Ohne Martas Hilfe wackelt das Surfbrett heftig. „Steh nicht so steif da, geh mehr in die Knie und drück mich nicht weg", sagt die Instruktorin vom Wave House Mallorca. Mit diesen Anweisungen könnte sie auch als Tanzlehrerin arbeiten. Nur findet dieser Tanzkurs auf dem Wasser statt. Ich stehe auf dem Brett, Marta sagt, wohin die Füße müssen, Hand in Hand führt sie mich in Richtung des strömenden Wassers. Langsam lässt sie los und ich surfe allein in der Mitte der Dauerwelle. Lange kann ich das Gleichgewicht nicht halten. Ich falle und werde durch den Wasserdruck nach oben gespült.

Damit man auf der künstlichen Welle surfen kann, spritzt das Wasser von unten die rutschenartige Folie hinauf. 35 Euro - 25 Euro für Residenten - kostet ein einstündiger Kurs im Wave House in Magaluf, ganz in der Nähe von Punta Ballena, dem Mittelpunkt der britischen Urlauberhochburg. Eine Altersbegrenzung gibt es nicht, doch die ­Teilnehmer sollten mindestens 1,32 Meter groß sein.

Bevor es losgeht, müssen die angehenden Surfer eine Verzichtserklärung für Ansprüche im Verletzungsfall unterschreiben. „Ihr werdet hinfallen", steht fett aufgedruckt auf einem Warnschild neben der Kasse. „Das Surfen kann schwere Verletzungen bis hin zum Tod zur Folge haben", steht ergänzend dazu auf der Verzichtserklärung.

Eine Schutzausrüstung oder eine lange Einweisung gibt es nicht. Immer zur vollen Stunde beginnt der Kurs. Zu Beginn geht es mit einem sogenannten Bodyboard, ein etwas breiteres Surfbrett, los. „Damit springt ihr bäuchlings vom Podest in die Welle. Durch Gewichtsverlagerung könnt ihr lenken", erklärt Marta auf Englisch den zehn Kursteilnehmern und gibt die Bahn frei. Ich nehme meinen Mut zusammen und stürze mich in die Fluten. Ohne große Probleme manövriere ich auf dem Bauch auf der Welle. Zieht man die vordere Kante des Brettes nach oben, treibt man die Rutschbahn hinauf. Mit einer Gewichtsverlagerung nach vorne schwimmt man bergab gegen die Strömung. Nach einer Minute oder einem Sturz ist der nächste Teilnehmer an der Reihe.

In Runde zwei soll die Welle kniend geritten werden. Doch es ist gar nicht so leicht, auf das Brett zu kommen. Ich gerate ins Straucheln und kippe um. Hierbei sei empfohlen, die Badesachen festzuhalten, denn die Strömung zieht die Badehose zu den Füßen. „Du warst zu weit vorne auf dem Brett", erklärt mir ein anderer Teilnehmer, der es fast schon in den Stand geschafft hat. Nachdem ich in der dritten Runde kläglich am Hinknien scheitere, nimmt mich Marta zur Seite und macht mit mir einen Kindereinstieg. Sie positioniert mich auf dem Brett und schiebt mich unten in die Welle. Langsam schaffe ich es mit den Knien auf das Brett. „Und jetzt freihändig", signalisiert Marta in dem Moment, als es mich mal wieder wegspült.

Nach einer halben Stunde wird zum schmaleren Flowboard gewechselt. Jetzt beginnt der Tanzkurs wirklich. Dank Martas Führung schaffe ich es in einen wackligen Stand, der die Beinmuskulatur stark beansprucht. Dann übernimmt Martas Kollege Pablo das Kommando. Statt der Hände reicht er den Surfern ein Seil. Nachdem man in der Mitte surft, lässt er sein Ende los und das Seil zieht durch die Strömung nach hinten, bietet aber noch etwas Halt, sodass man etwas zum Festhalten hat. Diesmal bleibe ich die ganze Minute auf dem Brett. „Runter", sagt Pablo und ich lasse mich fallen, schieße nach oben, doch das Surfbrett reitet alleine weiter die Welle. Pablo legt einen kurzen Sprint hin und springt auf das Brett. Lässig surft er Kurven fahrend nach unten. Sieht ganz schön cool aus, wenn man es denn kann.

Mallorca Wave House, bis Ende Oktober täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Ausweis muss zur Anmeldung vorgezeigt werden. www.wavehousemallorca.com