Luft wird vollkommen überbewertet. Wenn Nik Linder abtaucht, tut er das am liebsten ohne Sauerstoffgerät: Apnoe- oder Freitauchen nennt sich die Disziplin, in der der 39-jährige Deutsche bereits mehrere Weltrekorde aufgestellt hat - 111 Meter im Becken, 108 im See unter einer geschlossenen Eisdecke hindurch. Derzeit gibt Linder, der als einer der besten Taucher Deutschlands gilt und seit 2005 in Freiburg ein Tauch-Center betreibt, Workshops im Robinson Club in Cala Serena.

Spätsommer auf Mallorca, über 30 Grad: Ist das einem Eistaucher nicht zu warm?

Ganz im Gegenteil, ich genieße es umso mehr, mal nicht den dicken Neoprenanzug anziehen zu müssen. Die Tauchgänge für die Weltrekorde musste ich ja immer bei ungemütlichem Wetter machen, wenn man lieber zu Hause bleibt.

Wir haben alle mal als Kinder in der Badewanne ausprobiert, wie lang man unter Wasser die Luft anhalten kann. Aber wie kommt man dazu, das profimäßig als Sport zu betreiben?

Ich habe als Jugendlicher bei der DLRG mit dem Schwimmen und Tauchen angefangen. Damals versuchten wir, mit Hyperventilieren und einem Sprung ins Wasser möglichst weit zu kommen. Das ist natürlich völlig falsch. Irgendwann fand ich dann heraus, dass Apnoe-Tauchen ein Sport ist und dass es einen Verband gibt, der Rekorde anerkennt. Da suchte ich mir einen Tauchlehrer und lernte es. Und weil ich durch meine Arbeit als Tauchlehrer im Sommer viel zu tun habe, blieb mir selbst vor allem der Winter - und damit das Eistauchen.

Und wie taucht man richtig?

Man muss mit niedrigem Puls tauchen und auf Knopfdruck entspannen. Trainiert wird deshalb in erster Linie Entspannung, wobei Yoga-Methoden, Autogenes Training oder Meditation zum Einsatz kommen.

Geht es Freitauchern vor allem um den Nervenkitzel oder interessieren Sie sich auch dafür, was es unter Wasser so alles zu sehen gibt?

Das kommt darauf an. Für viele geht es um die Herausforderung, noch einen Meter weiter zu kommen. Andere lieben die Entspannung, die sie an Land so nicht finden. Und dann ist da natürlich noch die Schönheit der Unterwasserwelt, die auf Mallorca umso verlockender ist. Nur zehn ­Minuten von Cala Serena gibt es zum Beispiel einen Torbogen, unter dem man durchtauchen kann. Oder in einer kleinen Bucht hier kann man bis zu 20 Meter tief tauchen und vor allem frühmorgens viele Fische, etwa Barrakudas sehen. Das ist schon toll.

Sie machen auch Höhlentauch­gänge - wofür sich Mallorca ebenfalls perfekt eignet. Haben Sie das „Inselinnere" schon erkundet?

Ja, vor allem die Kavernen, in die man hineintaucht. Drinnen gibt es Sauerstoff und man kann herumlaufen. Der Übergang vom Licht in die Dunkelheit und die Stille sind wirklich beeindruckend. Man braucht dafür keinen Höhlentauchschein, sollte es aber nie auf eigene Faust machen.

Erzählen Sie uns von einem Ihrer Tauch-Highlights?

Ein großer Moment war in Ägypten, als ich mit Delfinen tauchte und spielte und mit ihnen zusammen Rollen machte. Freitauchen mit Tieren ist etwas ganz Besonderes, weil man viel flexibler ist als ein Gerätetaucher und näher herankommt. Man fühlt sich nicht als Fremdkörper, sondern als wenn man dazugehören würde.

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