Als der Schlusspfiff ertönt, brandet Applaus auf. Champagnerflaschen werden geköpft, der Inhalt verspritzt. „Llosetense, Llosetense" singen die Fans im Chor. Die Spieler posieren für Fotos und geben Autogramme. Es ist Sonntagabend (15.5.) und der letzte Spieltag in der Segunda División B, Gruppe 3, der dritthöchsten nationalen Spielklasse. Llosetense hat die Partie gegen Hércules aus Alicante mit 0:2 verloren. Ein nicht unverdientes Ergebnis. Die Mannschaft aus dem Ort mit der Zementfabrik beschließt die Saison mit 35 Punkten und 26:54 Toren als Absteiger und Tabellenletzter.

Und ja, hier wird trotzdem gefeiert. „Un club, un poble, un sol cor" steht auf einem großen Banner über der Quertribüne des Stadions Es Puig. Ein Club, ein Dorf, ein einzig Herz. „Das Engagement der Menschen aus dem Dorf war sensationell", sagt Tolo Bestard. Er ist Barbesitzer in Lloseta und war 40 Jahre lang im Vorstand des Clubs. „Als es darum ging, die Lizenz für die Segunda División B zu beantragen, brauchte der Verein vor allem das nötige Geld." Er sammelte in seiner Kneipe. „Nach 48 Stunden hatten wir 25.000 Euro zusammen." Mit 200.000 Euro Budget für die gesamte Saison hatte Llosetense dennoch einen der kleinsten Etats der 80 Mannschaften der Segunda División B. Keiner im Stadion vergisst das zu erwähnen.

Egal, wen man fragt, die Menschen sind selbst überrascht davon, wie groß die Begeisterung des Dorfes für den Club ist. 60 Dauerkarten­inhaber hatte der Club in der Aufstiegssaison 2014/15. In der nun beendeten Spielzeit waren es etwa 500. Und vor einem Jahr, als es um den Aufstieg ging, kamen 2.700 Menschen nach Es Puig. Das Dorf selbst hat keine 6.000 Einwohner.

Auch Ester López bleibt nach diesem letzten Spiel noch lange im Stadion. „Ich bin 52 Jahre alt und schaue schon mein ganzes Leben lang Fußball", sagt sie. „Aber das, was hier passiert ist, habe ich noch nie erlebt." Pfiffe gegen die eigene Mannschaft habe es keinen einzigen gegeben. Die ganze Saison über nicht. Weder als keines der ersten elf Spiele gewonnen werden konnte noch vor ein paar Wochen, als klar war, dass es wieder eine Liga nach unten gehen würde.

Nun ist López nicht ganz unbefangen, schließlich ist sie die Schwester vom Trainer Nico López. Aber ihre Begeisterung scheint echt. „Ich hoffe sehr, dass man dieses Gefühl in die nächste Saison tragen kann. Die Mannschaft ist in diesem Jahr richtig zusammengewachsen."

Ihr Bruder, der Trainer, sagt bei der Pressekonferenz, dass nun einige Spieler den Verein verlassen würden. Man habe auch schon neue Spieler verpflichtet. „Wir werden deren Namen in den ­nächsten ­Wochen veröffentlichen." Auch für den Coach war ein Banner im Stadion angebracht. „Gràcies Nico, gràcies Lloseta".

„Als es in der Hinrunde ganz schlimm war und wir fast jedes Spiel verloren haben, wurde unser Clubpräsident von einem Gegner gefragt, ob man den Trainer wechseln würde", sagt Jaume Artigues, der neben Ester López sitzt. Der Präsident soll den Kopf geschüttelt haben: „Dieser Typ arbeitet härter als irgendein Trainer vor ihm."

So heißt das Ziel von Nico López denn auch: sofortiger Wiederaufstieg. Schließlich ist es den Leuten in Lloseta, bei aller guten Laune, nicht gleichgültig, in welcher Liga ihr Club spielt. „Dieses Jahr war eine fiesta. Es wäre toll gewesen, wenn wir es mit dem Klassenerhalt hätten krönen können", sagt Ester López. „Die Fans hätten es verdient. Und die Spieler auch, Sie haben alles gegeben. Und noch mehr."

Eine Stunde zuvor hatte es eine Szene gegeben, die López recht zu geben scheint. Es lief schon die Nachspielzeit, Llosetense hatte gerade einen Ball über das Tor geschossen. Ivan Buigues, der Torwart von Hércules, ließ sich Zeit mit dem Ballholen. Da rannte Llosetense-Stürmer Héctor auf ihn zu und drückte ihm den Ball in die Hand, um weiterzuspielen. Dabei war doch schon alles gelaufen, und Llosetense hatte 0:2 verloren. So etwas nennt sich Einstellung. Und daran mangelt es in Es Puig weder dem Trainer noch den Spielern und offensichtlich auch nicht den Fans.