Von Christina Gondesen

Eine Hundebesitzerin aus Kiel erzählte mir folgende Geschichte: Bevor Swantje, frisch geschieden, mit einem Welpen zu mir in die Hundeschule kam, besaß sie einen Rüden, der im Alter von zehn Jahren starb. Als der Hund neun Jahre alt war, trennte sie sich von ihrem Mann und bezog eine Doppelhaushälfte. Es wurden neue Wohnzimmermöbel gekauft, und Swantje entschied, dass Sumo - so hieß der Rüde - nun von Anfang an nicht auf dem weißen, neu angeschafften Sofa sitzen durfte. Ihr Mann hatte dem Hund immer wieder gestattet, auf dem alten Sofa zu liegen. Insgeheim war sie froh, dass dieses inzwischen unansehnlich gewordene Möbelstück nicht bei ihr Einzug gehalten hatte, sondern bei Ihrem Ex-Mann verblieben war.

Aber Sumo liebte es, in Swantjes Abwesenheit das neue Sofa zu erobern. Er ließ sich allerdings nie dabei von ihr erwischen, sondern hatte immer die Ohren in ýHabachtstellung". Sobald er das Türschloss hörte, war er vom Sofa verschwunden. Mit der Rute wedelnd und leicht hängendem, schuldbewusst gesenktem Kopf kam er dann angelaufen.

Nachdem Frauchen Sumo begrüßt hatte, schritt sie alsbald in das Wohnzimmer, legte die Hand auf das Sofa, spürte die noch vorhandene Wärme ihres Hundes unter der Handfläche, rieb die Hundehaare ab und machte dann ihrem Hund mit strengem Gesicht und wilder Gestik große Vorwürfe. Das ging einige Monate so, und obwohl Swantje sich sehr bemühte, wurde ihr allmählich klar, dass sie ihren Hund auf frischer Tat ertappen musste, um ihm diesen Lieblingsplatz madig zu machen.

Eines Tages erwischte sie ihn tatsächlich. Leise hatte sie sich ins Haus geschlichen und Sumo, inzwischen aufgrund seines Alters etwas schwerhörig, lag rücklings, schnarchend und von einem großen Knochen träumend auf dem weißen Sofa.

Ohne vom ihm bemerkt zu werden, stand Swantje nun direkt vor ihm und brüllte lautstark seinen Namen. Vollkommen überrascht und orientierungslos bekam Sumo einen wahrhaften Schrecken, wollte fluchtartig das Sofa verlassen, stieß sich mit den Hinterläufen kräftig ab und zerstörte dabei mit seinen Krallen den Bezug des neuen Möbelstücks mit einer Leichtigkeit, als würde man ein Stück Papier zerreißen.

Fazit: Wenn Sie als Hundebesitzer Ihrem Hund gestatten, auf dem Sofa zu liegen, dann müssen Sie auch mit den Konsequenzen rechnen. Ohne Frage ist es herrlich, neben einem kuscheligen Tier zu liegen. Aber Hund weiß a) nicht, wenn er schmutzig ist, b) nicht, dass er nass ist, und c) nicht, was der Besuch auf seinem Schlafplatz macht ...

Unangenehm wird es auch dann, wenn Ihre Gäste sich nach einem Besuch bei Ihnen erst einmal die Hundehaare von der Kleidung bürsten müssen und es im Bekanntenkreis heißt: ýZieh bei denen bloß nie etwas Schwarzes an."

Die Autorin ist Hundetrainerin. Infos zum Training auf Mallorca: www.kieler-hundecollege.de oder

Tel.: 648-60 03 30.