1970 war Mallorca schon einmal am Zug. Hier fand das sogenannte Schach-Interzonenturnier statt, bei dem sich der Amerikaner Bobby Fischer für das darauf folgende Kandidatenturnier qualifizierte, mit dem der Gegner für den damaligen Schachweltmeister Boris Spasski ausgespielt wurde. Die Folge: Bobby Fischer besiegte 1972 in Reykjavik (Island) den Sowjetbürger Boris Spasski. Noch heute spricht man in der Szene über das Jahrhundert-Duell.

47 Jahre später gibt es ab Donnerstag (16.11.) erstmals wieder dieses Turnier auf der Insel. Das Interzonenturnier heißt heutzutage Fide Grand Prix, benannt nach dem Weltschachbund. Über Scharscha, Moskau und Genf endet die Turnierserie nun im Iberostar Bahia de Palma. Einen Schach-Boom auf Mallorca erwartet Turnier-Organisator Sebastià Nadal aber nicht. „Es ist nicht der Anfang, sondern das Ende eines langen Prozesses." Seit sechs Jahren richtet die Organisation Winterchess, der Nadal als Präsident vorsitzt, ein internationales Turnier in Llucmajor aus. „Dass wir jetzt den Fide Grand Prix auf Mallorca haben, ist eine Anerkennung für unsere gute Arbeit dort. Es ist das wichtigste Turnier, das ich je organisiert habe."

Beim Fide Grand Prix treten 24 Spieler an. Jeder nimmt an drei der vier Turniere teil. Die zwei besten Spieler im Schnitt qualifizieren sich für zwei der acht Plätze für das Kandidatenturnier im kommenden März in Berlin. Dort wird dann der Herausforderer von Weltmeister Magnus Carlsen bestimmt.

Seit anderthalb Jahren arbeitet Nadal an der Organisation des Turniers. „Zu Beginn musste ich die Balearen-Regierung und Sponsoren von der Bedeutung des Grand Prix überzeugen." Denn der Organisator musste 300.000 Euro für das Budget sammeln. Die Preisgelder von insgesamt 130.000 Euro stellt der Weltschachbund. Mit dem restlichen Budget werden die Flugkosten und Unterkünfte der Profis, die Miete des eigentlich seit Anfang November geschlossenen Hotels und die Einrichtung bezahlt. „Allein letztere kostet schon 10.000 Euro."

In einem Ligasystem spielen die 18 Spieler im Iberostar-Hotel pro Turniertag bis Samstag (25.11.) ein Match. Dienstag ist Ruhepause. Los geht es immer ab 14 Uhr. Im Vergleich zu herkömmlichen Turnieren mit insgesamt etwa zwei Stunden Bedenkzeit für jeden Spieler geht es beim Grand Prix gemächlicher zu. „Ein Spiel kann bis zu sechs Stunden dauern." Auf die Einhaltung der Regeln achten zwei Juroren. Dass die Schiedsrichter nicht alle neun Tische gleichzeitig im Auge behalten können, macht nichts. „Es gibt ja nicht wie beim Fußball versteckte Tritte. Zudem ist jeder Spieler dazu verpflichtet, seine Züge zu dokumentieren. Dadurch können die Juroren im Nachhinein

Regelwidrigkeiten erkennen."

Schach-Fans können den Profis beim Spielen kostenlos zuschauen. Ein Absperrband sorgt für die nötige Ruhe rund um die Tische. Wer keinen guten Blick auf das Schachbrett erhaschen kann, für den werden im Nebenraum die Spiele übertragen. Dort wird auch ein spanischer Kommentar angeboten, der die Partien analysiert. Der internationale Veranstalter der Turnierserie, Worldchess, bietet zudem eine Übertragung im Internet an. Gegen eine Gebühr von 10 US-Dollar kann man die Spiele auf www.worldchess.com/gp2017 anschauen. Für die Balearen ist Paco Vallejo mit einer Wildcard vertreten. Der menorquinische Großmeister mit einem Elo-Wert von 2.705 - eine Zahl, die die Spielstärke angibt - hatte gegen die Welt­elite bei den Turnieren in Scharscha und Moskau aber oft das Nachsehen und steht auf Platz 17 im Grand-Prix-Ranking. Chancen auf das Kandidatenturnier hat Vallejo keine mehr. Die Plätze halten bislang Shakhriyar Mamedyarov und Alexander Grischuk. Beide haben jedoch schon drei Turniere gespielt und schauen mit bangen Blick auf das Geschehen an der Playa.

Die besten Spieler beim Fide Grand Prix Mallorca

Hikaru Nakamura, Elo-Wert: 2.780

Hikaru Nakamura ist der Sohn eines japanischen Vaters und einer amerikanischen Mutter. Mit zwei Jahren kam er in die USA, wo er im Alter von zehn Jahren der bislang jüngste Schachmeister des Landes wurde. Der 29-Jährige gilt als einer der besten Blitzschachspieler der Welt. Für sein zügiges Spiel wird er „The H-Bomb" genannt. Nach einem schwachen Abschneiden beim Kings Tournament im rumänischen Medias versuchte sich Nakamura 2011 erfolglos bei der World Series of Poker.

Levon Aronian, Elo-Wert: 2.801

Mit einem Elo-Wert von 2.801 ist der Armenier hinter Weltmeister Magnus Carlsen die Nummer 2 der Welt. Er ist amtierender Gewinner des Schach-Weltpokals. Im Finale schlug er Ding Liren, der ebenfalls in Palma antritt. Durch die Finalteilnahme sind beide Spieler bereits für das Kandidatenturnier in Berlin qualifiziert. In seiner Heimat ist der 35-Jährige ein Star und wurde 2005 zum Sportler des Jahres gekürt. Der amerikanische Fernsehsender CNN bezeichnete Aronian als den David Beckham des Schachs.

Maxime Vachier-Lagrave, Elo-Wert: 2.796

Maxime Vachier-Lagrave wurde bereits mit 14 Schachgroßmeister. 2009 holte er den Junioren-Weltmeistertitel. Der 27-jährige Franzose spielte von 2007 bis 2015 in der deutschen Schachbundesliga für den SV Mülheim-Nord. In der vergangenen Saison wurde er mit der OSG Baden-Baden deutscher Meister. Vachier-Lagrave gewann den diesjährigen Sinquefield Cup für Großmeister im amerikanischen St. Louis. Dabei schlug er auch den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen.