Bernardo López-Pinto wurde in Barcelona geboren, lebt aber schon „ein ganzes Leben" auf der Insel. Der 44-Jährige züchtet Falken und hat etwas Ungeheuerliches zu Wege gebracht: Einem seiner Vögel gelang es ausgerechnet in der Greifvogel-Hochburg Abu Dhabi schneller zu fliegen als alle anderen.

Chapeau, Sie sind Champion in den Arabischen Emiraten geworden!

Ich für meinen Teil habe keinen Wettbewerb gewonnen, sondern einer meiner Falken. Das ist in der Geschichte noch nie passiert. In Spanien gibt es niemanden, der dort einen ersten Platz erlangt hat. Niemals, damit das klar ist! Das ist ein Wahnsinn.

Wie muss man sich diesen Wettbewerb vorstellen?

Es handelt sich um eine an verschiedenen Orten ausgetragene Serie mit mehreren Wettkämpfen. Es ist ein bisschen wie die Formel Eins. 1.483 Falken nahmen teil, drei von den meinen gelangten unter die besten 50, und schon als man mir das sagte, war ich hin und weg. Und dann gewannen wir und brachen den absoluten Geschwindigkeitsrekord: 400 Meter in 17 Sekunden. Ein Wahnsinn! Das alles weiß man hierzulande nicht, weil die Leute hier keine Ahnung haben.

Wie verlief denn der Wettbewerb?

Es ist ein Geschwindigkeits-Wettbewerb, bei dem die Falken nacheinander fliegen. Man lässt den Vogel von einem bestimmten Ort aus los, und er fliegt zu einer anderen Person. Zwischen zwei Sensoren wird die Geschwindigkeit gemessen.

Wie kam es, dass Sie in die Arabischen Emirate gelangten?

Ich habe viele Jahre am Flughafen von Palma als Verantwortlicher der Falknerei gearbeitet, um Wildvögel zu vertreiben. Dann hatte ich die Möglichkeit, nach Abu Dhabi umzuziehen, weil mich das dortige Königshaus unter Vertrag nahm. Längere Zeit züchtete ich dort Vögel, dann kehrte ich zurück, weil ich Mallorca vermisste. Das ist alles sehr schön dort, sie setzen dir alles vor, aber ich sagte: „Ich will zurück". Dann wurde mir ein Angebot gemacht: Weitermachen mit der Züchtung, aber von Mallorca aus, und ich akzeptierte.

Wie stellen Sie es an, dass die Vögel so schnell werden?

Ich züchte sie, in Abu Dhabi trimmen Kollegen sie auf Geschwindigkeit. Die Vorbereitung ist streng: Genau einzuhaltende Diäten und viel Vorsicht. Man nimmt den Falken sogar Blut ab, um zu wissen, ob sie gedopt sind.

Die Vögel sind sehr empfindlich, nicht wahr?

Man muss sich für sie höllisch aufopfern, ja versklaven. Man sieht von außen nur das Schöne, dabei erfordert die Falknerei viel Hingabe. Es gibt für mich weder Ferien noch Weihnachten. Es gibt nichts. Ich halte mich 24 Stunden zu Hause auf, immer. Es ist eine ständige Hingabe, Du darfst nichts falsch machen. Jeder Fehler verstört das Tier. Dann taugt es nichts mehr.

Wie ist es um die Falknerei auf Mallorca denn bestellt?

Es gibt jetzt viele Menschen, die Vögel züchten. Das ist auch gut so. Den Sieg in Abu Dhabi haben mein Vogel und ich davongetragen, aber unabhängig davon ist das Niveau in Spanien und auf der Insel sehr hoch.

Und wie lebt man die Falknerei in Abu Dhabi?

Es ist unglaublich. Dort ist der Falken-Sport beliebter als der Fußball hier. Die Leute werden sagen, dass das nicht möglich ist, aber es ist wahr. Familien und Freunde kaufen ganze Aufzuchtstationen und tragen Wettbewerbe unter sich aus. Alles in Abu Dhabi hat mit den Falken zu tun.