Ob im Breiten- oder Leistungssport: Auf der Insel wird gelaufen, gesprungen, geworfen, was das Zeug hält. Knapp 3.100 Leichtathleten sind derzeit in den mallorquinischen Vereinen gemeldet. So viele wie nie zuvor, bestätigt Biel Gili, der Vorsitzende des balearischen Leichtathletik-Verbands: „Vor zwei Jahren haben wir zum ersten Mal die 3.000er-Marke übertroffen."

Die Vereine haben in den vergangenen Jahren etwa 500 feste Mitglieder dazugewonnen. Ein Grund dafür: Der Laufsport ist angesagt, und das ist auch der Leichtathletik zuträglich. Doch Gili hat noch eine andere Erklärung: „Für Leichtathletik braucht es nicht viel - ein Paar Schuhe und das war´s." Welcher Prozentsatz der Athleten auf der Insel sich ausschließlich aufs Laufen konzentriert, kann er nicht sagen.

Was nicht zuletzt daran liegt, dass die rund 50 Vereine auf Mallorca natürlich auch die Sprung- und Wurfdisziplinen anbieten. Ihre Bandbreite macht die Leichtathletik - neben dem Turnen - zu einer der besten Bewegungsschulen überhaupt und zur exzellenten Basis für andere Sportarten. Leichtathletik trainiert alle motorischen Grundeigenschaften: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Koordination. Der Mehrkampf gilt als Königs­disziplin. „Die Leichtathletik ist ein sehr kompletter Sport, in dem jeder seiner Nische finden kann", sagt Gili.

Der Nachwuchs

Auch die Kinder- und Jugendarbeit macht sich das zunutze:

Zunächst konzentriert sich das Training darauf, eine möglichst breite Grundlage zu schaffen. Bis zum Alter von zwölf Jahren sind junge Leichtathleten also grundsätzlich Mehrkämpfer. Der Nachwuchs stellt auf Mallorca gut zwei Drittel der aktiven Mitglieder: 1.366 Kinder bis zwölf Jahre und 843 12- bis 16-Jährige sind bei den Vereinen gemeldet. Claudia Troppa Heusel trainiert einen Teil von ihnen im Diana Athletic Club in Palma. Die 30-Jährige betreut sowohl junge Sprinter als auch eine allgemeine Gruppe. „Wir haben viele Jugendliche, die bei uns ­anfangen und dann zu anderen Sportarten wechseln oder Leichtathletik mit etwas anderem kombinieren", erzählt sie.

Die Eltern

Im Diana Athletic Club hat sich über eine zunächst rein organisatorische Idee eine besondere Breitensportgruppe gebildet: die Elterngruppe. Die Erwachsenen treffen sich zur selben Zeit wie die Kinder, wobei sie selbst nicht unbedingt Eltern sein müssen. „Die Gruppe trainiert nicht streng auf der Bahn, sondern konzentriert sich auf Gymnastik, Laufübungen und allgemeine Fitness - das funktioniert super", sagt Claudia Troppa Heusel.

Die Aktiven

Mit 17 Jahren erreichen Leichtathleten ihre sportliche Volljährigkeit. Sie unterteilen sich in die Gruppe derjenigen, die hauptsächlich bei lokalen Wettkämpfen antreten, sprich auf den Balearen, und Leistungssportlern auf nationalem Niveau. Abgesehen von den individuellen Ergebnissen und dem Reiseaufwand schlägt sich diese Unterteilung in den Mitgliedsbeiträgen nieder.

Die Veteranen

Als veteranos gelten in der Leichtathletik alle Sportler ab 35 Jahren. „Im Wettkampfbetrieb ist es aber egal, wie alt ein Sportler ist. Auch 40-Jährige oder Jugendliche können bei den Aktiven antreten", sagt Gili. Dementsprechend seien auch die Gruppen in den Vereinen eher nach Leistungsniveau und wettkämpferischem Ehrgeiz als nach Alter organisiert.

Die Eintagsläufer

Die Vereinsstruktur der Leichtathletik weist eine Besonderheit auf: Wer an einzelnen Wettkämpfen teilnimmt, zahlt über eine Tages­lizenz in die Verbandskasse. So kommen zu den 3.100 festen Mitgliedern pro Jahr rund 35.000 Eintagesmitgliedschaften hinzu, die ansonsten nicht bei Vereinen gemeldet sind. Diese Sportler wiederum sind in der Regel keine Kugelstoßer oder Hochspringer, sondern eben meist Langstreckenläufer.

Die Kosten

Für Kinder und Jugendliche ist eine Mitgliedschaft im Verein extrem günstig. Bis zum Alter von zwölf Jahren zahlen Leichtathleten lediglich einen Jahresbeitrag von 5 Euro. Für die 12- bis 16-Jährigen steigt der Beitrag auf 23 Euro für diejenigen, die an Wettkämpfen auf den Balearen teilnehmen, und auf rund 40 Euro für Sportler, die spanienweit um Medaillen kämpfen. Diese Einteilung setzt sich auch bei den Erwachsenen fort: Hier liegen die Beiträge je nach Wettkampfklasse bei 60 und 100 Euro. Zusätzlich vergeben die mallorquinischen Vereine für 26 Euro pro Jahr eine spezielle Lizenz für Langstreckenläufer. Von den Startgebühren der Teilnehmer an einzelnen Rennen, also von den Tages­lizenzen, geht knapp ein Euro an den Verband.

Vereine mit Topathleten

Mallorcas Läufer müssen sich nicht verstecken. Kinder, die etwa bei Claudia Troppa Heusel trainieren, lernen von einer spanischen Meisterin: Mit 23 holte die Tochter deutscher Einwanderer Gold auf den 60-Metern-Hürden. Biel Gili war einst ihr Sprinttrainer. Die Leichtathletik bildet seit jeher das Herzstück der Olympischen Spiele. Wenn es im kommenden August in Rio de Janeiro wieder heißt „schneller, höher, weiter", könnten auch zwei Athleten von Mallorca antreten. Einer davon trainiert auf der Insel: Der Mittelstreckenläufer David Bustos vom AD Calvià. Er und die Hürdensprinterin Caridad

Jerez vom FC Barcelona haben die Qualifikationszeiten im Laufe ihrer Karriere bereits unterboten. Nun müssen sie noch beweisen, dass sie das Tempo auch in diesem Jahr in den Beinen haben.