Nein, mit zwei Boxfäusten will Axel Schulz für den Fotografen nicht posieren. Mit einer muss es gut sein, schließlich hat der 46-Jährige seine Karriere vor fast zehn Jahren endgültig beendet. Dafür zeigt sich der Brandenburger ausgesprochen gut gelaunt und auskunftsfreudig bei seiner Stippvisite in Palma, wo er beim Sport- und Tourismuskongress der Ascenso-Medienakademie am Freitag (5.2.) mit den Studenten über seine Karriere sprach. Er sei viel zu selten auf der Insel, obwohl er Mallorca liebe. Begleitet hat ihn sein Geschäftspartner Jörn Rohde, der mit Schulz gemeinsam eine Grillsaucen-Kollektion ­herausbringt. Jaxs heißt sie: Jörn und Axels Saucen. Der Ex-Profi ist Feuer und Flamme für sein Projekt.

Sie machen jetzt in Grillsaucen. Wie kam es denn dazu?

Das war Zufall. Vor zwei Jahren war ich in Amerika und habe dort meinen früheren Manager besucht. Wir haben in einem Restaurant eine Grillsauce gegessen, die ich nicht kannte, die aber extrem lecker war. Wir wollten uns etwas einpacken, doch die Kellnerin ließ uns nicht. Da haben wir in Internetforen nach der Sauce gesucht und sie selbst hergestellt.

Und wie wurde aus diesem Experiment eine Firma?

Wir hatten das ja überhaupt nicht vor. Wir wollten einfach ein paar Flaschen machen und sie verschenken. Wieder durch Zufall haben wir dann jemanden kennengelernt, der uns 3.600 Flaschen produzierte, die wir verkaufen konnten. Und dann haben wir Clemens Tönnies, den Wurstspezialisten und Aufsichtsratsvorsitzenden von Schalke 04 kennengelernt. Er hat uns dazu angestiftet, das Ganze im großen Stil zu verkaufen und uns auch beim Marketing geholfen. Er meinte, auf die Packung müsse mein Gesicht ganz groß drauf. Davon habe ich zunächst gar nichts gehalten, aber im Laufe der Zeit haben wir das doch dann doch beherzigt und verkaufen jetzt ganz ordentlich.

Außer als Grillsaucenhersteller betätigen Sie sich auch als Box-Kommentator für verschiedene Sender. Juckt es da nicht noch manchmal in den Fäusten?

Nein, das ist vorbei. Kommentieren ist viel besser, als selbst im Ring zu stehen. Es macht irre viel Spaß, als Klugscheißer am Mikro zu sitzen und zu erzählen, was die anderen falsch gemacht haben. Und so bleibe ich meinen Wurzeln weiterhin verbunden.

Ein Comeback mit 46 wäre doch locker möglich. Hollywood-Schauspieler und Profi-Boxer Mickey Rourke war 62, als er noch einmal in den Ring stieg.

Ich sehne mich überhaupt nicht nach dem Boxen zurück. Ich habe auch kein Interesse daran, Boxtrainer zu werden, obwohl ich mal einen hoffnungsvollen Jung­spund unter Vertrag hatte.

Sie waren zwar äußerst populär, haben aber keinen einzigen wichtigen Titel in Ihrer Karriere erkämpft. Waren Sie nie der absolute Vollblutboxer?

Doch, natürlich! Wenn man nicht 100 Prozent gibt, kommt man gar nicht so weit. Das kann man nicht so nebenher machen. Ich habe schließlich mit zehn Jahren angefangen, mit 13 bin ich auf ein Sport-Internat gekommen. Nein, wenn ich was mache, dann richtig.

Zweimal wurden Sie nachweislich um den Titel betrogen.

Klar, darauf werde ich oft hingewiesen. Beim Kampf gegen Francois Botha waren ein paar Anabolika im Spiel. Gegen George Foreman kann man zwar verlieren, aber die ganze Welt war sich ja damals einig, dass ich eigentlich gewonnen hatte. Und beim deshalb angesetzten Rückkampf ist er ja nicht angetreten.

Botha kam vor etwa vier Jahren bei Ihnen zu Hause vorbei, entschuldigte sich und brachte Ihnen den Gürtel, den er durch Doping gegen Sie gewann. Haben Sie sich mit ihm versöhnt?

Hm, versöhnen ist relativ. Damals hatte ich tatsächlich eine Riesenchance, Weltmeister zu werden. Darüber komme ich wohl nie so ganz weg.

Haben Sie mal in Geld aufgewogen, was Sie durch diesen Betrug an möglichen späteren Einnahmen verpasst haben?

Nein, den finanziellen Schaden habe ich nie durchgerechnet. Aber ich bin heute auch dankbar. Denn hätte ich damals gewonnen, wäre ich sicher in die USA gegangen und hätte meine Frau nicht kennengelernt, mit der ich zwei wundervolle Kinder habe.

Ihr Management hatte sich den Kampf gegen George Foreman damals gekauft. Auch der US-Amerikaner kaufte sich ein. Finden Sie das okay?

Das ist doch gar kein Problem. Du kannst dich ja nur einkaufen, wenn du schon ein gewisses Niveau hast, sonst wird der Kampf albern. Was den Sport aus meiner Sicht viel eher unglaubwürdig macht, sind diese

irre vielen unterschiedlichen Weltverbände, die es mittlerweile gibt. Das liegt daran, dass die Leute nur Titelkämpfe sehen wollen. So gibt es halt ständig neue Titel. Jetzt gibt es den Superchamp. Was ist das denn für ein Scheiß? Zu meiner Zeit gab es vier anerkannte Verbände.

Das Interesse in Deutschland am Schwergewicht ist nicht mit dem zu Ihrer aktiven Zeit zu vergleichen. Hat Wladimir Klitschko die Gewichtsklasse totgeboxt?

Das war lange Zeit so. Aber gerade belebt sich das Schwergewicht wieder ein wenig. Dadurch, dass Klitschko jetzt doch mal verloren hat, ist wieder Bewegung hineingekommen. Es gibt wieder ein paar interessante Boxer neben ihm. Der Engländer Tyson Fury, der immerhin fünf Titel gewonnen hat. Und auch in Deutschland haben wir inzwischen wieder gute Boxer im Nachwuchs. Michael Wallisch oder auch Tom Schwarz haben einiges Potenzial.

Können Sie jungen Leuten heute raten, Boxprofi zu werden?

Klar, und vor allem sollen sie sich so früh wie möglich für die Profikarrie­re entscheiden, wenn sie das Zeug dazu haben. Auch wenn Boxen heute nicht die Anerkennung hat wie zu meiner Zeit. Eine Laufbahn als Amateurboxer kann ich nicht empfehlen. Da kommt nichts bei herum.

Sie scheinen Ihre Zielstrebigkeit an Ihre Tochter vererbt zu haben, die in einer anderen Sportart dick im Geschäft ist.

Sie ist beim Schwimmen schon auf Platz 12 in ihrer Altersklasse in Deutschland. Momentan überlegen wir, sie auf ein Sportschule zu schicken. Ihre russische Trainerin sagt immer zu uns: Sie hat ein gutes Gefühl für Wasser. Ich fördere das liebend gerne.