Es hat lange gedauert, bis die Spieler von Real Mallorca das Stadion von Son Moix am Samstagabend (10.6.) verließen. Mehr als 100 Anhänger des künftigen Drittligisten warteten am Stadiontor auf die Fußballer. "Söldner" und "ihr verdient es nicht, diese Trikots zu tragen" waren die netteren Rufe, die die aufgebrachten Fans schrien. Mit einem 3:3-Unentschieden gegen Getafe verabschiedete sich Real Mallorca zu Hause von den Fans und der zweiten Liga.

Zuerst passierte der Bus von Getafe das Spalier, das die von den Polizisten zurückgedrängten Fans gebildet hatten. Schlagartig änderte sich die Stimmung. Mit lautem Jubel wurden die Gäste verabschiedet. "Auf geht's in die erste Liga", sangen die mallorquinischen Fans dem Team zu, das in den kommenden Tagen in den Play-offs um den Aufstieg spielt. Die Spieler wirkten verdutzt und filmten die gegnerischen Fans mit ihrem Handy.

Danach widmete sich der Anhang wieder der eigenen Mannschaft zu, und die Mimik in den Gesichtern wurde düster. Einige Fans zündeten Rauchbomben, Polizisten führten die Verantwortlichen ab und nahmen die Personalien auf.

Die Spieler und der Vorstand von Real Mallorca hatten wohl mit einem derartigen Szenario gerechnet. Sonst fuhren die Spieler nach den Heimspielen immer mit ihren Privatwagen nach Hause. An diesem Samstag stiegen alle in einen Bus und wurden gemeinsam aus dem Stadion chauffiert. "Maheta, du Feigling", riefen die Fans, die dem Geschäftsführer Maheta Molango die Hauptschuld am Abstieg geben. Wasserflaschen und Eier wurden dem Bus entgegen geworfen.

Bereits in der Nacht vor dem Spiel drangen Unbekannte in das Stadion von Son Moix ein. Die Eindringlinge beschmierten die Trainerbank und die Logen mit Flüchen. Zudem knüpften sie zwei Spieler-Marionetten an einem Werbeplakat auf.

Für das Spiel selbst hatte die Fanclub-Vereinigung Regeln aufgestellt. Die Mannschaft sollte unfreundlich empfangen werden, aber ohne jegliche Gewalt.

Fast die gesamten 90 Minuten forderte der Großteil der 3.635 Zuschauer - in den Wochen zuvor kamen viermal mehr Anhänger - die Entlassung der Vorstandsmitglieder. Kapitän Hector Yuste wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Bei seiner Auswechslung in der zweiten Halbzeit schmiss er nur noch entgeistert seine Kapitänsbinde weg.

Fortlaufend feierten die Fans den Gegner. Vier Kinder hielten mit "Mallorca, Mallorca"-Sprechchören dagegen. Sie wurden von ihren Eltern zur Ruhe ermahnt. Man schämt sich in diesen Tagen für Real Mallorca.

Fußball wurde übrigens auch gespielt. Für beide Mannschaften ging es jedoch um nicht mehr viel. Real Mallorca hatte gedanklich mit der Saison bereits abgeschlossen und spielte ohne jegliche Ordnung. Die Gäste schienen sich für die Play-offs zu schonen und ließen ebenfalls einfache Torchancen zu. Der mallorquinische Stürmer Brandon faltete nach seinen zwei Treffern die Hände und bat die Fans um Entschuldigung für den Abstieg. Für den dritten Treffer für Real Mallorca sorgte ein Eigentor. Nach dem Unentschieden beendet der Inselclub die Saison auf dem drittletzten Tabellenplatz. /rp