Die Balearen-Regierung will Stierlauf und Stierkampf verbieten. Dafür hat sie Änderungen im Tierschutzgesetz von 1992 auf den Weg gebracht. Die haben aber nicht nur Folgen für Stierkampf-Freunde. Auch die Jäger auf den Balearen fühlen sich missverstanden. Sie müssen womöglich auf ihre Wettkämpfe im Taubenschießen verzichten.

Dagegen haben einige Jäger jetzt mit einer Unterschriftenaktion protestiert. 2.838 Unterschriften hatten sie innerhalb weniger Tage zusammen. „Hätten wir mehr Zeit gehabt, dann hätten wir bestimmt 45.000 zusammenbekommen", sagt Joan Bennasar. Der 45-Jährige besitzt einen Bauernhof zwischen Sineu und Petra, auf dem er Tauben für das Taubenschießen hält. Die Jagd auf Kleintiere ist auf den Balearen nur zwischen August und Januar erlaubt. „In den restlichen Monaten widmen wir uns dem Tauben- oder Wachtelschießen", erklärt Bennasar.

Selbstverständlich könne man auch auf Tontauben schießen, um im Training zu bleiben, sagt José Antonio Boned, Jäger aus Palma. „Das ist aber nicht annähernd das Gleiche." Das Taubenschießen habe eine mehr als 60-jährige Tradition in den mallorquinischen Dörfern. Die könne man nicht einfach unterbinden.

Mehr als nur Tradition: Tauben werden zur Plage

Bei den Wettbewerben werden die Tiere entweder aus einer dunklen Kiste heraus in die Luft gelassen, vom Arm aus in die Luft geworfen oder aus einer Art ­kleinen Kanone in die Luft geschossen. Dann versuchen die Teilnehmer, das Tier mit einem Gewehr abzuschießen. „Die geschossenen Vögel kommen als Essensspende karitativen Organisationen zugute", sagt Boned. Tierschutzorganisationen wie „Mis amigas las palomas" (MALP) halten den Sport für Tierquälerei. In Katalonien wurde er durch das neue Tierschutzgesetz verboten.

Es gehe den Jägern allerdings um mehr als nur um die Erhaltung einer Tradition. Bennasar: „Die Tauben werden zur Plage, wenn wir die Population nicht kontrollieren." Und das mache man eben auch durch das Taubenschießen. Etwa 50.000 Tauben schössen die Jäger auf den Balearen im Jahr, schätzt Bennasar. „Würden wir das nicht tun, würden sie sich rasant vermehren."

Bennasar fängt für mehrere Gemeinden Tauben ein, die es sich in leer stehenden Gebäuden oder auf Kirchtürmen gemütlich gemacht haben. „Dazu benutze ich Fallen, die die Tiere lebend einfangen", erklärt der Jäger. Diejenigen, die einen Ring um den Fuß haben, bringt er zum jeweiligen Besitzer. Die ohne Ring nimmt er mit auf seinen Hof. Diese Arbeit erledigt er für die Rathäuser der Gemeinden unentgeltlich.

Schaden für Städte und die Landwirtschaft

Die Vögel, die er fängt, verkauft er an diejenigen, die sie schießen wollen. Würde er die Tauben nicht einfangen, würden die Vögel großen Schaden anrichten, ist sich Bennasar sicher. Die Exkremente der Tiere seien stark ätzend, könnten das Wasser in Brunnen verunreinigen und Gebäude zerstören. „Außerdem würden zu viele Tauben für großen Schaden in der Landwirtschaft sorgen", ergänzt Boned. Denn die Tiere fressen Mais und Weizen von den Feldern.

Die Änderungen im Tierschutzgesetz werden derzeit im Parlament diskutiert. Ob eine Einigung erzielt wird, ist allerdings fraglich. Die PP hat einen Antrag eingereicht, der das Taubenschießen aus dem neuen Gesetz ausschließt. Auch um den Stierlauf in Fornalutx, den sogenannten correbou, gibt es Streit. Die PSOE ist bei diesem Thema gespalten. Guillermo Amengual, Sprecher der Kampagne „Sense Sang" ist nicht sehr optimistisch: „Wir glauben, dass der correbou ausgeklammert wird." Auch wenn sich derzeit 34 Gemeinden gegen Stierkampf und Stierhatz aussprechen, „hängt das Gesetz derzeit völlig in der Luft", sagt Guillermo Amengual.