Hunderte verkleidete Briten feiern eine Party und grölen bis spät in die Nacht. Der Alkohol fließt in Strömen, leicht bekleidete Frauen tänzeln über eine Bühne. Nein, die Rede ist nicht von einer Diskothek in der Hochburg der Engländer auf Mallorca: Magaluf, sondern von der jährlichen

Dart-WM in London.

Seit einer Woche läuft die PDC World Darts Championship 2018. Mit Antonio Alcinas greift am Donnerstag (21.12.) auch ein Mallorquiner ins Geschehen ein.

Das Event im Ally Pally, so wird der Alexandra Palace von den Dartfanatikern genannt, ist zeitgleich der Abschied vom vielleicht größten Dartspieler aller Zeiten. Phil „The Power" Taylor wird nach der WM seine Karriere beenden. Mit 16 Titeln ist er Rekordmeister. Niemand hat den Dartsport so geprägt, wie der 57-Jährige, der in seiner Jugend Autos reparierte und Sanitäranlagen zusammenschraubte, um sich sein Leben zu finanzieren.

Von einer ähnlichen Karriere träumt wohl auch Antonio Alcinas. Der 38-jährige Mallorquiner betreibt mit seinem Vater eine KFZ-Werkstatt in Campos. Mit 17 Jahren hat er angefangen, Darts zu spielen. „Ein 73-Jähriger hat mich in einer Bar herausgefordert, um den morgendlichen Kaffee zu spielen. Ein Jahr lang habe ich jeden Morgen gegen ihn verloren", sagt Alcinas am Rande eines Ligaspiels in der Bar El Talle in Palma.

Nach dem Sieg gegen den Erzfeind jugendlicher Tage spielte sich der Mallorquiner schnell nach oben. 2010 gewann er den WM-Titel an der elektronischen Dartscheibe. „Damals habe ich 1.200 Euro Preisgeld bekommen. Heute beträgt das 100.000 Euro", sagt er. Im gleichen Jahr schlug er auch im Doppel Phil Taylor im Weltpokal. 2011 und 2012 qualifizierte sich Alcinas für die WM, scheiterte aber jeweils in der ersten Runde.

Wenn er in diesem Jahr die nächste Runde erreichen will, muss er einen Freund aus den Turnier spielen. Die Auslosung hat ausgerechnet in der ersten Runde ein Derby der beiden spanischen Teilnehmer ergeben. Alcinas trifft am Donnerstag (21.12., 20 Uhr) auf Cristo Reyes aus Teneriffa. Die Begegnung wird auf Eurosport 2 übertragen, oder man kann sie sich mit dem kostenpflichtigen Internetstream auf www.eurosportplayer.com ansehen. „Wir haben jahrelang zusammen im Team gespielt und uns bei Turnieren außerhalb die Zimmer geteilt", sagt Alcinas.

Reyes, die Nummer 26 in der Weltrangliste, ist gegen den Mallorquiner (Platz 100) Favorit. „Ich gehe dennoch von einem ziemlich ausgeglichenen Spiel aus", sagt Alcinas. Den Sieger erwartet in Runde 2 mit Kevin Münch einer von zwei deutschen Teilnehmern. Der Spieler aus Bochum hat am Dienstag (19.12.) überraschend den zweifachen Weltmeister Adrian Lewis mit 3:1 geschlagen.

Südländer gibt es in der Sportart, die fast ausschließlich von Briten und Holländern dominiert wird, kaum. „Das liegt am Klima. Wir gehen halt lieber an den Strand", sagt Alcinas. Der sportlich wirkende Mallorquiner passt auch äußerlich kaum in die Dartwelt, deren Spieler über Tattoos, auffällige Frisuren und vor allem dicke Bäuche verfügen. „Das liegt am Alkohol. Vor einem WM-Spiel wird unglaublich viel getrunken. Wodka, Jack Daniels, Tequila - manche Spieler trinken acht Pints Bier vor dem Match, um die Nerven zu beruhigen. Wenn ich nur vier Bier trinke, muss ich schon ins Bett." Zwei Bier sind es dann aber doch, die sich Alcinas vor dem Duell mit seinem Kumpel genehmigen wird. Auf der Bühne herrscht dann striktes Alkoholverbot. „Wenn du während des Spiel Alkohol trinkst, wirst du sofort disqualifiziert."

Damit es bei dieser Weltmeisterschaft besser klappt als vor sechs Jahren, hat Alcinas seinen Spitznamen geändert. Bislang war er El Dartador. „Den hatten mir damals die Veranstalter gegeben. Künftig will ich aber 'The Samurai' genannt werden. Ich mag den asiatischen Raum und trage beim Spiel auch Bänder mit der japanischen Flagge."