport auf der Insel spricht, überall bekommt man dasselbe zu hören.

Und Mallorca musste dafür nicht einmal viel tun. Die Zuneigung der Sportler fiel der Insel praktisch in den Schoß. Abwechslungsreiche Landschaft? Vorhanden. Mildes Klima in den Wintermonaten? Vorhanden. Schnelle Verkehrsanbindung? Vorhanden. Gut ausgebaute Landstraßen zum Radfahren? Vorhanden. Das Einzige, was lange fehlte, war ein zweites 50-Meter-Außenschwimmbecken.

Von den Profis €

Doch hier wurde im Juli 2009 nachgebessert, auf Initiative des Briten Matthew O´Connor: Er errichtete das Best Swim Centre in Colònia de Sant Jordi. Seitdem trifft sich dort die Elite dieses Sports. Zum Beispiel die deutsche Triathlon-Nationalmannschaft, die seit vier Jahren in den kleinen Küstenort zum Trainieren kommt. Vom 9. bis zum 22. März waren diesmal 14 Athleten unter der Leitung von Bundestrainer Dan Lorang sowie einer Ärztin und einer Physiotherapeutin in Colònia de Sant Jordi, um sich auf den Auftakt der WM-Serie am 6. April in Auckland vorzubereiten. Jeden Tag wurde trainiert, meist alle drei Sportarten. Alle drei Tage gab es sogenannte Entlastungstage, mit nur zwei Disziplinen, wobei das mit der Entlastung natürlich relativ sei, wie Team-Mitglied Franz Löschke sagt.

30 bis 40 Stunden Training in der Woche sind das Pensum der Athleten, die sich aus Profis, Studenten und Bundeswehr-Angehörigen zusammensetzen. Neben ­Mallorca wird auch auf Fuerteventura und Lanzarote trainiert. Die Wettkämpfe der WM-Serie, an denen die deutsche Nationalmannschaft teilnimmt, gehen über die Olympische Distanz (15 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zum Abschluss zehn Kilometer Laufen). „Die Sportler dürfen dafür kein Gramm Fett am Leibe haben", sagt Trainer Lorang. Bei der sogenannten Kurzdistanz komme es schließlich auf Explosivität und Schnelligkeit an. Triathlons mit längeren Distanzen, wie der halbe Ironman, auch 70.3 genannt, oder der komplette Ironman (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein Marathon) seien eher für Ausdauersportler gedacht.

Weil im Alter die Antrittsschnelligkeit nachlasse, sich die Ausdauer bei regelmäßigem Training aber eher verbessere, seien diese Distanzen auch für ältere Semester zu schaffen. Für Lorang einer der Gründe, warum sich Triathlon seit Jahren zunehmender Beliebtheit erfreut. „Außerdem geht es um drei Sportarten, die sich jeder zutraut. Und man kann sich im Wettkampf direkt mit den Profis messen. Das gibt es im Fußball nicht."

€ bis zu den Hobbysportlern

Der Boom macht sich auf Mallorca auch im Breitensport bemerkbar. Immer mehr Veranstaltungen kommen zu dem Aushängeschild - dem Ironman 70.3 in Alcúdia am 11. Mai - hinzu. Gleichzeitig trainieren auch immer mehr ­Hobbysportler auf der Insel. So wie in den vergangenen zwei Wochen im Club Pollentia Resort bei Alcúdia. Organisiert wurde das Camp von der Ironman European Tour. 250 Teilnehmer hatte allein dieses Trainingslager, das laut ­Pressesprecher Konrad Dörner jährlich wächst. Der Schwerpunkt liegt auf dem Rad. „Das ist die Disziplin, die die meisten in ihrer Heimat im Winter schlecht trainieren können", sagt Dörner. Im kommenden Jahr wolle man noch deutlich mehr Sportler aufnehmen, wobei man bei der Unterkunft an die Kapazitätsgrenzen gelange.

In den Camps schwitzen hauptsächlich Deutsche oder Briten. Aber auch die Mallorquiner sind inzwischen auf den Geschmack gekommen. Allein im vergangenen Jahr wurden auf der Insel zehn neue Clubs gegründet, 40 gibt es inzwischen. Mit dem erst 23-jährigen Mario Mola war ein Insulaner 2012 bei den Olympischen Spielen in London dabei. Der mallorquinische Verbandspräsident David Thompson beobachtet den Boom seit etwa drei Jahren. Seit 2009 habe sich die Zahl der im Verband organisierten Triathleten auf 600 verdreifacht. Zusätzlich gebe es Tausende, die nicht im Verband organisiert seien. „Vorher waren es auf der Insel hauptsächlich Mitteleuropäer, die Triathlon betrieben, heute ist das anders." Auch Nachwuchssorgen habe der Sport nicht. Allein 120 Kinder bis 14 Jahren seien in den vergangenen zwei Jahren dazugekommen.

Die wichtigsten WettkämpfeDoch bei aller Euphorie: Die Szene erwartet Qualität. Eine wahre Bauchlandung legte der ICAN-Triathlon in Peguera im September 2012 hin. Großspurig war der Wettkampf auf der Tourismus­messe ITB in Berlin vorgestellt worden - und erwies sich als echter Reinfall. In Internetforen beklagen sich die Teilnehmer darüber, dass die Organisatoren mit dem aufgewühlten Meer völlig überfordert waren. Nach zwei Stunden Wartezeit wurde das Schwimmen abgesagt und die Langstrecke für Läufer und Radfahrer gleich mit, obwohl nach Berichten der Athleten die Sonne schien. Das Krisenmanagement sei ­katastrophal gewesen. Die Gemeinde Calvià hat jetzt den Vertrag mit ICAN aufgelöst, die für Mai angesetzte zweite Auflage findet nicht statt. An die 50 Triathlon-Veranstaltungen stehen auf Mallorca allein in diesem Jahr auf dem Programm. Der wichtigste Wettkampf ist der Ironman 70.3 Alcúdia am 11. Mai mit über 3.200 Teilnehmern. Die Veranstaltung geht erst in ihr drittes Jahr, ist aber bereits der mit Abstand am besten besuchte Wettkampf der Insel. Etwa 700 Teilnehmer dürften sich in diesem Jahr zum zweitgrößten Event auf Mallorca, dem Triathlon Internacional de Portocolom am 7. April, die Sportkleidung überstreifen. Weitere große Veranstaltungen sind der Triatló Sprint Let´s Tri in Palma am 26. Mai sowie der IronTriMallorca in Cala Millor am 2. Juni. Von Januar bis März finden vor allem Duathlon-Veranstaltungen statt, ohne die Disziplin Schwimmen, weil das Meer noch zu kalt ist. Alle Wettkampf-Termine auf Mallorca finden sich im Internet unter www.fetrib.com/calendario.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 28. März (Nummer 673) lesen Sie außerdem:

- Real Mallorca im Abstiegskampf: Antreten zum Anfeuern

- Interview mit Rekord-Torwart Dudu Aoute

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