Die Decke des Kellers unter dem Best Swim Centre in Colònia de Sant Jordi ist sehr niedrig. Es riecht nach Chlor und die zwei mit Biomasse betriebenen Beckenheizungen strahlen Hitze aus. Über eine kleine Treppe geht es zu den Seitenwänden des Schwimmbeckens. Einfache weiße Plastikstühle stehen im staubigen Gang. Einmal hingesetzt, bieten sie einen spektakulären Ausblick. Durch zwei Fenster in der Beckenwand ist das rege Treiben im Wasser zu beobachten. Wie die Robben im Zoo schwimmen alle paar Sekunden Sportler hinter der Scheibe vorbei. „Als wir das Becken 2009 in Betrieb genommen hatten, waren die Fenster eine gute Möglichkeit für die Trainer, die Technik der Schwimmer zu kontrollieren. Heutzutage sind Unterwasser-Kameras so gut, dass wir die Fenster eigentlich nicht mehr brauchen", sagt Matthew O'Connor, der Chef des Schwimmbads.

2,7 Millionen Euro ließ sich der Brite das „Best Swim Centre" kosten. Das Schwimmbecken erfüllt die Standards des Internationalen Olympischen Komitees: 50 Meter Länge, 25 Meter Breite, aufgeteilt auf zehn Bahnen, zwei Meter Tiefe und eine Wassertemperatur von 27 Grad. Das Prunkstück von O'Connor zog schnell die internationale Schwimmelite an. Die Olympiasieger Britta Steffen und Florent Manaudou kraulten schon durch das Becken. Auch Weltmeisterin Antje Buschschulte oder das deutsche Wasserballnationalteam trainierten hier. Besonders stolz ist O'Connor auf einen Besuch des fünffachen Olympioniken Ian Thorpe. „Als er in mein Becken sprang, war das fantastisch", schwärmt der Brite, der selbst schon bei Olympia schwamm.

O'Connor wuchs in Manchester auf und schwamm bereits mit 16 Jahren für das britische Nationalteam. Mit 18 debütierte er bei den Commonwealth Games, einem olympiaähnlichen Turnier, an dem die Mitglieder des Commonwealth teilnehmen. 1992 qualifizierte sich der heute 46-Jährige für die 200-Meter-Rücken bei den Olympischen Spielen in Barcelona. „Das waren die letzten Olympischen Spiele, bei denen die Schwimmwettkämpfe draußen stattfanden. Ich war aber die Halle gewöhnt und brauchte für das Rückenschwimmen die Hallendecke als Richtungsweiser. Daher bin ich in Barcelona dann im Zickzackkurs geschwommen und hatte keine Chance."

Die Commonwealth Games in Kanada sollten O'Connors letzten Schwimmauftritte werden. „Da ich so früh für das Nationalteam angefangen hatte, kam mir das mit 23 Jahren schon wie eine Ewigkeit vor", sagt er. „Ich hatte mir

gesagt: Wenn du mindestens Dritter wirst, machst du weiter. Ich wurde Vierter. Heute bedauere ich es

etwas, dass ich dann das Schwimmen aufgegeben hatte."

O'Connor ging in die USA und studierte in Georgia International Business. Nach dem Abschluss zog er nach Mallorca, wo seine Eltern wohnten. Er finanzierte sich mit einem Job als Sportredakteur beim „Majorca Daily Bulletin". „Ich arbeitete nur abends und das Gehalt war schlecht." Daher gründete er 2002 mit seinem ehemaligen Schwimmkameraden James Parrack (Olympiateilnehmer 1988) eine Agentur für Sportreisen. Die Briten vermittelten den Sportlern Reisen über die ganze Welt.

2009 entschieden sich die beiden Geschäftspartner, selbst ein Schwimmbad zu bauen. „In Son Hugo und im Príncipes de España gibt es zwar auch 50-Meter-Becken, aber die Hotels sind weit entfernt. Sportler wollen keine Transferfahrten. In Colònia de Sant Jordi ist alles fußläufig zu erreichen."

Von Februar bis Anfang November ist das Best Swim Centre geöffnet. „Im Winter wären die Heizkosten zu groß. Die Sonne ist unser bester Freund: Sie macht unsere Kunden glücklich und spart uns Kosten." Allein im Februar steigen die Heizkosten auf 50.000 Euro. Am meisten los ist im Schwimmbad im April und Oktober. Beim MZ-Besuch sind gerade Teams aus Dänemark, ­Schweden, England, der Schweiz und Deutschland vor Ort, darunter der Profiverein DSW 1912 Darmstadt. „Weltmeister Marco Koch sollte eigentlich da sein, ist aber nicht gekommen", sagt O'Connor.

Die Teams werden zum Teil in O'Connors Blue Water Hotel untergebracht. 30 Räume bieten dort 70 Personen Platz. Wer nicht seinen eigenen Trainerstab mitbringt, kann auch auf O'Connor und dessen Mitarbeiter zurückgreifen. „Am liebsten würde ich den ganzen Tag trainieren. Die Büroarbeit mag ich nicht." Als Trainer wird der Brite auch bei den Familien-Schwimm-Ferien fungieren, die er im kommenden Jahr anbietet (Buchung unter www.bestswimcentre.com).

Neben den Schwimmern ist das Centre bei Triathleten beliebt. „Wir kooperieren mit dem deutschen Triathlonverband und die Profis sind oft hier." Hinter dem Becken gibt es eine Asphaltfläche, wo die Triathleten den Wechsel üben können.

Auf dem Gelände des alten Sportplatzes von Colònia de Sant Jordi baut die Gemeinde Ses Salines zudem für 1,8 Millionen Euro einen Fußballplatz mit einer Tartanbahn drumherum. „Die Gemeinde weiß, dass unsere Kunden die Einrichtung dann nutzen werden und baut nur deshalb", sagt O'Connor. „Da es nur ein Kunstrasenplatz sein wird, wird wohl nicht der FC Bayern kommen. Aber besonders bei den Läufern werden einige Leistungssportler dann hier trainieren." Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Bislang mussten die Leichtathleten in Calvià trainieren. „Das ist zwar eine wunderbare Anlage, aber viele Reiseagenturen erhalten Beschwerden, weil sich die Sportler in den Hotels von Partyurlaubern gestört fühlen." Das wird im besinnlichen Colònia de Sant Jordi wohl nicht der Fall sein.