Mit Marco Asensio spielt zwar nur ein Mallorquiner bei der am Donnerstag (14.6.) startenden Fußball-Weltmeisterschaft, dafür gibt es jedoch noch weitere Protagonisten mit einer Inselvergangenheit, die beim Großevent in Russland eine wichtige Rolle spielen: Die Argentinier Héctor Cúper und Gustavo Siviero lenken die Geschicke des Fußball-Dreikäsehochs Ägypten. Cúper war in zwei Amtszeiten (1997-1999, 2004-2006) Trainer von Real Mallorca. Siviero spielte unter Cúper bei Real Mallorca (1998-2002) und trainierte zudem den Inselkonkurrenten Atlético Baleares ­(2010-2012 und 2015).

Cúper übernahm 2015 das Amt des Cheftrainers der Nordafrikaner. Nach dem Fehlen der Ägypter beim Afrika-Cup sollte der Argentinier die künftige Teilnahme des Landes am wichtigsten afrikanischen Turnier und der Weltmeisterschaft sicherstellen. Beides schaffte er. Beim Afrika-Cup 2017 holte Ägypten das für Cúper typische Resultat: den zweiten Platz. Die Niederlage gegen Kamerun im Finale war für den 62-Jährigen das sechste verlorene Endspiel - bei sechs Versuchen.

Er selbst sieht seinen ewigen Fluch sportlich. „Ich habe ein außerordentliches Finale gewonnen: die Teilnahme mit Ägypten an der Weltmeisterschaft", sagte er der argentinischen Tageszeitung „La Nación". Für den siebenmaligen Afrikameister ist es nach 1934 und 1990 erst die dritte Qualifikation. Für die Vorbereitung auf das Turnier holte Cúper seinen Landsmann Gustavo Siviero mit ins Boot.

Die große Hoffnung Ägyptens trägt den Namen Mohamed Salah. Der 25-Jährige hat sich in der zurückliegenden Spielzeit beim FC Liverpool zum international bekannten Superstar entwickelt. Die englische Liga kürte ihn zum Spieler der Saison. Dem Ägypter werden Chancen auf die Wahl zum Weltfußballer eingeräumt. Mit einem geschätzten Marktwert von 150 Millionen Euro (Quelle: www. transfermarkt.de) liegt Salah weltweit hinter Lionel Messi und Neymar (je 180 Millionen Euro) auf dem dritten Rang. Nach derzeitigem Stand soll Ägyptens Hoffnungs­träger bei der WM auflaufen können. Der 25-Jährige hatte sich beim verlorenen Champions-League-Finale eine Bänderverletzung in der Schulter zugezogen. Laut Angaben des Verbandes soll Salah nur drei Wochen ausfallen und somit rechtzeitig zum Auftakt am Freitag (15.6.) gegen Uruguay fit werden.

Für Cúpers Vorbereitung ist das nicht das einzige Problem. Bis zum Start der WM läuft noch der Ramadan. „Meine Spieler fasten von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Soll ich etwa 5 Uhr morgens trainieren? Ich kann die Spieler nicht auf den Platz schicken, wenn sie nichts getrunken haben und keine Kalorien im Körper haben", sagte Cúper. Der Trainer will mit der medizinischen Abteilung eine Lösung finden. Zudem hofft er auf ein Schlupfloch. „Der Koran sagt, dass man in Sonderfällen, wie Reisen, eine Ausnahme machen kann."

Bereits seinen 45. Ramadan erlebt Essam El-Hadary. Der ägyptische Torhüter wird wohl zur Startformation gehören und somit einen Rekord brechen. Bislang war der kolumbianische Torwart Faryd Mondragón mit 43 Jahren und drei Tagen der älteste eingesetzte Spieler bei einer Weltmeisterschaft.

Wie bei seinen Stationen zuvor setzt Cúper auch bei den Ägyptern auf eine defensive Taktik. In 33 Spielen unter dem Argentinier hat die Nationalmannschaft nur 19 Gegentore kassiert. Nie hat Ägypten unter Cúper mit mehr als einem Tor Differenz verloren. „Als Trainer setze ich die Priorität darauf, Fehler in der Abwehr zu vermeiden. Diese Philosophie sind die Ägypter nicht gewohnt", wird der Coach auf der Internetseite des ägyptischen Fußballverbandes zitiert.

Die Chancen auf ein Weiterkommen in der Gruppe A stehen für Ägypten nicht schlecht. Nach dem Spiel gegen Uruguay treffen die Ägypter am 19. Juni auf Russland. Der Gastgeber hat seit Oktober des Vorjahres (4:2 gegen Südkorea) kein Spiel mehr gewonnen. Zum Abschluss der Gruppenphase trifft Ägypten am 25. Juni auf Saudi-Arabien. Die Saudis, die ebenfalls mit dem Ramadan zu kämpfen haben, setzten auf eine durchaus fragwürdige Vorbereitung. Neun Spieler wechselten Anfang des Jahres nach Spanien. Dies war das Resultat einer Kooperation beider Fußballverbände. Saudi-Arabien bezahlt die spanischen Clubs für die Kaderplätze und erhofft sich somit eine ähnliche Leistungsexplosion, wie sie bei Mohamed Salah erfolgte. Angeblich soll Erstligist Villarreal fünf Millionen Euro kassiert haben, um Salem Al-Dawsari und einen weiteren Jugendspieler aufzunehmen. Viel Spielpraxis erhielt Al-Dawsari nicht. Er durfte im letzten Saisonspiel gegen Real Madrid (2:2) für 33 Minuten auflaufen.

Sollte Héctor Cúper die Sensation gelingen und er mit Ägypten ins Finale einziehen, hat der 62-Jährige schon einen Plan, wie er seinen Endspiel-Fluch brechen will. „Dann geh? ich halt ins Kino", meinte er.