Reifen statt Basketbälle heißt es bei Álex Abrines. Der 23-jährige NBA-Profi aus Palma de Mallorca hat das Sportgerät gewechselt. Wie ein von ihm am Mittwoch (21.6.) bei Instagram hochgeladenes Video zeigt, dreht der Mallorquiner auf einem Basketballplatz in Palmas Leistungssportzentrum Principe d'Espanya Lkw-Reifen. Unter Anleitung von zwei Trainern seines Vereins Oklahoma City Thunder, die eigens für den Mallorquiner aus den USA angereist sind, wälzt Abrines die Reifen über das Feld. Der Spieler bereitet sich derzeit in seiner Heimat auf die kommende Saison vor.

„Ich habe in meiner Debütsaison mehr gespielt als ich mir erhofft hatte", sagte Abrines am Sonntag (25.6.) bei einer Pressekonferenz. „15 Minuten pro Spiel und Einsatzzeit in den Play-offs sind ein guter Beginn." Für seine zweite Saison hat er sich vorgenommen, noch mehr den Ball abzuspielen und nicht immer nur zu werfen. Letzteres kann Abrines jedoch mit Bravour. 94 Mal traf er in der regulären Saison von der Drei-Punkte-Linie und stellte damit einen Rekord auf. Noch nie zuvor hatte ein Liga-Neuling so oft von außen getroffen. Die bisherige Bestmarke hielt James Harden mit 93 Treffern. Der amerikanische Nationalspieler besiegte mit den Houston Rockets Oklahoma in der ersten Play-off-Runde.

Nachbesserungsbedarf sieht Abrines bei seiner Leistung in der Defensive. Die Stars der NBA haben den Mallorquiner oftmals mit einfachen Dribblings überwunden und der 23-Jährige wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. „Früher habe ich noch auf der Playstation mit ihnen gespielt oder sie im Fernsehen gesehen. Jetzt muss ich sie selbst verteidigen", erklärte Abrines seine Bewunderung. Da ist es von Vorteil, wenn der beste Spieler im eigenen Team spielt. Russell Westbrook wurde am Montag (26.6.) zum MVP - dem wertvollsten Spieler - gewählt. „Er hat mir von Anfang an vertraut und mich auf dem Feld gesucht. Er will in jedem Spiel mehr als zehn Vorlagen geben."

Nicht nur an die Spielweise, sondern auch an den Rhythmus des NBA-Spielplans musste sich Abrines gewöhnen. „Das ist komplett anders als in der restlichen Welt. In Spanien gibt es zwei Spiele pro Woche." In den USA spielen die Teams bis zu vier Partien in der Woche. „Im Januar war ich richtig platt und da waren wir erst in der Saisonmitte. Als Neuling muss man da eine mentale Blockade überwinden. In den USA nennt man das die Mauer der Rookies." In seiner ersten Saison hat Abrines seine Freizeit vornehmlich daheim verbracht. „Oklahoma ist nicht gerade eine Weltstadt, die zum Ausgehen einlädt." Doch der Mallorquiner hat auch einen Vorteil an seiner neuen Heimat entdeckt. „Oklahoma liegt ziemlich zentral in den Vereinigten Staaten. Dadurch sind die Reisen zu den Auswärtsspielen nicht so lang." Bevor Abrines in seine zweite Saison in der NBA geht, steht für ihn noch die Europameisterschaft an. Das Turnier wird Ende August in Helsinki, Istanbul, Cluj-Napoca und Tel Aviv ausgetragen. „Eigentlich gibt Nationaltrainer Sergio Scariolo erst in einem Monat den Kader bekannt. Aber er hatte mich schon in den USA besucht und mir gesagt, dass er auf mich setzt." An seiner Seite könnte dann Joan Sastre spielen. Der 25-Jährige aus Inca ist in dieser Saison mit Valencia spanischer Meister geworden. „Er hat auf jeden Fall eine Chance für die Nationalmannschaft verdient", sagte Abrines.

Spanien zählt er bei der EM zu den Titelfavoriten. „Wenn wir nicht gewinnen, kommt das bei unserer goldenen Spielergeneration einem Debakel gleich." Wie es gehen kann, hat bereits die spanische Nationalmannschaft der Frauen vorgemacht. Álex Abrines ist beeindruckt von der Leistung von Alba Torrens. „Sie ist wie Russell Westbrook. Sie macht Sachen, die niemand auf der Welt zuvor gesehen hat. Und dann kommt sie noch aus Binissalem, wo auch mein Vater herkommt. Das macht mich stolz."