Bogenschießen ist durchaus beliebt auf Mallorca: Immerhin finden sich sechs Vereine auf der Insel, in denen Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche und Erwachsene diesen Sport ausüben. Balearenweit sind es sogar 14, nicht mitgezählt das von der Landesregierung finanzierte Ausbildungszentrum „Centro de tecnificación" auf Ibiza. „Das ist kein Club, sondern dorthin schicken wir besonders talentierte Bogenschützen", sagt Carlos Cazador, der alles über diesen Sport auf den Balearen weiß und seinen eigenen Club auf der Insel managt, den Club Son Pardo in Palma (siehe Kasten rechts).

Aktive und Wettbewerbe

200 Menschen treiben auf Mallorca diesen Präzisionssport, etwa 350 sind es balearenweit. Gearbeitet wird mit sogenannten Recurvebögen, die mit Stabilisatoren und Zielvorrichtungen ausgestattet sind. Geschossen wird auf Zielscheiben mit Zielauflagen - bei Turnieren zunächst pro Teilnehmer zweimal je nach Ort (Halle oder im Freien) 30 oder 36 Pfeile und dann im K.-o.-Verfahren weiter, bis ein Gewinner im Finale ermittelt wird. Jeder, der Mitglied eines Clubs ist, muss auch, sofern er über zehn Jahre alt ist, dem Verband Federación Balear de Tiro con Arco beitreten, einer Unter-Organisation des spanischen Gesamtverbandes Real Federación Española de Tiro con Arco.

Die Wettkämpfe sind nach Geschlechtern aufgeteilt. Demnächst treten am Sonntag (17.4.) 40 Kinder und Jugendliche auf dem Sportplatz von Palmas Stadtteil Sant Agustí gegeneinander an, um den Mallorca-Champion zu ermitteln. Unterschieden wird in diesem Sport zwischen Wettkämpfen im Freien und in Hallen. In Hallen schießen die Schützen grundsätzlich aus einer Entfernung von 18 Metern, im Freien sind dies für Kinder bis 14 Jahren 50 Meter, für Jugendliche 60 Meter und für Erwachsene 70 Meter, wobei Letztere die olympische Distanz ist. Wie schon seit 1972 wird das Bogenschießen auch in diesem Sommer bei Olympia in Rio de Janeiro vertreten sein. Wer gut ist, qualifiziert sich auf den Balearen für spanienweite Wettkämpfe. Anfang Juli steht etwa ein zweitägiger Wettkampf für Kinder und Jugendliche in Salamanca auf dem Programm.

Nachwuchs

Für Kinder und Jugendliche gibt es drei Kategorien: menores (unter 14 Jahren), cadetes (15 bis 17 Jahre) und junior (17 bis 21 Jahre). Auf den Balearen sind mehr Jungen als Mädchen aktiv. Die Sportgeräte variieren je nach der Größe des Bogenschützen. Je kleiner der Sportler, desto kleiner der Bogen. „Wir haben drei bis vier Schützen unter den Jugendlichen, die spanienweit gut dabei sind", sagt Carlos Cazador stolz. „Wir setzen bei den Jungen auf die Zukunft von Víctor Pleite, der erst elf Jahre alt ist." Bei den Mädchen glauben die Sportfunktionäre felsenfest an die 13-jährige Natalia Izquierdo, die fleißig im Tramuntana-Club in Marratxí übt. „Doch sie sind noch nicht so weit, dass man sie auf

internationaler Ebene einsetzen kann." Ältere Supertalente seien auf den Balearen derzeit leider Mangelware, so Cazador weiter. Diejenigen, die zu den Europäischen Jugendkämpfen geschickt werden, die vom 19 bis 23. Juli in der rumänischen Hauptstadt Bukarest stattfinden, kommen aus anderen spanischen Regionen.

Wer mit Víctor und Natalia gleichziehen will, muss mindestens zwei Jahre trainieren, und das bei 20 Wochenstunden im Leistungszentrum auf Ibiza. Normale Bogenschützen begnügen sich mit sechs bis sieben Stunden an drei Wochentagen. „Um als Anfänger mithalten zu können, sind drei Monate Training nötig", so Carlos Cazador.

Kosten

Der Bogenschützensport ist nicht billig. Pfeil- und Recurvebogen-Sets gibt´s im Internet für 500 Euro, Cazador empfiehlt aber, sich von einem Trainer oder Betreuer in einem Club vor dem Kauf beraten zu lassen. Leistungssportler müssen noch erheblich mehr Geld anlegen. Ein komplettes, aus Pfeilen, einem Bogen, einem Koffer und einem Sucher bestehendes Set kostet 2.500 Euro, wobei die meisten Cracks noch einen zweiten Ersatzbogen besitzen. „Ein guter Bogen allein kostet schon 1.500 Euro", so Carlos Cazador. Verglichen damit sind die Beiträge, die Mitglieder an den Verband und an den Club entrichten müssen, bescheiden: „Für den Verband werden jährlich 30 Euro fällig, je nach Club sind die Monatsbeiträge unterschiedlich", so Carlos Cazador. „In meinem Club Son Pardo sind es 20 Euro."