Petanca oder Pétanque ist auf den Balearen alles andere als eine Randsportart. Hier ist dieser Anfang des 20. Jahrhunderts in Frankreich erfundene Präzisionssport sogar populärer als in anderen Teilen Spaniens. Nur Barcelona weist ein ähnlich hingebungsvolles Engagement auf. Im Spiel versuchen zwei Teams oder zwei Einzelpersonen nach Kräften, eine bestimmte Anzahl von Kugeln so nahe wie möglich an eine vorher ausgeworfene Zielkugel zu werfen.

Die große Vorzeigeathletin des Verbandes Federación Balear de Petanca ist die erst 22-jährige Melani Homar, die vor drei Jahren ins spanische Nationalteam berufen und 2014 Europameisterin wurde. 2015 holte sie sogar Gold bei der WM in Thailand. „Ihre Mutter Cati Mayol und auch María José Pérez Avelino oder Jerónima Ballesta sind ebenfalls Könnerinnen", weiß Jaime Mesquida Sastre von der Federación.

Der Wettbewerbs-Sport Petanca gehört zu den Boule-Varianten, und war bereits im alten Griechenland bekannt. Damals wurden Stein­kugeln geworfen. Das Spiel war über Jahrhunderte im Mittelmeerraum so populär, dass Machthaber wie etwa der französische König Philipp V. 1319 oder die Pariser Synode 1697 erfolglos versuchten, es zu verbieten. Sie dachten, das profane Treiben lenke die Untertanen vom rechten Glauben ab.

Aktive und Wettbewerbe

Etwa 3.000 eingeschriebene Spieler betätigen sich balearenweit in nicht weniger als 69 Clubs, von denen sich 54 auf Mallorca befinden. Sie liegen verstreut auf den Inseln sogar in verlorenen Kleinstdörfern. Das große Zentrum ist Palma: 67 Bahnen stehen allein auf dem Gelände des Verbandes nahe dem Stadion des Fußball-Drittligisten Atlético ­Baleares an der Ringautobahn bereit. Auch deutsche Sportler sind dort immer mal wieder aktiv - im September seit vielen Jahren schon die Boule-Freunde aus ­Berlin-Reinickendorf.

Die nach Geschlechtern getrennten Wettbewerbe können bis zu fünf Stunden dauern und werden tagsüber ausgetragen. Es gibt Turniere mit Dreier- und Zweierteams und Einzelspielern - triplete, duplete und tete-à-tete.

Jaime Mesquida Sastre freut sich ganz besonders auf die Firmen-WM mit vielen deutschen Teilnehmern, die vom 1. bis 5. Juni in Palma veranstaltet wird. „Unternehmen wie Porsche und Calvin Klein entsenden Spieler", so der Verbandsfunktionär. Im Rahmen dieser WM ist Petanca allerdings nur eine Teilsportart. Es kommen dann auch Teams aus aller Welt auf die Insel, um unter anderem Minigolf, Bridge, Schach, Tischtennis, Rugby oder Pádel zu spielen.

Der Nachwuchs

Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, muss natürlich Nachwuchs herangezogen werden. Schon die Dreijährigen dürfen ran. „Die ganz Kleinen trainieren erst einmal die Fähigkeit, eine Kugel richtig zu werfen", so Jaime Mesquida. Zielgenauigkeit werde den Nachwuchs-Sportlern erst später beigebracht.

Der Landes-Verband bietet Kurse für zwei Alterskategorien von Kindern und Jugendlichen an - infantil (3 bis 14 Jahre) und juvenil (14 bis 17 Jahre). Für den Nachwuchs werden spezielle ­regionale und spanienweite Wettbewerbe angeboten. Ab 18 Jahren gehört ein Spieler zu den Erwachsenen der Kategorie senior.

Die Kosten

Petanca-Sets à acht Metallkugeln mit einem Gesamtgewicht von 5,5 Kilo und je einem Durchmesser von 70,5 Millimetern werden schon ab 40 Euro angeboten. Wettkampfkugeln können allerdings mit 400 Euro zu Buche schlagen. „Ansonsten braucht man nur bequeme Kleidung und ein Oberteil mit den Club-Insignien", so der Verbandsvertreter. Für den Landesverband werden pro Jahr 43 Euro fällig, darin ist eine Versicherung gegen Verletzungen enthalten. Die Club-Beiträge fallen mit 250 bis 300 Euro allerdings erheblich höher aus.