Wenn Xisco Carrillo sein rotäugiges Albino-Frettchen mit kaltem Wasser besprüht, sieht man der quirligen und fast wurmhaft schmalen Kreatur an, dass sie sich pudelwohl fühlt. Sie windet sich im Gras. „Das muss ich an heißen Tagen wie heute immer wieder machen, weil die Tiere Hitze schlecht aushalten“, sagt der Halter. „Sie können nicht schwitzen.“

Carrillo ist Mitglied der über­wiegend aus Leuten zwischen 20 und 30 Jahren bestehenden Frettchenhalter-Vereinigung Asociación de Hurones de Mallorca (www.ashuma.es), die ihre knopfäugigen Tierchen (lateinisch: Mustela putorius furo) in unregelmäßigen Abständen im Parc de la Mar in Palma oder im Riera-Park zur Freude auch von Spaziergängern frei herum laufen lassen - so wie am heutigen, brandheißen Montag (29.6.).

„Vor zehn Jahren galten wir noch als ausgesprochen abgefahrene Freaks, vor acht Jahren kamen Frettchen langsam in Mode, heute halten sich bereits etwa 500 Insulaner diese Tiere“, sagt Vanesa Noguero, die nur Gutes über die putzigen Pelzwesen zu berichten weiß. „Sie sind anders als Hunde sehr pflegeleicht, sie schlafen zwölf bis 18 Stunden am Tag, und man kann sie zu Hause einfach herumlaufen lassen.“

Kaum hörbare Kik-Kik-Laute

Auch Vanesa hält eines dieser kurzsichtigen Exemplare, die auf Zuruf durchaus reagieren, im Arm. Das Tier versucht immer wieder, sich durch ihre Armhöhle zu Boden zu schlängeln, und gibt dabei ein paar kaum hörbare Kik-Kik-Laute von sich. „Zwei Stunden Pflege am Tag genügen völlig, was für Berufs­tätige ideal ist.“ Von Katzen unterscheide Frettchen, dass sie liebevoller, spielverrückter und nicht so einzelgängerisch seien, so Vanesa. Außerdem kämen sie untereinander so harmonisch aus, dass sie sich immer wieder wundere.

Auch Elisabeth Villar ist von den possierlichen, im Schnitt sechs bis acht Jahre alt werdenden Tierchen fasziniert. „Sie sind so anschmiegsam.“ Man müsse nur aufpassen, dass sie nicht etwa in Wasserleitungen kriechen. Und wenn mal ein Handy oder sonstige Objekte verschwänden, so empfehle es sich, unters Sofa oder Bett zu gucken, wo die hurones alles unbeschädigt deponierten. „Das ist wohl ein instinktives Verhalten.“ Hurón wurzele schließlich im lateinischen furari, was stehlen bedeute. Wolle man auf Nummer sicher gehen, empfehle sich die Anschaffung eines genügend großen Spezialkäfigs.

Wenn man Frettchen an Strände bringe, falle auf, dass sie blitzschnell Höhlen graben, so Villar. „Das ist wohl auch irgendwie instinktiv.“ Aufpassen müsse man, wenn man Frettchen auf dem Balkon herumlaufen lasse. „Sie haben anders als Katzen keinen Sinn für Gefahren und fallen deswegen leicht hinunter.“ Wegen ihrer biegsamen Knochen verletzten sie sich aber selten.

So sympathisch die nur bis zu 1,8 Kilo schweren Nicht-Nager wirken, die in den USA noch mehr als in Europa als Haustiere der ungewöhnlichen Art beliebt sind, so sind sie doch Fleischfresser, deren Biss so druckvoll ist wie der eines Pitbulls. Vor allem wenn es sich um psychisch gestörte, ehemals ausgesetzte Exemplare handelt. Dann müsse man sich in Acht nehmen, warnt Xisco Carrillo.

Heißhunger auf Kaninchen

Eingeführt auf Mallorca wurden die hurones vor rund hundert Jahren wegen ihres Speiseplans: „Frettchen fressen gerne Ratten, aber auch Kaninchen, die größer als sie selbst sein können“, so Carrillo. „Sie halfen Jägern bei der Kaninchenjagd.“ Frettchen seien aber im Grund nicht aggressiv. „Wenn sie gut erzogen sind, beißen sie ihre Halter in der Regel nicht“, erklärt Vanesa Noguero.

Der Irrglaube gehört zu den Vorurteilen über die Tiere, über die sich die Frettchen-Halter auf Mallorca maßlos aufregen. „Man hört immer, dass sie streng riechen würden“, sagt Noguero. „Das ist aber nur bei unkastrierten Männchen so.“ Im Übrigen bemühe man sich in der Vereinigung um größte Reinlichkeit. „Wir baden die Tiere sehr oft.“

Außerdem stimme es auch nicht, dass die Tiere jedes Kabel, auf das sie stießen, zerstörten. „Das tun doch nur Nagetiere.“ Den ausgeprägten Spieltrieb der Frettchen machen sich die Insel-Halter beim lockeren Zusammensein gern zu Nutze. „Manchmal veranstalten wir mit ihnen Wettrennen im Sa-Riera-Park.“