Der Saisonauftakt in der Liga Adelante naht: Der Insel-Zweitligist Real Mallorca startet in zwei Wochen bei Alcorcón in Madrid - und es scheint Hand und Fuß zu haben, was derzeit beim RCD geschieht. Das Team nimmt immer konkretere Formen an. Inzwischen sind für die kommende Spielzeit schon elf Neuzugänge verpflichtet worden. Sportdirektor Miguel Ángel Nadal hat dabei offenbar peinlich genau darauf geachtet, dass tatsächlich für jede Position ein Spieler geholt wird. Die meisten von ihnen versprechen zumindest auf dem Papier eine Qualitätssteigerung im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Im Club zumindest ist der Optimismus riesig. Mit der neu verpflichteten Elf verfüge man bereits über eine schlagkräftige Mannschaft, die um den Aufstieg kämpfen kann. Nehme man dazu die Spieler, die noch aus dem vergangenen Jahr geblieben sind, wie etwa Fofo, Arana, Joselu, Pereira und Javi Ros, dann sollte das allemal ausreichen, um ganz oben mitzuspielen. Nicht ganz so euphorisch sieht die Situation so mancher Sportjournalist. „Nun ja, absteigen werden sie mit dieser Mannschaft wahrscheinlich nicht. Aber es ist auch nicht mehr als ein durchschnittlicher Kader für die Zweite Liga", findet etwa Manolo Fernández von der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca".

Die reservierte Haltung der Fachleute ist verständlich: In den vergangenen beiden Jahren ist speziell der Saisonstart gründlich schiefgelaufen. In der Saison nach dem Abstieg verlor das Team gleich die ersten drei Begegnungen deutlich, und in der vergangenen Spielzeit holten Real Mallorca aus den ersten sieben Begegnungen gerade mal zwei Punkte.

Erfahrene Südamerikaner

Doch es gibt auch Anzeichen dafür, dass es diesmal anders werden könnte. Viele der Neuen sind erfahrene Spieler, die bei ihren früheren Sta­tionen zu den Leistungsträgern gehörten und denen man vor allem in der Abwehr Einsatzbereitschaft nachsagt; etwas, das in den vergangenen beiden Jahren nur sporadisch zu sehen war.

Zu den Hoffnungsträgern darf man vor allem Lucas Aveldaño und Javier Acuña zählen. Der ­Argentinier Aveldaño ist Innenverteidiger und gehört als solcher zu den zäheren Vertretern seiner Zunft - zumindest eilt ihm dieser Ruf voraus. An dem 30-Jährigen sollte niemand so leicht vorbeikommen wie etwa an Agus oder Pau Céndros in der vergangenen Saison. Allerdings spielte Aveldaño bisher lediglich in seiner Heimat, hat also noch keinerlei Erfahrung mit dem europäischen Fußball. Anpassungsschwierigkeiten sind da nicht auszuschließen.

Bewährt hat sich hingegen in der Liga Adelante bereits der Stürmer Javier Acuña. Der Paraguayer, der auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt, kommt mit der Empfehlung von 18 Toren in 36 Spielen für den Zweitligisten Girona auf die Insel. Acuña schaffte diese Trefferquote in der Spielzeit 2012/13, als der kleine Club aus Katalonien wie auch 2014/2015 nur knapp am Aufstieg in die Primera División ­gescheitert war. Bei seiner Vorstellung ­versprach Acuña vor allem Einsatzwillen und gute Laune in der Kabine.

Der 27-Jährige gilt als Entertainer, und auch Präsident Utz Claassen ließ sich von der gelösten Atmosphäre anstecken: „Wenn er in einem anderen Team 18 Tore schießen kann, dann kann er meiner Meinung nach auf Mallorca im Jahr des 100. Geburtstags 27 Tore machen. Wenn es nur 25 sein sollten, macht es auch nichts", scherzte er mit seinem Neuzugang.

Schon der zweite Deutsche

Einer, der eher Tore verhindern soll, wurde am Montagnachmittag (3.8.) vorgestellt: Der Club entschied nach einer dreiwöchigen Probezeit, mit Tobias Henneböle den zweiten Deutschen nach Torhüter Timon Wellenreuther zu verpflichten. Der 23-jährige gelernte Innenverteidiger spielte zuletzt bei der Reserve des Bundesliga-Vizemeisters VfL Wolfsburg. Mit seinen 1,92 Meter Körpergröße und seiner Athletik gilt er als schwer zu überwinden. Mallorca-Trainer ­Albert Ferrer setzte Henneböle in den bisherigen Vorbereitungsspielen allerdings immer im Mittelfeld ein. Offenbar plant er mit dem Norddeutschen auf dieser Posi­tion, was heißen könnte, dass für die Abwehr noch ein weiterer Spieler verpflichtet wird.

Auch einen zusätzlichen Stürmer will der Club offenbar noch verpflichten, denn in den bislang absolvierten fünf Testspielen hat sich gezeigt, dass das Toreschießen der Mannschaft noch ein ­wenig schwerfällt. Lediglich beim 2:2 gegen Rot-Weiss Essen traf die Ferrer-Truppe mehrfach. Beim 1:1 gegen Hannover 96 und dem gleichen Ergebnis gegen die Offenbacher Kickers sowie beim 0:1 gegen den holländischen Erstligisten Den Haag offenbarte das Team dagegen erhebliche Schwächen in der Offensive.

Den mit Abstand besten Auftritt bisher legte die Mannschaft dann am Samstag (1.8.) beim 1:0-Sieg gegen den holländischen Erstligisten SC Heerenveen hin. Die Niederländer gehören zu den Spitzenteams in der Eredivisie und belegten in der vergangenen Saison den sechsten Platz. Fofo erzielte per Strafstoß den Treffer des Tages.

Die Nachricht, die weitaus mehr Mut macht, lautete aber: Das Team ließ über die gesamte Spielzeit keine einzige Torchance des Gegners zu. Selbst langjährige treue Fans erinnern sich nicht mehr an ein Duell, in dem Real Mallorca defensiv derart sicher stand.