Was machen eigentlich alternde Tennisstars nach ihrem Karriere­ende? „Im Großen und Ganzen gibt es zwei Berufe, die die Spieler ausüben: als Trainer für die nächste Generation oder als Kommen­tatoren", sagt David Massey, Vizepräsident der ATP-Tour. Und es gibt noch eine weitere Op­tion: Die ganz großen Stars können auch in der „Rentnerkategorie" weiterspielen, der ATP Cham­pions Tour. Nächster Stopp ist der Legends Cup im Palma Sport & Tennis Club vom 6. bis 9. Oktober (siehe Kasten).

Acht Helden von damals nehmen am Turnier teil und das nicht nur aus Jux. Viele tun es, um ihre laufenden Kosten zu finanzieren. Ein festes Preisgeld gibt es nicht, aber die Spieler stehen unter Vertrag. Zudem gibt es Bonuszahlungen für ein gutes Abschneiden bei den Turnieren. „Wenn man sechs Turniere im Jahr spielt, kann man davon leben", sagt Massey. Die Teilnahme erfolgt auf Einladung der Turnierleitungen. Berechtigt sind alle Spieler, die die reguläre ATP-Karriere beendet haben. Zudem muss eines der folgenden Kriterien erfüllt sein: ehemaliger Weltranglisten-Erster, Finalist eines Grand Slams oder Einzelspieler in einem Davis-Cup-Siegerteam.

Derer treten nun acht beim Legends Cup in Palma an. Der Spanier Àlex Corretja gewann 1978 die ATP World Tour 1998 und war im Folgejahr Weltranglisten-Zweiter. Nach seinem Rücktritt 2005 legte er eine Pause ein - bei eingespielten 10,4 Millionen US-Dollar Preisgeld konnte er sich das leisten. „Die Spieler müssen in der Realität ankommen und lernen, dass sie nicht mehr immer bedient werden", sagt Ali Yenilmez, der selbst Profi war und heute die Tennis Academy Mallorca in Peguera leitet. Erst dann seien sie bereit für eine neue Ausbildung oder den Trainerschein. Corretja arbeitet heute als Trainer und Interviewer.

Tim Henman und Mikael Pernfors ruhen sich noch auf ihren Preisgeldern aus. Die ehemalige britische Nummer 1 Tim Henman (Preisgelder: 11,6 Mio. US-Dollar) genießt die Freizeit mit der Familie und arbeitet als Experte für die BBC. Der Schwede Pernfors (Preisgelder: 1,6 Mio. US-Dollar), der 1986 im Finale von Roland Garros stand, konzentriert sich derweil ganz auf die Champions Tour.

Für sein unterhaltsames Spiel war der selbst ernannte Tennisclown Mansour Bahrami bekannt. Der Doppel-Finalist der French Open 1989 hat es „nur" auf Rang 192 der Weltrangliste geschafft. Beim Legends Cup ist der Iraner (Preisgelder: 369.000 US-Dollar) durch seine komischen Einlagen dennoch ein gern gesehener Gast.

Als spaßiger Spieler ist den Tennis-Fans auch Henri Leconte in Erinnerung. 1996 beendete der Franzose (Preisgelder: 3,4 Mio. US-Dollar) seine Karriere und tauchte 2010 bei der „TV Total"-Autoball-WM wieder im Fernsehen auf. Heute ist er Eventmanager und für Veranstaltungen zu buchen. Zudem vertreibt er Tretroller, mit denen er Sightseeing-Touren unternimmt.

Sich selbst vermarktet auch der ehemalige Weltranglisten-Erste Mats Wilander. Über seine Tennisschule Wilander on Wheels ist der Schwede für stolze 2.000 US-Dollar pro Stunde zu buchen. Dafür gibt es aber immerhin einen siebenfachen Grand-Slam-Turniersieger. Auch Wilander (Preisgeld: 8 Mio US-Dollar) tritt regelmäßig als Experte vor die Kamera, unter anderem für Eurosport.

Auch ein Deutscher tritt in Palma an. Der dreifache Davis-Cup-Sieger Carl-Uwe „Charly" Steeb (Preisgelder: 2,3 Mio. US-Dollar) fungierte nach seinem Rücktritt 1993 als ATP-Turnierdirektor in Hamburg. 2009 gründete er eine Vermarktungsagentur, die 2013 Insolvenz anmeldete. Zum Jahresende musste er auch seinen Posten als Vizepräsident des deutschen Tennisbundes räumen. Heute ist er für das ZDF und Sport 1 bei Tennisturnieren im Einsatz.

Siegchancen werden dem Lokalhelden Carlos Moyá eingeräumt (Preisgelder: 13,4 Mio. US-Dollar). 1999 war der Mallorquiner der erste Spanier an der Spitze der Weltrangliste. 2011 gründete er eine Tennisschule, die er für drei Jahre leitete. Aktuell ist er Inhaber des Fitness­studios ProFitness in Palma. Früher oder später haben sich alle Ex-Profis wieder eine Beschäftigung gesucht. „Der Mensch braucht eine Aufgabe, sonst fällt er in ein Loch", sagt Yenilmez.