Von Christina Gondesen

Kürzlich wurde ich zu Hundehaltern nach Peguera gerufen, weil wegen des Gebells ihres Hundes ein Konflikt mit der Nachbarschaft drohte. Bevor ich mit dem Training beginne, ist es für mich immer sehr wichtig zu wissen, was der Hund bereits gelernt hat. Also fragte ich die ýHundemutter". Sie geriet sofort ins Schwärmen über ihren Vierbeiner: ýAlso, Armani weiß wie ?Sitz´ und ?Platz´ geht, das macht er ganz toll! Ich übe natürlich auch oft mit ihm, er hat viel Auslauf. Wir gehen täglich viermal mit ihm spazieren, und wenn ich rufe, dann kommt er auch. Ach so, er hört auch auf ?Aus´ und gibt Pfötchen."

Da fragte ich mich natürlich, weswegen man mich gerufen hat, denn Armanis Gebell würde sich doch durch ein einfaches ýAus" oder ýKomm" abstellen lassen. Bei intensiverem Nachfragen stellte sich dann schnell heraus, dass es um den Grundgehorsam des Hundes doch nicht so gut bestellt war, und dass das, was der Hund bisher geleistet hatte, oft im Tausch für ein Leckerli stattfand. Ohne Leckerli war fast gar nicht an die Ausführung der Kommandos zu denken, und bei Ablenkung sank der Grundgehorsam auf null.

Sie als Hundebesitzer kennen bestimmt die Situation auf dem Spaziergang: Der Hund läuft ohne Leine mit Ihnen, plötzlich sehen Sie eine Gefahr durch Autos. Sie sehen eine Katze, die Ihr Hund jagen könnte, einen anderen Hund, zu dem Ihrer nicht gehen soll. Also rufen Sie recht laut und nachdrücklich Ihr Kommando für ýKomm". Und anstatt dies sofort zu tun, schaut sich der ýgehorsame" Hund erst einmal in aller Ruhe um, weil da ja was Interessantes sein muss, sonst würde Herrchen oder Frauchen ja nicht so aufgeregt rufen.

Um diesen Ungehorsam zukünftig zu vermeiden, sollten Sie beginnen, Ihrem Hund das Kommando ýKomm" in genau derselben aufgeregten Tonart häufiger zu geben, so als wäre direkt vor Ihnen ein anderer Hund, eine Katze oder ein Auto. Wenn der Hund dann erst einmal kapiert hat, dass nicht zwingend etwas Spannendes passiert, wird es für ihn leichter sein, zu Ihnen zurückzukehren.

Auch Kommandos wie ýSitz" und ýPlatz" sollten immer wieder trotz starker Ablenkung trainiert werden. Denn nur, wenn der Hund unter Ablenkung gehorcht, können Sie sicher sein, dass er die Kommandos für Sie ausführt, und nicht für ein Leckerli.

Armani hat sein Bellen nach nur zwei Trainingseinheiten eingestellt. Zwar schlägt er noch an, wenn jemand kommt. Aber das soll er ja auch. Wenn Frauchen jedoch ýSchluss" sagt, ist er still. Weil Frauchen vorher immer nur total verärgert ýAus" rief, der Hund aber keine Konsequenz durch eine artgerechte Korrektur erhielt, musste es so aussehen, als ob Frauchen genauso sauer über den Eindringling war wie er selbst. Durch das Ersetzen des alten ýAus"-Kommandos durch das ýSchluss"-Kommando, bei dem sofort bei Nichterfüllung eine Korrektur stattfand, hatte er gelernt, dass Frauchen konsequent sein kann.

Die Autorin ist Hundetrainerin. Infos zum Training auf Mallorca: www.kieler-hundecollege.de oder

Tel.: 648-60 03 30.