Weltmeister, Olympionike, Weltcup-Rekordsieger: Kaum ein Athlet dominiert im Wintersport so wie der Nordische Kombinierer Eric Frenzel. Der 28-jährige Sachse hat im März den fünften Weltcup-Gesamtsieg in der Kombination von Langlauf und Skispringen eingefahren. Die MZ traf Familien­vater Frenzel am Montag (10.4.) im Robinson Club in Cala Serena.

Drei Wochen sind seit Ihrem Rekord vergangen. Da kommen Sie reichlich spät zum Feiern nach Mallorca.

Gefeiert haben wir schon. Leider nicht auf Mallorca. Ich nutze die ruhigen Stunden hier, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Da wir unser drittes Kind erwarten, sind wir nicht so weit verreist.

Fühlt sich ein Wintersportler überhaupt auf einer sonnigen Insel wohl?

Ich habe das Glück, dass ich im Winter - sozusagen in der schlechten Zeit - meine Wettkämpfe habe. Zum Training im Sommer kann ich dann die Sonne genießen. Ich bin in der Saison viel in den skandinavischen Ländern unterwegs, da ist der Winter lang. Ich bin froh, mal wieder etwas Sonne abzubekommen.

Trainieren Sie auf Mallorca?

Ich habe keine Verpflichtung. Alles was ich hier unternehme, mache ich aus Lust und Laune. Ich war schon ein bisschen Fahrrad fahren. Das gehört für mich zu Mallorca dazu.

Müssen Sie als Kombinierer darauf aufpassen, nicht zu viel Ausdauertraining zu machen?

Der Balanceakt zwischen den beiden Sportarten ist mit das schwierigste Problem in der Kombination. Wenn ich viel gelaufen bin, habe ich das Gefühl, dass ich ungelenk wie der erste Mensch springe. Die Ausdauermuskulatur raubt mir die Sprungkraft. Ich muss wissen, wann ich was trainiere. Da muss ich manchmal Kompromisse eingehen.

Bevorzugen Sie eine der beiden Sportarten?

Als Jugendlicher bin ich lieber gesprungen, weil es weniger anstrengend ist. Das ist mehr Kopfsache. Mittlerweile mache ich beides gerne. Beim Langlauf kann ich auch mal abschalten.

Die Nordische Kombination steht immer im Schatten vom Biathlon und Skispringen. Sind die Kombinierer die uncoolen Außenseiter?

Denke ich nicht. Wir haben unter den Wintersportlern einen guten Stand. Niemand sagt was Schlechtes, weil alle wissen, was wir geleistet haben. Die Erfolge halten schon seit einigen Jahren an. So langsam wird das auch in den Medien angenommen und das deutsche Fernsehen zeigt uns öfter.

Millionen Zuschauer schauen sich die Wettkämpfe der Nordischen Kombination jedes Jahr an. Was fasziniert die Leute daran?

Die Wettkämpfe sind sehr spannend. Wer am weitesten gesprungen ist, startet als Erster in den Langlauf. Die anderen verfolgen ihn dann. Da bieten sich nach dem Sprung interessante Rechenspielchen an: Reicht der Vorsprung vom starken Springer oder holt ihn der starke Läufer noch ein? Wer als Erster im Ziel ankommt, hat dann auch gewonnen. Da muss der Zuschauer nicht mehrere Durchgänge abwarten.

Dabei duellieren sich Athleten in zwei Sportarten, bei denen sie im Einzelnen höchstens zum Durchschnitt gehören würden.

Das würde ich nicht sagen. Sicherlich sind die Spezialisten in der Spitze etwas besser. Aber unser bester Springer, der Norweger Jarl Magnus Riiber, fährt auch bei Skisprung-Wettbewerben gute Ergebnisse ein. Mit einer Spezialisierung über eine gewisse Zeit könnten wir mithalten. Von jetzt auf gleich gibt es natürlich einen Unterschied. Das muss aber so sein. Wir machen immerhin eine andere Sportart.

Im Langlauf und im Skispringen zählen die Deutschen nicht zur Elite. In der Kombination teilen Sie sich das Podium meist mit Johannes Rydzek, Björn Kircheisen oder Fabian Rießle. Warum ist Deutschland in der Kombination so stark?

Bei uns herrscht seit Jahren ein systematisches Training, das bis in den Jugendkader umgesetzt wird. Das ist der Verdienst vom Bundestrainer Hermann Weinbuch, der einen Rahmentrainingsplan vorgibt. Seitdem kommen immer wieder sehr gute Nachwuchssportler nach, obwohl wir in der Breite nur wenige Sportler haben. Wir haben das Potenzial, in den nächsten Jahren das Niveau zu halten. Sicherlich nicht wie dieses Jahr. Das war eine Ausnahmesaison, in der wir fast alles gewonnen haben.

Weltcup-Rekordsieger klingt so lukrativ. Haben Sie damit schon finanziell ausgesorgt?

Bis ich in der Nordischen Kombination ausgesorgt habe, muss ich noch 30 Jahre Sport machen. Im Vergleich zum normalen Bürger verdiene ich ganz gut. Das kommt aber erst jetzt durch die Erfolge. Als ich 2011 Weltmeister geworden bin, war das noch nicht so viel.

Sie selbst sind Sportsoldat. Wäre Biathlon nichts für Sie gewesen?

Ich bin in erster Linie Nordischer Kombinierer. Die Bundeswehr ist für mich eine soziale Absicherung. Nach der Schule bin ich in deren Fördergruppe eingetreten. Dadurch konnte ich in den Bundeswehreinrichtungen kostenlos trainieren und musste im Gegenzug ein paar militärische Lehrgänge absolvieren. Mein Trainingsplan ist mein Dienstplan. Dafür bekomme ich meinen Sold. So bin ich auch im Fall einer Verletzung finanziell abgesichert.

Denken Sie schon über das Karriere­ende nach?

Nein. Das ist eine Entscheidung, die ich mit meiner Familie zusammen treffe. Da habe ich das Glück, dass meine Frau und Kinder so sportbegeistert sind. Ich habe aber kein Problem damit, wenn meine Frau mal sagt: Du solltest langsam kürzertreten. Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte.

Was motiviert Sie dann noch, weiterzumachen?

Der Spaß an der Sache. Ich ziehe meine Motivation nicht aus irgendwelchen Zielen. Obwohl ein weiterer Olympiasieg 2018 ein Highlight wäre.