Dass es in der Bretagne im Herbst schon mal kühl und ungemütlich werden kann, hat Brandon Thomas inzwischen festgestellt. „Und man sagt, es wird in den kommenden Monaten noch kälter", feixt der von Insel-Absteiger Real Mallorca abgewanderte offensive Mittelfeldspieler, der seit Juli beim französischen Erstligisten Stade Rennes unter Vertrag steht. Aber nicht nur das Klima ist anders als in seiner Heimat, auch der Fußball habe nicht viel mit dem zu tun, wie er ihn in Spanien gelernt habe, berichtet Brandon per Telefon der MZ nach dem Training am Mittwochmittag (8.11.).

Während in Spanien, auch in der Zweiten Liga, sehr viel Wert auf technische Fähigkeiten gelegt werde, bekomme er es in Frankreich viel häufiger mit rustikal geführten Zweikämpfen zu tun. „Es ist erstaunlich, auch die technisch starken Spieler scheuen sich nicht, voll in ein Duell reinzugehen und auf die Knochen zu bekommen", wundert sich der 22-Jährige, der nach der vergangenen Saison den Wechsel in die Ligue 1 wagte. Angebote hatte er nach seiner herausragenden Spielzeit auf der Insel nicht zu knapp, immerhin hatte er zwölf Tore für den Inselclub geschossen, ihn diesmal aber nicht wie in den beiden Vorjahren vor dem Abstieg retten können.

Brandon entschied sich für einen Wechsel nach Frankreich, weil die Perspektive verlockend klang. Ein junges Team, der Ehrgeiz, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Dazu die aufstrebende Ligue 1, die sich in den vergangenen Jahren schnell entwickelt hat. Immerhin hat sich Superstar Neymar vom FC Barcelona in Richtung Paris Saint-Germain davongemacht, Mario Balotelli, der italienische Star spielt in Nizza und auch der französische Jungstar Kylian Mbappé konnte in der Liga gehalten werden. Der gerade 18-jährige Stürmer wechselte vom AS Monaco zu Paris Saint-Germain. Experten sind sich sicher, dass ihm die Zukunft gehört.

Ganz so eindeutig ist die Sache bei Brandon Thomas nicht. Sein Start in Rennes gestaltete sich etwas unglücklich. „Ich habe mich kurz vor Saisonbeginn verletzt, als ich im Training gegen eine Wand gekracht bin. Dadurch war ich erst einmal raus", erzählt der Mallorquiner, der aus Cala d'Or stammt. Die ersten Spiele durfte er nicht einmal auf der Ersatzbank Platz nehmen. Rennes startete schwach in die Saison, es gab aus den ersten neun Spielen nur einen Sieg, Trainer Christian Gourcuff geriet unter Druck.

Mit dem 1:0 daheim gegen Lille Ende Oktober ging es aufwärts - auch für Brandon. Im Pokal gegen Dijon durfte er das erste Mal auf den Platz. „Das lief gut, ich habe gleich den Pass zum 2:0 gegeben", sagt der Mallorquiner. Der Lohn war der Einsatz von Beginn an in der Liga am letzten Oktoberwochenende in Montpellier. Da schoss Brandon dann das entscheidende 1:0 für Rennes. „Da dachte ich, jetzt habe ich es geschafft", erzählt er. Doch am vergangenen Wochenende, beim vierten Sieg hintereinander gegen Girondins Bordeaux, musste Brandon

90 Minuten lang auf der Ersatzbank Platz nehmen. Er schiebt die Schuld auf großes Verletzungspech in der Abwehr, weshalb Trainer Gourcuff das Spielsystem komplett umstellen musste.

Gourcuff ist seit Dienstagabend (7.11.) allerdings Vergangenheit in Rennes. Der 62-Jährige wurde trotz der Erfolgsserie vom neuen Präsidenten Olivier Letang geschasst, der erst drei Tage zuvor von Paris Saint-Germain gekommen war. Als neuer Übungsleiter wurde am Mittwochabend der ehemalige französische Nationalspieler Sabri Lamouchi vorgestellt. Vielleicht bietet sich eine neue Chance für Brandon. „Wir fangen dann alle wieder bei Null an", sagt er.