Der Berliner Ingo Volckmann ist der Präsident und Besitzer des Fußball-Drittligisten Atlético Baleares. Der 49-Jährige leitet die Firma für Lüftungstechnik Lunos und die Hotelkette Agon-Group. Im Juni 2014 übernahm er den insolventen Verein. Mit der neuen Finanzkraft sollte eigentlich der Aufstieg in die zweite Liga gelingen. Doch auch im dritten Anlauf verliert das Team um den deutschen Trainer Chris­tian Ziege die vier Play-off-Plätze zunehmend aus den Augen. Mit sieben Punkten Rückstand liegt Atlético Baleares zum Abschluss der Hinrunde nur auf Rang 9. Die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" sprach mit Volckmann vor dem Rückrundenstart am Sonntag (8.1., 12 Uhr) im Stadion von Son Malferit gegen Levante B.

Wie fällt Ihr sportliches Fazit nach der Hinrunde aus?

Es gab positive Aspekte und auch weniger erfreuliche. Zurückblickend stehen wir gut in der Tabelle da, obwohl das Ziel war, weiter oben zu landen. Wir hatten zu Saisonbeginn viel Pech, als sich unsere beiden Stürmer Simon Zangerl und Alejandro Torres verletzt haben. Beide haben so gut wie nie gespielt, und das ist der Grund dafür, dass wir so wenige Tore geschossen haben. Der verbliebene Angreifer Rubén Jurado war wochenlang außer Form. Da es aber keine Alternative gab, spielte er stets von Anfang an. Auf der anderen Seite haben wir eine starke Defensive und kassieren nur selten Gegentreffer. Die Spieler zeigen viel Einsatz auf dem Platz. Ausgenommen davon ist der katastrophale Auftritt in Lleida, wo wir mit 1:0 verloren haben. Aber das gehört bei einem Drittligisten dazu. Wir sind nicht Real Madrid, FC Barcelona oder Bayern München. Wir sind Atlético Baleares, ein Verein, der 53 Jahre in der dritten Liga gespielt hat und nur 3 in der zweiten.

Ist das Stadion in Son Malferit nicht für ein weiteres Wachstum hinderlich?

Was bleibt uns anderes übrig? Wir werden bei der Stadt einen anderen Platz anfragen. Aktuell kommen wir alleine für die Stromrechnung auf. So geht das nicht. Es würde viel Geld kosten, das alte Estadi Balear wieder herzurichten. Vor ein paar Monaten war das ein heißes Thema, und ich war drauf und dran, die Renovierung zu zahlen. Heute sehe ich das realistischer. Schon unser Ausweichstadion in Son Malferit hat uns sehr viel gekostet. Solange uns die Stadt nicht finanziell unterstützt oder wir keine andere Lösung finden, bleiben wir hier.

Was wäre eine andere Lösung?

Warum können wir denn nicht im Stadion von Son Moix spielen? Wenn wir aufsteigen, wären wir mit Real Mallorca in derselben Liga. Oder die Stadt soll sich halt etwas einfallen lassen.

Was treibt Sie an, so viel Geld in den Verein zu stecken?

Wir Investoren sind verrückte Leute. Roman Abramovich vom FC Chelsea gibt beispielsweise sehr viel Geld aus und verdient keinen einzigen Euro. Bei mir ist das genauso. Ich kann von Glück reden, dass ich dazu in der Lage bin. Das ist aber kein Dauerzustand. Wenn wir diese Saison nicht aufsteigen, werde ich den Etat für die nächste Spielzeit senken und mehr auf junge Spieler setzen. Weder kann noch will ich jedes Jahr mehrere Millionen Euro ausgeben. Obwohl mir schwierige Aufgaben gefallen und ich richtig Lust auf die zweite Liga habe.

Wo stünde Atlético Baleares heute ohne Ihr Geld?

Die vorherigen Besitzer hatten einen Insolvenzantrag gestellt. Wäre ich nicht gekommen, würde es den Verein wahrscheinlich nicht mehr geben. Dafür möchte ich akzeptiert werden, wie ich bin.

Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie für Ihr Geld erhalten?

Wenn die Einstellung der Spieler stimmt, dann ja. Das ist für mich das Wichtigste. Ob wir dann erfolgreich sind, ist eine andere Geschichte. Es hängt von vielen Dingen ab, ob der Ball reingeht oder eben nicht. In den Begegnungen, in denen sich das Team hängenlassen hat, gab es nach Spielende einige heftige Worte von Trainer Christian Ziege. Danach konnte ich immer eine Antwort der Spieler auf dem Platz feststellen.

Vertrauen Sie in die Arbeit von Christian Ziege?

Ja, zu hundert Prozent.

Haben Sie Verständnis, dass einige Fans das nicht so sehen?

Da bin ich anderer Auffassung. Die Spieler hängen sich im Training voll rein. Im Gespräch sagen sie mir, dass sie sehr zufrieden mit dem Trainer sind. Christian Ziege hat sehr viel Erfahrung. Er redet viel mit den Spielern und vermittelt so seine Kenntnisse. Mir gefällt seine Arbeit. Anders würde es aussehen, wenn das Team sechs oder sieben Spiele in Folge verliert. Dann müsste man über einen Trainerwechsel nachdenken.

Sind Sie immer noch sauer auf U.D. Poblense, da die Ihnen den Testgegner Hertha BSC Berlin weggeschnappt haben?

Und ob. Wir hatten die Möglichkeit, zu unserem 75-jährigen Vereinsjubiläum gegen einen Bundesligisten zu spielen. Zudem wäre es eine Partie gegen den Verein meiner Heimatstadt gewesen. Wir haben bei U.D. Poblense angefragt, ob sie uns ihren Platz leihen könnten. Sie haben abgelehnt und dann kurz darauf verkündet, dass sie selbst antreten. Ich kann verstehen, dass uns die Fans von Real Mallorca nicht im Stadion von Son Moix oder Son Bibiloni haben wollen. Aber in Sa Pobla beim Kooperationspartner? Wir hätten für die Begegnung gezahlt, und Poblense hätte keine Ausgaben oder sonstige Probleme gehabt.