Jahr eins nach dem tödlichen Unfall bei der Oris Rally Clásico. Trotz des Todes von José Lumbreras, der im vergangenen Jahr am letzten Renntag nach einem Aufprall des vom Mallorquiner Carlos Iscar gesteuerten Renault 5 nahe Campanet im Auto verbrannte, war schnell klar, dass es auch in diesem Jahr ein Autorennen geben würde. Das zwölfte seit der Einführung im Jahr 2005. Und wenn es nach dem Organisator Toni Dezcallar geht, dann soll dieser Unglücksfall möglichst schnell wieder in den Hintergrund treten. „Was passiert ist, ist passiert. Ich bin sicher: Pep (José Lumbreras, d. Red.) schaut uns von oben zu und wäre gerne wieder dabei", erklärt Dezcallar im Gespräch mit der MZ.

Doch ganz so einfach wird es nicht sein, den tödlichen Unfall zu vergessen. Zum einen, weil die Teilnehmer der Rally Clásico auch in diesem Jahr wieder auf dem Teilstück zwischen Campanet und Pollença unterwegs sein werden und somit unmittelbar am Baum vorbeikommen, an dem Lumbreras sein Leben verlor. Der Abschnitt wurde zu Ehren des Verunglückten auf seinen Namen getauft. Zum anderen spürt Dezcallar aber auch ganz direkt die Auswirkungen des Unfalls bei den Anmeldezahlen. Die gingen um rund 15 Prozent nach unten. „Klar war es im vergangenen Jahr ein außerordentlicher Erfolg mit fast 100 Autos, aber diesmal merkt man bei manchen schon ein wenig die Angst. Die legen in diesem Jahr mal eine Pause ein."

Probleme, nach dem Unfall eine neue Ausgabe des Rennens auf die Beine zu stellen, habe es keine gegeben, so Dezcallar. „Ich sitze schließlich nicht im Gefängnis. Das heißt ja, dass wir nichts falsch gemacht haben." Ein Autorennen sei nun mal Risikosport. Alle Teilnehmer seien sich darüber im Klaren. Auch die Sicherheitsvorkehrungen müssten für dieses Jahr nicht verschärft werden. Direkt nach dem Unfall im vergangenen Jahr hatten mehrere Teilnehmer gegenüber der MZ bestätigt, dass die Organisatoren die Vorschriften peinlich genau einhalten und in den meisten Aspekten sogar übererfüllen.

Trotzdem spricht Dezcallar mit der Presse viel lieber über die Neuerungen in diesem Jahr. Unter anderem erwartet die Teilnehmer ein neues Teilstück. „Wir haben es geschafft, die Strecke von Sa Calobra nach Lluc als Rennetappe aufzunehmen. Das durchzusetzen war nicht ganz einfach, weil die Strecke mit 22 Kilometern sehr lang ist und viele Fahrradfahrer von der Sperrung betroffen sein werden."

Wie in den vergangenen Jahren kommen die Piloten auch diesmal aus ganz Europa, nur 30 sind auf Mallorca lebende Spanier oder ausländische Residenten. Mit dabei ist in diesem Jahr zum ersten Mal Charly Bosch mit dem elektrisch angetriebenen Nachbau eines Loryc, einem in den 20er-Jahren auf Mallorca hergestellten Auto. „Ich habe länger überlegt und dann zugesagt. Wir wollten das Auto jetzt doch mal ausprobieren, und wo würde die öffentliche Mallorca-Premiere besser passen als bei einem Klassik-Autorennen?", fragt Bosch im MZ-Gespräch. Aufgrund des Antriebs und des Baujahres 2015 darf der Loryc nicht an den beiden Wettkampfkategorien velocidad und regularidad teilnehmen, sondern wird als sogenanntes Show Car an Startposition 1 den anderen Autos vorausfahren. Zwar ist sich Bosch dessen bewusst, dass er seinen Loryc durchaus der Gefahr aussetzt, sich eine Beule einzufangen, doch er sagt: „Wir wollten ja kein Museumsfahrzeug bauen."

Die Wagen starten wie in den vergangenen Jahren auch im Hafen von Puerto Portals, wo sie nach den Rennen auch ausgestellt sind und bewundert werden können. Diese Etappen sind heute und morgen zu bewältigen:

Freitag (11.3.): Coves de Campanet-Pollença (7.45-14 Uhr), Pollença-Lluc (8.45-14.30 Uhr), Sa Calobra-Lluc (15-18.45 Uhr)

Samstag (12.3.): Esporles-Puig­punyent (8-14 Uhr), Coll d´es Tords-Coll de sa Creu (8.30-14.30 Uhr), Coll de sa Creu-Calvià (14.45-18.30 Uhr), Es Capdellà-Andratx (15.45-19.30 Uhr)