Sie vermehren sich von Jahr zu Jahr: Zur siebten Ausgabe der Extremsportveranstaltung Ultra Mallorca, die genau genommen drei Trail-Läufe durch die Serra de Tramuntana umfasst, werden am Samstag (18.4.) rund 2.100 Läufer erwartet. Angemeldet sind sogar über 2.200, doch die Organisatoren Esther Vidal und Dani Salas wissen aus Erfahrung, dass rund 100 der angemeldeten Sportler letztendlich nicht zum Start erscheinen. Erstmals stehen in diesem Jahr drei verschiedene Distanzen zur Auswahl: der Ultra Mallorca mit 112 Kilometern von Andratx nach Pollença, der Trail mit 67 Kilometern von Valldemossa nach Pollença und als Neuerung ein ­Marathon mit 44 Kilometern von Sóller nach Pollença.

Gerade bei der Marathon-­Distanz sei die Nachfrage von Frauen erfreulich hoch gewesen, erklärt Esther Vidal bei der Pressekonferenz. Immerhin ein Drittel der gut 300 Angemeldeten sind weiblich. Aber auch in den beiden anderen Disziplinen gehen inzwischen immer mehr Frauen an den Start. Das Traillaufen durchs mallorquinische Gebirge ist längst nicht mehr nur etwas für abgedrehte Spinner. „Am Anfang waren das nur ein paar Bergfreaks, die jede freie Minute damit verbrachten, im Gebirge herumzuklettern. Doch nach und nach kamen auch Marathonläufer oder andere Sportler von der Straße dazu", sagt Salas.

Die schiere Menge an Läufern stellt die Organisatoren Jahr für Jahr vor größere Herausforderungen. Inzwischen sind etwa 300 Freiwillige 24 Stunden lang im Einsatz, um die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten. An jeder Erfrischungsstelle stehen Helfer bereit, ebenso wie an den Berggipfeln. Denn die Erfahrung zeige, dass dort die meisten Probleme auftauchen, so Salas. „Immerhin 30 Prozent der Starter geben vor Erreichen des Ziels auf", sagt er auch. In diesem Jahr wird also mit etwa 450 Personen gerechnet, die an den verschiedensten Punkten im Gebirge versorgt werden müssen.

Die Organisatoren stellen nicht ohne Stolz fest, dass das Trail-Laufen auf Mallorca trotz Startern aus 20 verschiedenen Ländern weitgehend von einheimischen Sportlern dominiert wird. 1.500 der angemeldeten Sportler sind Mallorquiner. Die Insel entwickelt sich derzeit zu einem Bergläufer-Hotspot. Nicht umsonst testete vor wenigen Wochen mit großem PR-Tamtam der Outdoor-Ausrüster Salomon in der Gegend von Sóller Material und Schuhwerk. Eines der von der Firma gesponserten Teams wird zudem vom Mallorquiner Tòfol Castanyer angeführt.

Der solleric wird diesmal nicht die Langdistanz angehen, sondern „nur" den Marathon von seiner Haustür aus loslaufen. Dass sich der Lokalheld dabei den Sieg holt, bezweifelt kaum wer. Auf den längeren Distanzen dürfte es umkämpfter zugehen. Der Mallorquiner Miquel Capó gehört auf der Ultra-Distanz zu den Favoriten. Obwohl er im November 2014 seine Karriere für beendet erklärt hatte, lässt er sich den Lauf in seiner Heimat nicht entgehen. Zum Spielverderber könnte unter anderem der Schweizer Alex Brennwald werden, der Bruder von Adrian Brennwald, der vor drei Jahren auf Mallorca Dritter wurde. Bei den Frauen scheint eine Vorhersage kaum möglich, so ausgeglichen ist das Feld. Die Schnellsten könnten bereits nach gut elf Stunden ins Ziel kommen, viele andere werden sich bis in den Abend hinein plagen.

Über die Traildistanz ist der Vorjahressieger über die Langstrecke, der Pole Pavel Dybak, Favorit. Seine Frau Magdalena Laczak wird bei den Damen hoch gehandelt. Das Ehepaar gehört zum Team Salomon Suunto, das bereits seit zwei Wochen auf Mallorca weilt und sich auf die Veranstaltung vorbereitet.

Die Konkurrenz um den Sieg wird in diesem Jahr auch deshalb größer sein, weil der Ultra Mallorca erstmals Teil des Spain Ultra Cup ist. Dabei handelt es sich um eine Art Liga aus acht Trailläufen im Land. Jeder Teilnehmer muss am Ende mindestens bei drei Läufen ins Ziel gekommen sein. „Als feststand, dass der Ultra Mallorca Teil der Serie ist, sind die Anmeldezahlen explodiert", sagt Salas.

Mehr Läufer bedeuten auch mehr Belastung fürs Gebirge. Um Umweltschäden so gering wie möglich zu halten, gelten für die Teilnehmer Regeln. Das Wegwerfen von Müll oder Querfeldeinlaufen etwa werden bestraft. In diesem Jahr wird laut Esther Vidal begleitend zur Veranstaltung eine ausführliche Studie über ihre Auswirkungen erstellt. Unter anderem soll festgestellt werden, wie sich mehr als 4.000 trampelnde Sportlerbeine auf die Erosion in dem sensiblen Gebiet auswirken.

Dass nicht alle über die Läuferscharen in der Serra begeistert sind, zeigen etwa die Schwierigkeiten, die Salas bei der Erstellung des Weges hatte. „Wir folgen weitgehend dem GR221, doch der ist ja nicht fertiggestellt. Auf den fehlenden Teilstücken müssen wir die Fincabesitzer um ihre Erlaubnis fragen. Das ist manchmal eine harte Überzeugungsarbeit."

Samstag (18.4.): Start des Ultra Mallorca: 0 Uhr in Andratx. Start des Trail Mallorca: 8 Uhr in Valldemossa. Start des Marathon: 10 Uhr in Sóller. Das Ziel in Pollença wird um 24 Uhr geschlossen. Infos: www.ultramallorca.com

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