Mit dem Anpfiff im Camp Nou, der Spielstätte des FC Barcelona, um 16.15 Uhr am Samstag (3.12.) teilen sich die Fußballfans in Spanien in zwei Lager auf. Barça oder Real Madrid heißt es dann vor Millionen von Bildschirmen - zu sehen über den Bezahlsender BeIN Sports oder in der Bar um die Ecke. Der clásico ist nicht nur das wichtigste Fußballspiel Spaniens, sondern auch einer der größten Publikumsmagneten auf der Welt.

Das bislang letzte Aufeinandertreffen am 2. April entschied Real ­Madrid mit 2:1 für sich, wenngleich es am Titelgewinn für Barcelona am Ende nichts änderte. Diese Saison gehen die Katalanen mit sechs Punkten Rückstand auf die noch ungeschlagenen Madrilenen ins Spiel. Aus deutscher Sicht wird es kein direktes Duell geben. Zwar hat sich Marc-André Ter Stegen diese Spielzeit bei Barcelona den Stammplatz im Tor erkämpft, dafür fehlt aber Spielmacher Toni Kroos bei den „Königlichen" mit einem Haarriss im Fuß. Auch der walisische Superstar Gareth Bale wird aufgrund einer Sprunggelenksverletzung nicht auf dem Platz stehen.

Manfred Breuckmann, Sportreporter

Beim clásico wird der politische Konflikt zwischen der Zentralmacht in Madrid und den Katalanen aus Barcelona ausgetragen. Ich drücke dem FC Barcelona intensiv die Daumen, dass er gewinnt. Ich war oft in der Stadt und mag die Art, wie Barcelona Fußball spielt. Der Heimvorteil könnte den Ausschlag geben. Drei Euro ins Phrasenschwein: Der clásico hat eigene Gesetze. Da zählt es nicht, wer in Form ist oder auch nicht. In solchen Partien wachsen die Spieler über sich hinaus. Das Umfeld macht Riesentheater. Ob die Spieler noch diese Emotionen ausleben, weiß ich nicht. Viele von denen sind Söldner. Aber auch die lassen sich von der hitzigen Atmosphäre anstecken und kämpfen zehn Prozent mehr. Sie wollen die Fans davor bewahren, am nächsten Tag ausgelacht zu werden.

Tipp: 1:1

Juanito, Trainer Palma Futsal

Es wird eine schön anzusehende Begegnung. Kleinigkeiten werden das Spiel entscheiden. Beide Teams sind gut drauf. Der Schlüssel wird sein, wer von beiden den größeren Willen hat, das Spiel zu gewinnen. Die Resultate der vergangenen Spiele sprechen zwar für Ma­drid, aber Barcelona zieht sich für den clásico den Blaumann an und macht über den Kampf den minimalen Formunterschied wett. Auch der Ausfall von Bale wird Real schwächen. Der Waliser war in einer Topverfassung und hatte die besten Statistiken seit seinem Wechsel nach Madrid. Seine Geschwindigkeit und seine Läufe in die Tiefe werden dem Team von Zinedine Zidane fehlen. Ich komme zwar aus Barcelona, würde mich aber nicht als Fan bezeichnen. Ich will einfach nur ein tolles Spiel sehen.

Tipp: 3:2 für Barcelona

Miguel Ángel Nadal, Ex-Spieler FC Barcelona

Wir sind noch in der Hinrunde, daher haben das Spiel und die aktuelle Tabelle nicht so viel Aussagekraft. Aber klar geht Real Madrid mit mehr Selbstvertrauen in die Begegnung. Barcelona ist im Gegensatz zum Vorjahr noch mehr von Lionel Messi und seinen Geistesblitzen abhängig. Die sind auch nötig, denn Madrid zeigt sich in dieser Saison sehr stabil in der Abwehr. Auch nach vorne haben die Madrilenen - wie jedes Jahr - sehr viel individuelle Klasse. Ich gehe davon aus, dass Barcelona im Camp Nou das Spiel machen wird und Real auf Konter lauert. Der clásico beschränkt sich nicht nur auf die 90 Minuten auf dem Rasen. Das geht schon in der Woche vorher los, wenn alle über das Spiel reden. Alles andere als ein Sieg für Barcelona wäre eine Tragödie!

Tipp: Was weiß denn ich!

Iván Campo, Ex-Spieler Real Madrid

Ich kann mich gut an meinen ersten clásico im Camp Nou erinnern. Die Atmosphäre war atemberaubend. Ich hab die Rivalität in den Spielen gar nicht so stark wahrgenommen. Spätestens beim Aufwärmen waren wir alle so fokussiert, dass wir das ausgeblendet haben. Während der 90 Minuten waren das dann intensive Duelle, denn Barcelona hatte immer die besten Fußballer in seinen Reihen. Angeeckt bin ich nie mit speziellen Spielern. Ich hab mich immer auf meine Leistung konzentriert. Von außen sieht das immer so nach Kampf aus, es ist aber eine rein sportliche Rivalität. So weit ich weiß, wird Iniesta am Samstag in der Startelf stehen und könnte Real Probleme bereiten. Die Fanlager werden beim clásico ein Leben lang nicht getauscht, und ich hoffe auf einen Sieg meines Ex-Vereins.

Tipp: 2:1 für Madrid

Reiner Calmund, Ex-Manager Bayer Leverkusen

Jeder denkt, sein Derby wäre der größte Klassiker. Beim Spiel Real Madrid gegen Barcelona trifft das zu. Das sind die zwei besten Teams der stärksten Liga der Welt. Es wäre mühselig, alle Titel zusammenzuzählen, die beide gewonnen haben. Wir haben oft mit Leverkusen gegen die Spanier gespielt. Da hab ich auch die Emotionen mitbekommen, die die Fans der Vereine ausleben. In der Saison 02/03 war ich zum clásico im Camp Nou. Das war die Rückkehr von Luis Figo nach seinem Wechsel zu Real Madrid. Da flogen Billardkugeln auf das Feld und sogar ein Schweinekopf, als der Portugiese eine Ecke treten wollte. Auch am Samstag wird die Post abgehen. Ich selbst halte zu Madrid. Das hat nichts mit den Clubs zu tun, sondern weil Toni Kroos da spielt, den ich aus seiner Zeit in Leverkusen noch kenne.

Tipp: 2:2

Ricard Cabot, Sport-Chef Diario de Mallorca

Der FC Barcelona geht angeschlagen in den clásico. Die Unentschieden gegen Málaga und Real Sociedad San Sebastián in den vergangenen zwei Liga­spielen haben den Katalanen sehr wehgetan. Besonders im Mittelfeld fehlt die Kreativität, und die Stürmer hängen in der Luft. Die Rückkehr von Andrés Iniesta ist die große Unbekannte. Kommt er nach seiner Verletzung in gewohnter Form in die Startelf zurück, hat Barcelona gute Chancen zu gewinnen. Wenn nicht, wird das Team versuchen mit langen Bällen Messi, Neymar und Suárez zu finden. Dann wird der Zufall das Spiel entscheiden. Real Madrid ist Tabellenführer, ohne jedoch zu glänzen. Die Madrilenen wollen mit hohem Druck die Verunsicherung der Gastgeber ausnutzen. Das Spiel wird auf jeden Fall ein Spektakel. Viel mehr geht auf dieser Welt nicht.

Tipp: 2:1 für Barcelona