Andy Kohlberg setzt sich in einen der gemütlichen Designersessel in der neuen Player’s Lounge von Fußball-Zweitligist Real Mallorca und schaut sich lächelnd um. „Schön geworden, unser Gemeinschaftsraum, oder?“, fragt er eher rhetorisch. In der Tat macht der Saal mit einem Essbereich und einer Entspannungsecke mit Videokonsolen, zwei Tischkickern und einem Billardtisch etwas her. Damit soll der Zusammenhalt der Spieler gefördert werden. Denn nur eine Einheit kann auf dem Platz Erfolge feiern. Kohlberg, der Ex-Tennis-Star und Aktionär bei den Phoenix Suns in der Basketball-Profiliga NBA, ist neben Robert Sarver als Investor beim Inselclub eingestiegen, hat Geschäftsführer Maheta Molango eingesetzt und schaut ab und an mal nach dem Rechten auf der Insel. Das Gespräch führten wir vor der 0:1-Auftaktniederlage.

Was ist diesmal der Zweck Ihres Inselaufenthaltes?

Ich habe mich mit mehreren Sponsoren getroffen und Gespräche mit Leuten geführt, die uns weiterhelfen könnten, wie etwa einem Physiotherapeuten, der mir empfohlen wurde.

Mit welchem Gefühl gehen Sie in den Saisonauftakt?

Ich bin wirklich gespannt, wie sich das neue Team versteht und wie es sich auf dem Platz präsentiert. Allerdings muss ich gleich dazusagen, dass es nicht ausschließlich auf die Ergebnisse ankommt. Wir sind hierhergekommen, um ein langfristiges Projekt auf die Beine zu stellen. Da ist es mir wichtiger, dass wir erst einmal die Fundamente für den Erfolg schaffen und etwa eine funktionierende Nachwuchsarbeit oder gute Infrastruktur aufbauen. Das ist mir wichtiger, als jetzt ein ­Superteam zusammenzuhaben. Denn nur mit der Arbeit an der Basis kommt der Erfolg auch langfristig.

Aber das wurde doch in der Vergangenheit auch schon versucht.

Aber nicht so systematisch, wie es jetzt passiert. Wir sollten das übrigens auch aus einem ganz einfachen Grund machen: Gute Bedingungen locken gute Spieler an. Und gute Spieler locken in der Folge noch mehr gute Spieler an. So arbeiten erfolgreiche Teams.

Klingt ein bisschen nach Allgemeinplätzen.

Sie haben recht. Und trotzdem ist selbst in der NBA eine solche Arbeitsweise nicht an der Tagesordnung. Steve Nash (ehemaliger NBA-Star und Mitglied im Aufsichtsrat von Real Mallorca) war selbst überrascht, wie viele Teams in der NBA das nicht beherzigen.

Wie sehr waren Sie in die sportliche Planung für diese Saison involviert?

Das ist eher nicht so meine Baustelle. Darum kümmert sich Maheta Molango gemeinsam mit Steve Nash, der weitreichende Kontakte in die Fußballszene hat und auch sehr viel im Internet recherchiert.

Sie sind eher für das Finanzielle zuständig?

Ich würde nicht unbedingt sagen, das Finanzielle, sondern eher dafür, dass alle Einzelteile ineinanderpassen und die Maschinerie läuft.

Sie haben die Kapitalerhöhung von knapp 21 Millionen Euro mitgetragen. Im Sommer haben Sie aber keinen Euro für eine Neuverpflichtung ausgegeben. Warum?

Unsere Philosophie ist nicht, möglichst viel Geld auszugeben oder teure Spieler zu holen. Wir setzen auf langfristigen Erfolg und wollten in dieser Saison ein solides Team mit guten Zweitligaspielern zusammenstellen. Und wenn die ablösefrei sind, umso besser.

Man munkelt, der Club habe in der vergangenen Saison sieben Millionen Euro Verlust gemacht. Können Sie das bestätigen?

Nur so viel: Die wenigsten Teams in der Zweiten Liga machen Gewinn. Und wir wussten, dass wir erst einmal einiges an Geld in die Hand nehmen müssten, wenn wir hier einsteigen.

Mit welchem Ziel gehen Sie in die Saison? Ist der Aufstieg Pflicht?

Klar ist der Aufstieg das Ziel, aber ob das in dieser Saison klappt, kann niemand sagen. Das ist ja auch das Schöne am Sport. Wenn es dieses Jahr nichts wird, versuchen wir es eben im nächsten wieder. Gleichzeitig bringen wir unsere Infrastruktur auf Vordermann. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, eine Fahrstuhlmannschaft zu sein, die in der einen Saison auf- und in der nächsten wieder absteigt. Wenn wir aufsteigen, dann soll das von Dauer sein.

Alle sprechen vom Potenzial der Insel. Sehen Sie das auch?

Unbestritten hat Mallorca ein großes Potenzial. Die Insel zieht Menschen aus aller Welt an. Wir würden gerne eines Tages auch mal einen deutschen Star verpflichten. Aber das ist momentan noch nicht drin. Wenn wir in die Erste Liga aufsteigen, stehen uns ganz andere Möglichkeiten bei den Transfers offen.

Wie wollen Sie Real Mallorca in den USA bekannter machen?

In der Zukunft soll das Team im Sommer durch die Staaten touren und dort Freundschaftsspiele abhalten. Die Leute in den USA kennen den Namen Mallorca, von Villarreal dagegen hat noch nie jemand gehört, auch wenn die Champions League spielen.