Toxo rennt los, springt durch einen in rund 50 Zentimeter Höhe hängenden Schwimmreifen, nimmt zwei Hürden, passiert im Slalom mehrere Stangen und verschwindet schließlich in einem tunnelartigen Schlauch. Als er am anderen Ende wieder zum Vorschein kommt, wartet sein Herrchen Joan Ramón bereits mit einem Leckerli auf den Border Collie - als Belohnung für das fehlerfreie Bewältigen der Hindernis­strecke. Doch die gibt es nur im Training.

Bei einem Agility-Wettkampf - so heißt die ursprünglich aus England stammende Hundesportart - seien solche essbaren Anreize natürlich nicht erlaubt, erklärt Joan Ramón, Vorsitzender des Agility-Clubs „Ses Barreres" aus Felanitx. Etwa beim 4. Agility-Cup der Balearen, der am Wochenende vom 20. und 21. April stattfindet - und den der Verein aus Felanitx in diesem Jahr zum ersten Mal ausrichtet.

44 Hunde aller möglichen Größen und Rassen - vom kleinen ratero mallorquin bis zum ausgewachsenen Dobermann - sind bisher angemeldet. Sie werden je nach Schulterhöhe in vier Gruppen eingeteilt und treten entweder in der Kategorie Anfänger oder Fortgeschrittene gegeneinander an - beziehungsweise im Kinderwettbewerb, wenn der Hundebesitzer jünger als 16 Jahre ist. Unter den strengen Blicken eines eigens aus England eingeflogenen Jurors müssen die Vierbeiner dabei an die 20 Hindernisse passieren - wofür die schnellsten unter ihnen gerade einmal 35 Sekunden benötigen.

Die Teilnehmer gehören fünf verschiedenen Vereinen an, von denen drei auf Mallorca und jeweils einer auf Ibiza und Menorca be­heimatet sind. Insgesamt gebe es auf den Balearen momentan acht Agility-Clubs, sagt Joan Ramón. Deshalb habe man eigentlich mit mindestens 60 Hunden gerechnet. Doch die Anreise sowie der Aufenthalt während des Wettbewerbs sei einigen Hundehaltern offensichtlich zu teuer. „Hier macht sich eben auch die Krise bemerkbar."

Dennoch erlebt der Hundesport Joan Ramón zufolge derzeit einen regelrechten Boom auf den Balearen. Anfangs vor allem auf Ibiza beliebt, wo sich vor etwa zehn Jahren die ersten Vereine bildeten, würden die Clubs nun auch auf Mallorca immer mehr werden. „Ses Barreres" in Felanitx besteht inzwischen seit drei Jahren, zwei weitere Vereine gründeten sich kurz darauf in Palma und Llucmajor und schon im kommenden Jahr könnten weitere Clubs hinzukommen, möglicherweise in Palma und Artà.

Den Verein „Ses Barreres" habe er zusammen mit einigen Freunden auf die Beine gestellt, erzählt Hundenarr Ramón, der selbst zehn Vierbeiner besitzt und viele Jahre als Hundeführer beim Rettungsdienst der Notrufzentrale 112 gearbeitet hat. Mittlerweile zählt der Club knapp 30 Mitglieder, darunter auch Deutsche, Holländer und Engländer - Neuzugänge jederzeit willkommen. Einem Aufnahmetest werden aber nicht etwa die Hunde unterzogen, sondern die Herrchen. Bei einem gemeinsamen Mittag­essen schaue man sich den Kandidaten an - um herauszufinden, ob man auf der selben Wellenlänge sei, erklärt der Vorsitzende. „Mit einem schwierigen Hund kann man arbeiten, den bekommt man in den Griff, einen schwierigen Hundehalter dagegen nicht."

Die Vierbeiner müssten deshalb keine Vorkenntnisse in Agility mitbringen und nicht einmal besonders gut erzogen sein. „Ganz im Gegenteil", sagt Joan Ramón. „Einen draufgängerischen Hund, den man nicht frei laufen lassen kann, weil er sich mit anderen Hunden anlegt, finde ich persönlich viel spannender."

Dreimal die Woche trainieren die Clubmitglieder mit ihren Vierbeinern auf einer Wiese ein Stück außerhalb von Felanitx. Dort sind zum einen verschiedene Parcours aufgebaut, zum anderen können Hund und Herrchen dort Frisbee spielen. Und bald wolle man zusätzlich mit der Ausbildung von Hütehunden beginnen, die dabei beispielsweise lernen, eine Schafherde zusammenzutreiben.

Im Vordergrund solle aber bei all den tierischen Aktivitäten immer der Spaß stehen, betont ­Jovana Schäfer, eine Deutsch-Mallorquinerin, die seit eineinhalb Jahren im Verein ist. „Meine Hunde Mora und Lilli toben sich hier richtig aus, das ist für die reines Spiel." Zudem dauere eine Agility-Trainingseinheit maximal zwei bis drei Minuten, danach gebe es eine Pause. Und ihr neunjähriger Hund Lucky mit seinem Hüftleiden sei davon natürlich befreit.

Am Wochenende beim Baleraren-­Pokal müssen aber auch Lilli und Mora draußen bleiben, wenn ihre Artgenossen durch den Parcours sprinten. Denn Frauchen Yovana Schäfer ist als Moderatorin im Einsatz. Border Collie Toxo hingegen darf in diesem Jahr erstmals bei den Fortgeschrittenen starten - und dreht zur Übung gleich noch eine Runde. Dafür gibt es schließlich wieder ein Leckerli.

Die Wettbewerbe finden am 20.4. ab 14.30 Uhr und am 21.4. ab 8.30 Uhr auf dem Hundeübungsplatz bei Felanitx (ca. 2 Kilometer nach dem Ortsausgang Richtung Cala d´ Or rechts) statt. Zuschauer sind willkommen. Weitere Infos zum Verein bei Jovana Schäfer unter Tel.: 619-07 28 00.