Im Dorf starten, den Berg hinaufrennen und wieder am Ausgangspunkt ankommen. Das ist die Grundidee des Skyrunning. Die Sportart entstand in den 90er-Jahren in Italien und wird nach und nach immer bekannter - auch auf Mallorca. Der Vater und Erfinder dieser Art des Berglaufens heißt Marino Giacometti. „Ich sehe einen Berg und will mit den einfachsten Mitteln hoch: mit meinen Beinen und Schuhen", sagte der Italiener 2015 bei einem internationalen Bergkongress.

Entwickelt hat Giacometti das Skyrunning aus dem Bergsteigen und dem einfachen Geländelauf. Zur Vorbereitung auf die Besteigung der großen Gipfel dieser Welt sind Bergsteiger schon immer auch in den Bergen joggen gegangen. Daraus sind Bergläufe entstanden, die zunehmend einen Wettbewerbs­charakter bekamen - aber kaum standardisiert waren. Regeln mussten her und ein Bewertungsmaßstab für offizielle Rennen.

So bildete sich die International Skyrunning Federation (ISF), deren Präsident Marino Giacometti ist. Laut den Statuten ist die Grund­voraussetzung des Skyrunning das Laufen bei 2.000 Metern Höhe über dem Meeresspiegel - dazu später noch mehr. Außerdem muss das Gefälle mindestens 30 Prozent betragen, und die Kletterschwierigkeit darf höchstens zweiten Grades sein.

Wenn auch nicht in Deutschland, so gibt es mittlerweile in 35 Ländern Ableger der Föderation, darunter Spanien (FEDME). Auf den balearischen Inseln hat man sich in der FBME zusammengeschlossen. Die FEDME richtet seit 2001 Skyrunning-Wettbewerbe in Spanien aus. „Wir bieten drei unterschiedliche Disziplinen an: linear, vertikal und ultra", erklärt Abteilungsleiter Llluís Giner Arnabat.

Die linearen Rennen haben einen unterschiedlichen Start- und Zielpunkt sowie eine Mindest­länge von 21 Kilometern. Bei weniger als 34 Kilometern Strecke müssen 1.000 Höhenmeter überwunden werden, ab 34 Kilometern gar 1.500. Bei den vertikalen Läufen geht es in einer Tour bergauf. In maximal acht Kilometern Streckenlänge müssen mindestens 700 Höhenmeter absolviert werden. Die Ultradisziplin ist aus anderen Ausdauersportarten bekannt und für Extremsportler konzipiert. Sie umfasst eine ­Mindeststrecke von 80 Kilometern und wenigstens 4.000 Höhenmetern.

Für die Rennen auf den Balearen zeichnet die FBME verantwortlich, welche derzeit noch ohne die Unterstützung des Dachverbandes ISF auskommen muss. „Die Vorschriften der Skyrunning-Wettbewerbe sind für Italien und Frankreich konzipiert. Auf den Balearen haben wir gar nicht die Möglichkeit, Rennen ab einer Höhe von 2.000 Metern anzubieten", sagt FBME-Präsident Xisco Colom. Aktuell bemüht er sich um eine Ausnahmeregelung zur Ausrichtung offizieller Skyrunning-Wettkämpfe 2017 auf der Insel.

Neben Einzelrennen, bei denen nur Mitglieder des balearischen Verbandes zugelassen sind, gibt es eine Liga für alle Skyrunner dieser Welt. „Favoriten bei den spanischen Rennen sind die Spanier selbst, durch die hohe Anzahl an Startern. Dahinter folgen Italiener, Franzosen und Portugiesen", sagt Arnabat. Die Skyrunning-Saison auf Mallorca läuft vom 26. März bis zum 26. November. In diesem Zeitraum werden zahlreiche Rennen in der Tramuntana durchgeführt. Vergangenen Samstag (17.9.) erfolgte im Rahmen des „Trapa Trails" in s´Arracó ein Skyrunning-Wettbewerb.

Umweltschützer sind gemeinhin nicht besonders gut auf die Bergläufer zu sprechen - insbesondere über den „Ultra Mallorca"-Lauf durch die Tramuntana kommt es immer wieder zu Streit. Colom betont, dass jeder Wettbewerb extra genehmigt wird und die Teilnehmerzahl begrenzt wird, um die Natur zu schonen.

Der Trapa Trail sei beispielsweise auf maximal 250 Läufer begrenzt. Zudem würde ein Teil der Startgebühr in Höhe von 16 Euro der Umweltschutzorganisation GOB gespendet. Damit dennoch alle Sportler in den Genuss eines Starts in der Tramuntana kommen, würden eben viele Rennen organisiert, sagt Colom. Ob die permanente Beanspruchung der Natur auf kleinerer Basis umweltschonender ist, sei mal dahingestellt.

Außer den professionellen Läufern gibt es auf Mallorca auch Tour-Anbieter, die sich auf Skyrunning spezialisiert haben. Manuel Rullan bietet gemeinsam mit seinem Bruder Pere solche Erkundungstouren an. Das Durch-die-Berge-Rennen ist für Touristen gedacht und eine Art Tramuntana-Sightseeing. „Wir erreichen zu Fuß Plätze, die man sonst nicht zu sehen bekommt", sagt Manuel Rullan. „Besonders der Kon­trast zwischen Bergen und Meer ist aus der Höhe atemberaubend."

Ein Video auf ihrer Facebook-Seite „Skyrunning Mallorca" zeigt die Geschwister bei beeindruckenden Läufen über die Bergkämme der Tramuntana, die nicht ganz ungefährlich wirken. Pere Rullan ist denn auch ein Profisportler des Skyrunning und nimmt regelmäßig an internationalen Wettkämpfen teil. Vor ein paar Jahren war er Spanischer Meister, und mit der katalanischen Nationalmannschaft landete er bei den vergangenen Weltmeisterschaften in Hongkong auf dem sechsten Platz.

Ganz so viel Action gibt es bei den angebotenen Touren dann aber nicht. „Die Teilnehmer können entscheiden, was sie sehen möchten, und wir passen die Route an ihr Können und ihre Fitness an" sagt Manuel Rullan. So können die Ausflüge zwischen einer und vier Stunden dauern. Große Voraussetzungen für das Berglaufen gibt es nicht. Wie von Skyrunning-Erfinder Giacometti erdacht, sollten ein Paar Laufschuhe an den Füßen reichen.