Die erste Medaille bei Olympischen Spielen für Fidschi war eine der Sensationen in Rio de Janeiro 2016. Der Inselstaat holte Gold im Rugby. Mehr noch: Anstatt großer Jubelarien gingen die Spieler zum Gegner und bedankten sich für die faire Partie. „Beim Rugby gibt es keine Gegner. Auch die Männer der anderen Mannschaft sind Mitspieler - nur mit anderen Trikots", bestätigt Luis Pitarch. Der Spanier lebt seit zwei Monaten auf Mallorca und spielt für El Toro, einen Rugbyclub in Son Caliu.

In seiner Heimatstadt Marbella ist er auf die Deutsche Schule gegangen, seit zwei Monaten arbeitet er bei einem deutschen Unternehmen auf der Insel. Rugby spielte er schon von Kindesbeinen an. „Die Jugendteams in Marbella gehören zu den besten Spaniens", sagt er. Bei einem Erasmus-Studium in München hat er auch in Deutschland gespielt. Auf Initiative eines türkischen Mitspielers kam es daraufhin zu einem Anruf aus der Türkei. Der Erstligist Odtü Ankara fragte an, ob Pitarch bei den dortigen Play-offs helfen könnte. „Die haben mir alles bezahlt: Reise, Hotel, Verpflegung." Als der Club ihm sogar Geld fürs Spielen zahlen wollte, lehnte der Spanier ab. „Ich spiele aus Spaß und fühlte mich schon geehrt, dass sie mich eingeladen hatten." Mit Pitarchs Hilfe wurden die Play-offs gewonnen. Er kann sich seitdem türkischer Meister nennen.

Jetzt spielt er mit El Toro in der ersten Liga des balearischen Verbandes. Spanienweit gesehen ist das die dritte Liga. In 14 Partien wird der Meister ausgespielt. Neben den sechs mallorquinischen Vereinen tritt jeweils ein Team aus Menorca und Ibiza an. „Bei einem rechtzeitigen Antrag zahlt uns die Regierung die Kosten für die Reise", sagt Andrés Mateu Würschmidt. Der Argentinier mit deutschem Großvater ist seit vier Jahren der Trainer des Teams. „Im Gegensatz zu den Fußballclubs bekommt bei uns keiner Geld", sagt der Coach. Dennoch ist er voller Engagement dabei. Als im Training ein Spieler einen Ball nicht fängt, schmettert Mateu das Ei zu Boden und stapft wütend zur Seitenlinie.

Er beruhigt sich jedoch schnell, denn schließlich wird Aggressivität nicht gern gesehen im Rugby - auch wenn es eine Kontaktsportart ist. „Die spanischen Nationalspieler Pablo Feijoo und Jesus Moreno gehören zu den besten Rugby-Spielern der Welt - und sehen aus wie harmlose Teddybären", sagt Pitarch, der selbst ein stattliches Format hat.

Diese Saison peilt El Toro die Meisterschaft an und somit den Schritt in die nationale Liga im kommenden Jahr. Dafür sucht Trainer Mateu noch dringend Verstärkung. „Um in ganz Spanien zu spielen, brauchen wir mindestens 40 Spieler im Kader. Derzeit haben wir nur 26", sagt er. Auch Anfänger seien gern gesehen. Im Team sind teilweise Spieler, die erst vor wenigen Wochen das erste Mal ein Rugby-Ei angefasst haben. „Beim Rugby gibt es für jeden eine Position. Egal ob groß, klein, dick oder dünn. Es gibt keine schlechten Spieler", sagt Pitarch.

Die Neuanmeldungen halten sich dennoch in Grenzen. Viel läuft über Familie und Bekanntschaften. Bei El Toro spielen schließlich nicht nur die Herren. Auch Frauen, Kinder und Senioren kämpfen in ihren Teams darum, den Ball für Punkte im gegnerischen Malfeld abzulegen. Wichtig ist der Rugby-Familie vor allem der respektvolle Umgang. „Wenn die Eltern eines Jugendspielers während des Spiels herumpöbeln und den Schiri ­beschimpfen, fliegen sie raus", sagt Pitarch. Auch auf dem Feld darf der Schiedsrichter nicht angesprochen werden. Schon ein „aber" führt zu einer Verwarnung. „Wer in der dritten Liga Rugby spielt, darf von einem Schiedsrichter keine erstklassige Leistung erwarten. Und die Spieler machen immer mehr Fehler als der Unparteiische", sagt Pitarch.

„Das Beste am Rugby ist die dritte Halbzeit. Nach dem Spiel grillen wir gemeinsam mit dem Schiedsrichter und dem Gegner", sagt Mateu. Das nächste Barbecue ist am Sonntag (30.10.) um 16 Uhr gegen den Shamrock RC in Son Roca. Etwas Rugby wird zu Beginn auch noch gespielt.