Wer sich bei Youtube die Videos von Luka Romero anschaut, der ahnt schnell, dass dem Mitte November elf Jahre alt gewordenen Jungen eine große Zukunft als Fußballer bevorstehen könnte. Momentan spielt der gebürtige Mexikaner mit argentinischen Eltern und spanischem Pass bei der Mannschaft der Alevines A von Real Mallorca und wirbelt Woche um Woche durch die Abwehrreihen der Gegner.

Der Sohn des argentinischen Profi-Fußballers Diego Romero vernascht einen Gegner nach dem anderen und schlägt Haken, während der Ball die ganze Zeit über wie ein Magnet an seinem Fuß klebt. Noch dazu ist er ein eiskalter Torjäger. Er verwandelt Freistöße und Ecken direkt und verfügt neben einem harten auch über einen für sein Alter ungewöhnlich platzierten Schuss. Ein Traumtor nach dem anderen gelingt ihm. Nach den ersten sieben Saisonspielen hatte Luka schon 13-mal eingenetzt. Kurzum: Beim Inselclub ist man überzeugt, ein mögliches Jahrhunderttalent in seinen Reihen zu haben.

Die Trainer und Verantwortlichen für die Jugendabteilungen bei Real Mallorca sind voll des Lobes. „Seit ich im Jugendbereich arbeite, habe ich nichts Vergleichbares gesehen", sagt einer der für die Nachwuchsarbeit verantwortlichen Trainer des Insel-Zweitligisten, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er habe bereits Marco Asensio (der Mallorquiner wurde vergangenes Jahr von Real Madrid für 3,5 Millionen Euro gekauft und mischt derzeit bei Espanyol Barcelona die Primera División auf) trainiert, aber Luka könne durchaus noch eine Nummer größer werden.

Und schon gibt es die unvermeidbaren Vergleiche mit Barça-Superstar Lionel Messi. „Er hat seine Gesten, seine Spielintelligenz und die gleiche Art zu rennen. Und er ist Linksfuß, wie Messi auch", sagt der Trainer. Bei Luka kämen technisches Vermögen und die Fähigkeit, das Spiel zu lesen, zusammen. Das Talent für den Fußball hat Luka von seinem Vater, einem echten Globetrotter. Er spielte in der Primera División von Argentinien, Mexiko und Ecuador, bevor er bei niederklassigeren Clubs in Spa­nien landete, unter anderem auf Formentera. Von dort zogen Vater und Sohn gemeinsam nach Sant Jordi.

Hier wurde Luka entdeckt. Carlos Sureda, der Leiter der ­Jugendfußballabteilungen von Real Mallorca, erinnert sich: „Uns wurde gesagt, dass in Sant Jordi ein außergewöhnlicher Junge Fußball spielt. Wir fuhren im vergangenen November hin und haben sofort gemerkt, dass das ein ganz besonderes Talent ist."

Man fackelte nicht lange, kontaktierte die Eltern und bot dem Jungen mitsamt seiner Eltern eine Wohnmöglichkeit in Palma an - und einen Vertrag für Luka. Der Elfjährige besitzt mit Jaume Serra, dem Sohn des früheren Real Mallorca-Sportdirektors und Hauptaktionärs Llorenç Serra Ferrer bereits einen Repräsentanten und hat einen Werbevertrag bei Nike unterschrieben.

In der kommenden Saison soll Luka den Sprung vom bisherigen „Futbol 7" mit nur sieben Spielern zum klassischen Elf gegen Elf machen. Für viele sei dieser Wechsel traumatisch, heißt es beim Club. Doch bei Luka gibt es keinerlei Bedenken. „Er könnte das locker jetzt schon spielen. Er weiß immer genau, wo er hinlaufen oder sich hinstellen muss", sagt sein Trainer. Abseits des Platzes wirke er wie ein schüchterner Junge, „doch auf dem Feld verwandelt er sich".

Bei Real Mallorca wird Luka auf Rosen gebettet. Auf dass ja kein großer Club komme und das Jahrhunderttalent wegschnappe. Die üblichen Verdächtigen liegen nämlich schon auf der Lauer: Real Madrid und der FC Barcelona haben bereits beim Inselclub vorgefühlt, wie es denn um Luka stehe. Offenbar legen die beiden Großen des spanischen Fußballs aufgrund ihrer Transfersperren wegen der Verpflichtung von minderjährigen nichteuropäischen Spielern nun ihren Fokus auf Europa.

Doch anscheinend muss sich Real Mallorca zumindest derzeit keine Sorgen um das Ausnahmetalent machen. „Der Traum von Luka ist, in der ersten Mannschaft auf Mallorca zu spielen. Der Club glaubt genauso wie wir, dass hier der beste Ort für ihn ist, als Fußballer behutsam zu wachsen", erklärt Vater Diego Romero, der voll des Lobes über die Nachwuchsarbeit auf der Insel ist. „Wir gehen immer ins Stadion von Son Moix zu den Spielen, und immer sagt Luka, er wolle später mal in diesem Stadion spielen."

Beim Inselclub hat man unterdessen vorgesorgt, dass es eines Tages wirklich so weit kommen kann. Lukas Vertrag läuft über acht Jahre - ein für einen so jungen Spieler äußerst ungewöhnlichen Zeitraum.