Draymond Green, Joakim Noah und Tyson Chandler gehören gewiss nicht zu den Korbjägern unter den Spielern der amerikanischen Basketballliga NBA. Dennoch sind alle drei für ihre Vereine von großer Bedeutung. Denn statt zu punkten, verhindern sie, dass der Gegner den Korb trifft. Alle drei wurden dafür mit der Auszeichnung des besten Abwehrspielers der amerikanischen Profiliga ausgezeichnet. Eine solche Ehrung erhielt auch Moritz Lanegger, genannt Momo, im Jahr 2015. Allerdings nicht von der NBA sondern von der ersten österreichischen Basketballliga, in der Moritz Laneg­ger gespielt hat. Seit Donnerstag (1.2.) läuft der österreichische Nationalspieler für Mallorcas Zweitligisten Iberostar Palma auf.

„In Spanien spielt man weniger egoistisch und mehr im Team, das liegt mir." Seine Stärken seien die Verteidigung, und mit seinem Teamgeist lasse er seine Mitspieler besser dastehen. Moritz ­Lanegger soll so den Tabellenletzten von den Abstiegsplätzen führen oder zumindest entscheidend mit dazu beitragen.

„Basketball ist in Österreich also doch populärer als Eisstockschießen", schrieb die österreichische Tageszeitung „Der Standard", nachdem das Nationalteam durch einen Sieg gegen Albanien im vergangenen August die Teilnahme an der WM-Qualifikation gesichert hatte. „Jede Wintersportart hat es auf jeden Fall einfacher", sagt Lanegger.

Mit einer Körpergröße von 1,90 ­Meter hat er sich zu einem der besten Aufbauspieler des Landes entwickelt. Zusammen mit BK Klosterneuburg gewann er 2012 die Meisterschaft. In der Saison 2014/2015 wurde er als bester Verteidiger der Liga ausgezeichnet. Eine Rolle, die in seinen Augen unterschätzt wird. „Es ist generell ein Problem im Sport, dass zu viel auf die Statistik geschaut wird. Im Basketball sagt man dann pauschal: Der hat nur zwei Punkte erzielt, also hat er schlecht gespielt. Auch mit null Punkten kann ein Basketballer ein gutes Spiel abgeliefert haben."

2016 wagte Lanegger den Sprung ins Ausland und heuerte beim englischen Erstligisten Manchester Giants an. „Die Engländer interpretieren den Basket­ball sehr amerikanisch. Die Spieler agieren sehr egoistisch." Nach einer ­Saison im dänischen Næstved kehrte er nach England zurück und unterschrieb vor der laufenden Saison bei den London Lions. „Die Verantwortlichen hatten mir gesagt, dass sie in ein bis zwei Jahren im Fiba Europe Cup spielen wollen (Der dritthöchste internationale Wettbewerb Europas, Anm. d. Red.). Zudem sollte unter dem polnischen Trainer Mariusz Karol auf eine europäische Spielweise gesetzt werden."

Dem war aber nicht so. Teamspieler Moritz Lanegger wurde in der englischen Hauptstadt nicht glücklich. „Mein Berater hat sich dann umgeschaut und ist mit Palma in Kontakt getreten." Trainer Félix Alonso kannte den Österreicher über mehrere Ecken und weiß, was er von ihm zu erwarten hat. „Wir erhoffen uns nicht, dass er 15 Punkte pro Spiel wirft", bestätigt der Trainer bei der Vorstellung der Neuverpflichtung. Lanegger soll konkret den bisherigen Aufbauspieler Carles Bivià entlasten. Der 32-Jährige ist mit 12,62 Punkten im Schnitt der erfolgreichste Werfer der Mallorquiner. Im Verbund mit ­Lanegger kann sich der Dreierspezialist Bivià dann noch mehr auf die Würfe konzentrieren.

Lanegger kennt seine neuen Mannschaftskameraden bislang nur von den Trainingseinheiten. „Trotz der schwierigen Tabellensitua­tion ist die Stimmung im Team gut. Das Training ist intensiv und jeder ist motiviert."

Verständigungsprobleme gibt es nicht. „Gott sei Dank sprechen alle Englisch. Wir haben auch noch einen Engländer, Norweger und zwei Litauer im Team. Da bin ich nicht der einzige Ausländer. Und selbst wenn der Coach mal Anweisungen auf Spanisch gibt, ist das durch die internationale Basketballterminologie verständlich."

Dass er nun nur noch zweitklassig spielt, sieht Lanegger keineswegs als Rückschritt. „Die zweite spanische Liga ist besser als die erste Liga in Österreich." Mit Palma will der Aufbauspieler erstmal aus den Tabellenkeller raus. „Wenn wir dann einen Lauf starten, sind vielleicht noch die Play-offs drin."

Nicht nur mit dem Club, auch mit der Nationalmannschaft steht Lanegger vor wichtigen Wochen. Österreich trifft am 22. Februar in der Vorrundengruppe G, in welcher sich auch das ­deutsche Team befindet, auf Georgien. Mit Siegen in Hin- und Rückspiel gegen die Georgier würde Österreich in die Hauptrunde der WM-Qualifikation einziehen. „Das ist klar das Ziel. Damit hätten wir auch einen Platz für die nächste EM-Qualifikation sicher."

Dass Österreich 2019 erstmals bei einer Weltmeisterschaft antritt, ist ein recht utopischer Gedanke. Die Ergebnisse aus der Vorrunde werden in die Hauptrunde mitgenommen. Die beiden bisher ausgetragenen Spiele hat Österreich verloren. Im vergangenen November gab es zuerst eine 64:85-Pleite gegen Serbien, gefolgt von einem 49:90 gegen Deutschland. „Die haben uns überrannt. Das war das schlechteste Spiel, seitdem ich in der Nationalmannschaft bin", sagte Lanegger. „Allerdings darf man gegen Deutschland auch verlieren. Die Spieler können sich jede Woche auf höchstem Niveau messen. Die Österreicher spielen hingegen fast alle in der Heimat. Auf diesem semiprofessionellen Niveau ist es schwer, auf einen gewissen Standard zu kommen."

Dabei hat Österreich derzeit eine verhältnismäßig ­starke ­Basketballgeneration. Jakob Pöltl spielt mit den ­Toronto Raptors in der NBA. Ra-id Mahalba-i? spielt mit Oldenburg in der deutschen Basketball­bundesliga und ist statistisch gesehen der zweit­effektivste Spieler der Liga. Auch hier zeigt sich, dass die Statistik offensichtlich nicht alles ist.