Marco Huck zählt zu den derzeit besten deutschen Boxern. Seit 2009 hat der im ehemaligen Jugoslawien Geborene die deutsche Staatsbürgerschaft. Sein Kampfname ist Captain Huck, aber sich selbst sieht er als lieben Kerl. Auf Mallorca trainiert der amtierende WBO-Weltmeister im Cruisergewicht seit Sonntag (25.5.) im Robinson Club. Amateursportler haben dort Gelegenheit, mit ihm, seinem Trainer Ulli Wegner und Sven Ottke gemeinsam zu boxen. Im Interview spricht der extrovertierte 29-Jährige über feige Gegner, sein Partyleben und den Schritt nach Amerika.

Sie hatten Ihren Daumen vor zwei Monaten gebrochen. Ist alles wieder verheilt?

Das war eine Katastrophe so kurz vor der Titelverteidigung gegen Mirko Larghetti. Die Fans hatten sich gefreut, wir mussten absagen. Aber jetzt ist wieder alles verheilt, und ich kann dafür sorgen, dass meine Gegner sich die Zahnbürste ins Leere schieben.

Sie boxen im Cruisergewicht. Es ist als Außenseiterklasse verschrien. Wie sehen Sie das?

Ganz anders. In Europa dominiert das Cruisergewicht, und ich bin der dominierende Mann. Das mag vor mir anders gewesen sein, mit mir aber wurde diese Gewichtsklasse in Europa und in der Welt bekannt.

Sie sind seit 2009 Champion. Ist es nicht langweilig, den Titel immer nur zu verteidigen?

Ich habe richtig Spaß, die Leute im Ring zu verdreschen. Ich liebe die sportliche Herausforderung. Es ist eine Sache, Champion zu werden. Aber um den Titel zu verteidigen, fehlt mir ab und zu die Motivation, und dann gehe ich die Vorbereitung liederlich an, und das ist gefährlich. Du musst dich immer voll auf einen Kampf vorbereiten.

Fehlt Ihnen da manchmal die Konkurrenz?

Ganz falsch! Cruisergewicht ist die am besten besetzte Klasse!

Sie haben in dieser Klasse bisher nur eine Niederlage eingesteckt.

Den Steve Cunningham hätte ich damals auch verdroschen. Aber ich hatte einen Ausscheidungskampf gegen einen Russen, der als stärker bezeichnet wurde als der Weltmeister. Den habe ich nach Strich und Faden verprügelt und mir dann gedacht: Ja, wenn ich den schon schlage, dann nehme ich den Cunningham auch auseinander. Dann habe ich jede Nacht Party gemacht und nur pro forma trainiert. Als ich dann in den Ring kam und 10.000 Menschen in der Halle waren, bekam ich schon ein schlechtes

Gewissen. Da war der Kampf schon verloren. Aber nun ja, ich war 22, 23, und ich bin ein Lebemann. Aber man lernt aus solchen Fehlern.

War Ulli Wegner da nicht böse?

Was sollte er denn machen? Ich bin heimlich ausgegangen.

Sie haben 2012 den Schritt ins Schwergewicht gewagt. Wieso hat es nicht geklappt?

Das hat geklappt, ich bin Weltmeister geworden! Die ganze Welt hat es gesehen, ich habe den Alexander Povetkin verprügelt, und mir wurde der Sieg geklaut. Der war stehend KO, die ganze Zeit mit den Kopf zwischen meinen Beinen, der wollte da, glaube ich, einen sexuellen Akt an mir ausüben (lacht). In dem Kampf war viel Politik im Spiel. Die wollten mich unbedingt verlieren lassen.

Warum?

Das hat andere Gründe, dazu kann ich hier nichts sagen.

Sie haben es trotzdem nur bei dem einen Kampf belassen?

Der Povetkin ist kein Mann! Der will von einer Revanche nichts wissen.

Und warum kämpfen Sie nicht gegen andere Gegner in der Schwergewichtsklasse?

Ich bin mehrfacher Weltmeister in meiner Gewichtsklasse, und was für einen Sinn hat es, wenn ich in einer anderen Klasse gegen irgendwelche Kirmesboxer kämpfe? Wenn schon, dann soll es um die Krone gehen.

Ansonsten gibt es keine attraktiven Gegner?

Wen denn? Die würde ich doch alle schlagen! Da gibt es noch die Klitschkos, aber die gehen mir schon seit Jahren aus dem Weg. Die sagen sich: Warum sollen wir den Huck boxen, wo es ein Risiko gibt?

Sie meinen, dass Sie die Klitschkos besiegen könnten?

Das denke nicht nur ich, sondern auch die, sonst würden sie ja gegen mich kämpfen. Ich würde den Vitali mit links am Morgen schlagen und den Wladimir mit rechts am Abend.

Vom Gewicht her gäbe es keine Probleme?

Nein, ich müsste nur ein Gramm zulegen für das Schwergewicht. Für das Cruisergewicht muss ich hingegen vor jedem Kampf abnehmen, um unter die 90,7 Kilogramm zu kommen. Aktuell wiege ich um die 100 Kilo.

Sie könnten als durchstarten, ohne zu hungern.

Deswegen sage ich ja: In meiner Gewichtsklasse sind alles durchtrainierte Leute, und im Schwergewicht sind die ganzen Fettsäcke.

Geht es Ihnen einfach nur darum, die Leute zu verdreschen?

Nein, ich liebe die sportlichen Wettkämpfe. Ich war früher auch ein guter Fußballer.

Da ist dann aber nicht so viel ­Körpereinsatz erlaubt ?

Ich bin in meinem letzten Spiel von unserem Strafraum aus losgerannt und hab die Faust geballt und gebrüllt: Wer mir in die Quere kommt, bekommt eine Bombe. Ich rannte bis zum Tor, und selbst der Torwart ging raus. Die Leute waren alle baff (lacht).

Sie sind impulsiv. Muss Sie Ulli Wegner im Ring oft bremsen?

Er versucht mich immer wieder zu beruhigen. Aber ich sehe mich als Champion der Massen. Mein Publikum schaut sich gerne die Kämpfe an und reist von überall her an. Die wissen, wenn der Huck boxt, dann ist Action angesagt. Wegner muss mich da bremsen, weil ich mit dem Publikum mitgehe. Die machen oft Countdowns, und wenn die bei Eins angekommen sind, dann stürme ich nach vorne.

Sie haben mal gesagt: „In Amerika wäre ich ein Star". Wie ist das zu verstehen?

Definitiv wäre ich dort ein Star! Das Problem in Deutschland ist, wenn du vor dem Kampf in der Pressekonferenz sagst: ´Ich bin stärker als der Gegner und haue ihn um!´, dann sind die Leute alle gegen dich. Die Deutschen wollen, dass man sagt: Vielleicht schaffe ich es zu gewinnen. In Amerika ist das anders.

Deswegen wagen Sie jetzt auch den Schritt ins amerikanische Fernsehen zu HBO?

Ich wage nicht den Schritt, die waren vor langer Zeit auf mich aufmerksam geworden und sind jetzt auf mich zugekommen. Jetzt steht im September der erste Kampf an. HBO ist der größte Pay-per-view-Sender der Welt, und es ist eine Ehre, da zu boxen. In Deutschland werden die Leute verwöhnt und

sehen alles umsonst.

Was ändert sich dann für Sie?

Vieles! Hauptsächlich der finan­zielle Aspekt. Floyd Maywheater, der dort boxt, ist der bestbezahlte Sportler der Welt und bekommt für einen Kampf 150 Millionen. Der macht drei Kämpfe, dann ist er Milliardär. Aber auch so ist es interessant, mal woanders zu boxen. Ich boxe dann ab und zu in Amerika, aber ich werde pendeln und Deutschland treu bleiben.

Mahnende Worte von Ulli Wegner

Ulli Wegner ist eine große Box-Ikone. Als Trainer hat der ehemalige Amateurboxer unter anderen Sven Ottke, Markus Beyer und Arthur Abraham zu Weltstars geformt. Auch Marco Huck zählt zu seinen Schützlingen. Huck habe von Natur aus eine unglaubliche Physis, sagt er, wenngleich er bei ihm manchmal die professionelle Einstellung vermisse. Mit von der Sonne gerötetem Gesicht sitzt der 72-Jährige auf der Terrasse vom Robinson Club. Wo der Marco denn bleibe, fragt er immer wieder nervös mit dem Handy in der Hand. Als dieser dann endlich zum Training erscheint, gibt es einen mächtigen Anpfiff für ihn und die MZ-Fotografin, die noch schnell ein Foto schießen wollte. „Was hat der Marco euch wieder für einen Unsinn erzählt?", fragt Wegner und rückt später die Aussagen im Interview zurecht. Die Niederlage gegen Cunningham im Jahr 2007 etwa sei gut für Hucks menschliche Entwicklung gewesen. „Von wegen Party! Der war die ganze Woche mit mir im Hotel gewesen. Der hat einfach nur Schiss gehabt."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 29. Mai (Nummer 734) lesen Sie außerdem:

- Real Mallorca: Kostenlos zum Abstiegs-Endspiel

- Palma Patí: Gemeinsam rollt es sich besser

- Finca Es Fangar: Hannoveraner dürfen jetzt bei Dressurturnieren mitmachen