Mittlerweile ist es so gut wie sicher: Drittligist Atlético Baleares spielt ab der kommenden Saison drei Spielzeiten im Stadion Nou Camp in Inca, der Heimstätte des CD Constància. Noch seien die Verträge nicht unterschrieben, sagte Baleares-Pressesprecher Carlos Hernández der MZ. „Aber die Verhandlungen sind weit fortgeschritten." Der Arbeiterverein aus der Stadt zieht in die Inselprovinz. Das Stadion Son Malferit an der Ringautobahn, wo der Club seit 2014 spielt, genügte mit seinem viel zu kleinen Kunstrasenplatz noch nie den Ansprüchen des Vereins. Jetzt also Inca.

„Irgendwie passt das in unsere Geschichte, dass wir wieder das Stadion wechseln sollen", sagt Antoni Salas. Der 75-Jährige verfolgt seit 1948 das Geschehen des Vereins und ist mittlerweile offizieller Vereinshistoriker. „Denn am Anfang des Clubs steht der Verlust eines Sportplatzes."Das erste Stadion weicht der Stadt

Im Jahr 1941 stand der Verein Athletic FC vor einem Problem. Die Spielstätte Camp de Sa Punta befand sich dort, wo sich heute die Straße 31 de Desembre an der Plaça Abu Yahya in die Straße nach Valldemossa und die nach Sóller aufteilt. Doch die Stadt wollte die Gegend urbanisieren. Der Verein hatte in der Nachkriegszeit keine Mittel, ein eigenes Stadion zu bauen, also suchte man sich Partner. „Die erste Anlaufstelle war Real Mallorca, aber dort stellte man unmögliche Konditionen." Schließlich landete man bei Baleares FC. Der Club trug seine Heimspiele im Stadion Son Canals in der Nähe der Plaça Güell aus.

1942 fusionierten die beiden Vereine zu Atlético Baleares. „Baleares stellte das Stadion und die Vereinsfarben, dafür durfte Athletic zuerst im Namen stehen", erklärt Salas. Die Fusion war erfolgreich. Zwei Jahre lang spielte der Verein sogar in der zweiten Liga. „Bis die Besitzer des Stadions im Jahr 1958 entschieden, es abzureißen und auch dort Häuser zu bauen. Zum zweiten Mal standen wir also ohne Stadion da."Ein wunderschönes eigenes Stadion

Diesmal baute der Verein sein eigenes Stadion, das Estadi Balear in der Nähe des östlichen Autobahnrings. „Ein wunderschönes Stadion mit 23.000 Plätzen", schwärmt Salas. Doch bei der Finanzierung traf der Verein eine Entscheidung, die sich bis heute auswirkt. Er setzte auf Teilhaber und gab tausend Aktien zu 10.000 Peseten sowie weitere tausend zu 5.000 Peseten aus. Im Gegenzug gab es lebenslang gratis Zutritt zum Stadion.

„Nur hat sich niemand darüber Gedanken gemacht, dass ein Stadion auch Unterhaltskosten hat. Und damals wurde qualitativ sehr schlecht gebaut." Bereits nach 20 Jahren taten sich erste grobe Mängel auf, die nur notdürftig repariert wurden. „Das Estadi Balear hatte viele Besitzer, aber keine Regelungen, wer wie zum Erhalt beiträgt."

Auf Mallorca ein bekanntes Problem

Das kennt man auf der Insel auch von anderen Sportstätten. Das Estadi Lluís Stijar, wo Real Mallorca jahrzehntelang spielte, hatte vor seiner Schließung ähnliche Probleme. Und auch das erste privat finanzierte Schwimmbad in Son Hugo musste von der Stadt geschlossen werden, weil die Teilhaber sich nicht über die Unterhaltskosten einigen konnten. Das Rathaus enteignete das Gelände und eröffnete 1999 die öffentliche Schwimmanlage (die heute ebenfalls Mängel aufweist).

2013 stürzte eine Mauer im Estadi Balear ein, das Rathaus schloss das Stadion

. Bis heute. „Das war mitten in der Wirtschaftskrise, und die Stadt hatte kein Geld. Wir haben einen schlechten Moment erwischt, um solche Probleme zu bekommen." Zumal Atlético Baleares immer der kleine Inselclub gewesen sei, der für eine öffentlichkeitswirksame Rettung nicht interessant genug war.

Die Saison 2013/14 spielte der Club durchaus erfolgreich in Magaluf. „Doch schon damals hat sich gezeigt, dass die älteren Fans nicht mehr zu allen Heimspielen hin sind." Danach kehrte Atlético Baleares mit Son Malferit nach Palma zurück.Skepsis ist angebracht

Salas steht einem erneuten Wechsel, nun nach Inca, äußerst skeptisch gegenüber. Etliche Fans dürften die 30 Kilometer Anfahrt scheuen, um sonntags um 12 Uhr ein Spiel zu besuchen. „Außerdem bricht das mit der Tradition. Constància war immer ein starker und direkter Rivale von uns."

Das große Problem sei, dass immer noch keine Lösung für das Estadi Balear gefunden sei. „Von den 2.000 ursprünglichen Teilhabern sind gerade mal 400 ausfindig gemacht worden. Und es gibt immer noch keine Einigung zwischen Club und Eigentümerversammlung." Dabei sei es der Wunsch einer großen Mehrheit der Fans, wieder eine eigene Spielstätte zu haben, so Salas. „Dafür müssen aber beide Seiten zu Kompromissen bereit sein. Es wird nichts anderes übrig bleiben, als dass man sich hinsetzt und miteinander redet. Und ich bin sicher, dass man sich einigen könnte."Für keinen eine gute Lösung

Ansonsten sei der Verbleib in Palma ernsthaft gefährdet. Das Stadion von Real Mallorca sei auch keine Lösung. „Wissen Sie, wie viel es kostet, es für ein Spiel zu öffnen? Das kann sich ein kleiner Club nicht leisten."

Für Salas kommt der Wechsel nach Inca nur als Zwischenlösung infrage. „Aber dafür müssten die Weichen für eine langfristige Lösung schon gestellt worden sein. Wir müssen uns auch fragen: Was passiert, wenn Constància - aktuell in der Tercera División (vierte Liga, Anm. d. Red.) - aufsteigt? Und was, wenn wir den Aufstieg in die zweite Liga schaffen? Dafür ist der Platz in Inca auch nicht gemacht. Letztlich ist die Lösung weder für Constància noch für Atlético Baleares gut."

Langfristig sei die einzige akzeptable Perspektive die Rückkehr ins Estadi Balear. „Ich befürworte einen Neubau. Wir brauchen ja nur ein kleines Stadion. Mit 7.000 bis 8.000 Plätzen sind wir mehr als gut bedient", sagt Antoni Salas.