An Marcus Cooper Walz hätten die Stoiker ihre wahre Freude gehabt. Den gerade 18-jährigen Kanuten aus dem Ferienort Cala d´Or an Mallorcas Ostküste bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Auch nicht sein kometenhafter Aufstieg in den vergangenen beiden Jahren: Europameistertitel in der Junioren-Klasse 2012 im Einer­kanu, Junioren-Weltmeister im Vierer 2011 und demnächst die Auszeichnung mit dem erst vor drei Jahren geschaffenen Prinzessin-­von-Asturien-Preis für den besten Sportler des Landes in der Juniorenkategorie.

Dies ist in Kürze der Werdegang des Deutsch-Engländers, der fast sein ganzes Leben auf Mallorca verbracht hat. Die MZ erwischt den Senkrechtstarter am späten Nachmittag im staatlichen Hochleistungszentrum in Madrid am Telefon. Dort schuftet er für seinen Traum: die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. „Klar ist das noch lange hin, aber ich motiviere mich jeden Tag mit diesem Ziel", erzählt Cooper Walz.

Er ist der Sohn eines Engländers und einer Deutschen, die einander in Oxford kennenlernten, wo auch Marcus auf die Welt kam. Ein paar Monate später zog die Familie nach Mallorca, wo sich die Eltern bald trennten. Marcus kann sich an seinen Vater nicht erinnern.

Obwohl die Mutter aus Heidelberg stammt, spricht der Sohn kaum ein Wort Deutsch. In akzentfreiem Spanisch berichtet er über sein neues Leben in Madrid. Seit September lebt er erst in dem renommierten Sportzentrum, in dem auch die mallorquinische Schwimmerin Melanie Costa trainiert. Cooper Walz ist das Leben fern der Heimat gewöhnt: Bereits 2010 zog der damals 15-Jährige von zu Hause aus, um in einem Leistungszentrum in Asturien den großen Karrieresprung vorzubereiten.

Zwei Jahre lang trainierte er in Nordwestspanien und wurde dann vom „Centro de Alto Rendimiento" in Madrid angeschrieben, um zu sondieren, ob er sich einen weiteren Schritt nach oben zutraute. Walz sagte sofort zu. „Hier habe ich die besten Möglichkeiten. Es wäre blöd gewesen, Nein zu sagen."

Dass der Real Club Náutico Portopetro, wo die Karriere begann, bald zu klein für ihn werden würde, war schnell klar. Das sagt auch ein ehemaliger Trainer des Clubs, Víctor Blanes: „Marcus musste weg. Ein Junge mit seinem Potenzial kann nicht auf Mallorca bleiben."

2006 hatte der damals 12-jährige Marcus eher zufällig Bekanntschaft mit dem Kanusport gemacht. Ein Freund war zum Training gegangen, Marcus sollte ihn eigentlich nur begleiten. Was er sah, begeisterte ihn auf Anhieb. „Das war mal etwas anderes. Alle anderen Jungs in meinem Alter spielten Fußball. Ich hatte eben das Talent zum Kanufahren und auch Spaß daran", erzählt er.

Sechs Tage die Woche trainiert der Kanute jeweils knapp fünf Stunden auf einem See etwas außerhalb der Hauptstadt. Daneben studiert er an der dem Leistungszentrum angegliederten Hochschule Medieninformatik. Klar vermisse er seine Familie und Mallorca, aber inzwischen habe er mehr Freunde auf dem Festland.

Marcus kommt zugute, dass er eher ein Einzelgänger ist. Am liebsten sind ihm denn auch seine Erfolge im Einerkanu. „Da weiß ich, dass die Leistung einzig und allein durch mich zustande gekommen ist." Erfolge, für die er am 5. Dezember vom Königshaus ausgezeichnet wird. Von wem genau? „Keine Ahnung, ob das der König oder Prinzessin Letizia macht." Ein Stoiker eben.