In vielen Fällen ist es ratsam, Hund oder Hündin schon in jungem Alter zu kastrieren. Vor allem bei Rüden mindert die hormonelle Umstellung das Dominanzgebaren. Auch ist die Gefahr des Ausreißens geringer, denn die Anziehungskraft läufiger Hündinnen in der Umgebung ist nach dem operativen Eingriff Geschichte. Häufig werden kastrierte Rüden anhänglicher und ruhiger, was auch die Erziehung und die Haltung in der Familie vereinfachen kann. Der Eingriff ist bei Rüden nicht tief, es wird der Hodensack geöffnet, der Hoden abgebunden und entfernt und schließlich der Hodensack mit wenigen Stichen vernäht.

Bei Hündinnen gilt: Wer nicht züchten will, sollte auch deren Kastration in Erwägung ziehen. Zum Verständnis: Bei einer Sterilisation würden nur die Eileiter durchtrennt oder abgebunden, was aber in modernen Tierkliniken nicht praktiziert wird. Die Kastration bedeutet für Hündinnen die operative Entfernung aller Fortpflanzungsorgane, also Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke. Dies bedeutet eine Bauch-Operation, die aber vom erfahrenen Tierarzt routinemäßig durch einen relativ kleinen Schnitt oder sogar endoskopisch vorgenommen wird.

Die Kastration bietet 100-prozentigen Schutz vor Gebärmutterentzündungen, die bei älteren Hündinnen nicht selten auftreten. Auch Tumore an den Gesäugeleisten sollen bei früh kastrierten Hündinnen seltener auftreten, und Scheinschwangerschaften gibt es gar nicht mehr.

Über den besten Zeitpunkt für eine Kastration gibt es schier unendliche Diskussionen. Beim Rüden sollte die Geschlechtsreife abgewartet werden. Für Hündinnen hört man gelegentlich Empfehlungen, den Eingriff schon vor der ersten Läufigkeit vorzunehmen. Meine Meinung ist, wenigstens die erste Läufigkeit und damit die Geschlechtsreife abzuwarten. Das gibt der Hündin die Gelegenheit, erwachsen zu werden, und die Operation wird einfacher, weil die Fortpflanzungsorgane fertig entwickelt und damit leichter auffindbar sind. Ein altes Ammenmärchen ist die Theorie, die Hündin sollte wenigstens ein Mal geworfen haben. Medizinisch wie tierpsychologisch gibt es keine Vorteile für die Hündin, wenn sie vor der Kastration schon einmal Mutter wurde.

Mit homöopathischen Mitteln kann man den Hund auf die Operation vorbereiten und ihm die Rekonvaleszenz erleichtern. Am Tag vor der OP gibt man ihm dreimal täglich Arnika in niedriger Potenz, etwa D4, D6 oder - hier in Spanien - 5CH. Damit fährt man fort, sobald der Hund aus der Narkose erwacht ist. Arnika kann Blutungen, Blutergüsse und übermäßige Schwellungen mindern. Nach der OP ergänzt man dies durch Hypericum, ebenfalls in niedriger Potenz, um den Wundschmerz zu mildern. Eine weitere gute Maßnahme ist die Gabe von Notfalltropfen aus der Bachblüten-Therapie. Sie sind unter dem Namen „Rescue Remedy“ in Apotheken erhältlich und sollten verdünnt mit etwas Wasser kurz vor der Narkose einmalig, nach dem Aufwachen alle drei bis vier Stunden gegeben werden. Am Tag nach der OP reicht es, die Notfall-Tropfen noch zweimal zu verabreichen.

Die Autorin ist Tierheilpraktikerin auf Mallorca. Tel.: 670-80 88 89.