Seit zehn Jahren lässt sich Stefan Oberdörster die Oris Rally Clásico auf Mallorca nicht entgehen. Bei der 13. Ausgabe des dreitägigen Klassiker-Rennens ab Donnerstag (9.3.) geht der 54-Jährige aus Wiehl als Titelverteidiger in der Kategorie Geschwindigkeit an den Start. Die MZ erreichte den Porsche-Piloten am Donnerstag (2.3.) am Flughafen in Deutschland unmittelbar vor seiner Anreise auf die Insel.

Warum fliegen Sie eigentlich? Sie könnten doch gleich mit dem Auto auf die Insel reisen?

Das ist ein reines Rennauto und technisch auf die Rallye abgestimmt. Das wäre eine Tortur. Damit ist kein angenehmes Reisen möglich.

Bei dem Rennen vor zwei Jahren ist ein Fahrer tödlich verunglückt. Schreckt der Unfall die Piloten ab, dieses Jahr anzutreten?

Das glaube ich nicht. Was eher abschreckt, ist das Finanzielle. Der Transport und das Serviceteam sind sehr ­kostenaufwendig. Meine Frau nimmt in diesem Jahr auch wieder teil. Wir haben beide einen Co-Piloten und zwei Mechaniker dabei. Da kommt finanziell einiges zusammen.

Was ist die Aufgabe des Co-Piloten?

Er sagt mir die Strecke voraus. Wir haben die Kurven in die Schwierigkeiten 1 bis 5 eingeteilt. Je nach seiner Ansage bremse ich oder fahre Vollgas durch.

Sie kommen auch wieder an der Unfallstelle bei Campanet vorbei. Haben Sie da ein mulmiges Gefühl?

Wir passieren die glatte Stelle sogar dreimal. Da werden wir schon an den Unfall denken. Ich zucke da regelmäßig ­zusammen - nicht nur, weil da unser Kollege José Lubreras gestorben ist, sondern weil es ein gefährlicher Streckenabschnitt ist.

Gehen Sie während des Rennens an Ihre körperliche Leistungsgrenze?

Auf jeden Fall. Wir fahren am Limit. Je nach Strecke ist das ganz schön heftig.

Also wollen Sie auch wieder gewinnen.

Ja, wir sind die Favoriten und starten wieder mit dem Porsche 911 von 1972. In den drei Tagen schrammt man aber schnell mal mit der Felge an einen Stein und fällt aus. Der Rückstand ist dann nicht mehr aufzuholen.

Wer sind die stärksten Konkurrenten im Feld?

Der Mallorquiner Nadal Galiana im Ford Escort und der Brite Steve Perez im Lancia Stratos. Dem Mallorquiner Tacho würde ich den Sieg gönnen. Er ist ein guter Fahrer, der in den vergangenen Jahren viel Pech mit Pannen hatte.

Wie auch Sie startet er im Porsche 911. Warum ist der Wagen so beliebt bei der Rally?

Er ist sehr schnell und es geht wenig kaputt, wenn man irgendwo dagegenfährt.

Als Preis sponsert Oris eine Uhr. Was wollen Sie mit einer zweiten?

Da ich mir zuvor schon eine gekauft habe, wäre es sogar die dritte Uhr. Es geht mir eher um den Spaß und das Gemeinschaftsgefühl. Wir treffen die anderen Fahrer auch privat außerhalb der Rallye und manchmal bei anderen Rennen.

Ihre Frau nimmt wieder in der Kategorie regularidad teil. Scheuen Sie ein direktes Aufeinandertreffen?

Nein, ich bin einfach nicht gut genug in ihrer Kategorie. Und meine Frau mag meine Rennklasse nicht, weil da so viele Männer antreten. Wenn das Auto nicht streikt, fährt auch sie um den Titel. Bei der regularidad gilt es, sich an einen vorgegebenen Schnitt zu halten. Je nach Strecke können das 60 bis 85 km/h sein. Das ist das Besondere an den abgesperrten Strecken auf Mallorca. In Deutschland liegt die Vorgabe bei solchen Rennen bei höchstens 50 km/h. Die Aufgabe des Beifahrers ist es dann, die Zeit im Auge zu behalten.

Wer saß jetzt bei der Fahrt zum Flughafen am Steuer?

Ich. Aber ich habe keine Probleme, wenn meine Frau fährt. Sie ist mir allerdings manchmal zu schnell.