Es ist zwölf Uhr mittags, windstill und genau die Zeit, in der die Arbeitsbienen geschäftig Pollen und Nektar suchen. Aber auch der richtige Moment, um der MZ zu zeigen, wie auf Son Berga, am Fuße des Puig de s´Alcadena bei Alaró, Bienenköniginnen, im Deutschen auch Weisel oder Stockmutter genannt, gezüchtet werden.

Pau Ixent Queralt (33) und Biel Coll (30) - beide stammen aus Alaró - haben sich ihr Wissen darüber bei dem bekannten französischen Buchautor und Lehrer Gilles Fert in Barcelona angeeignet. Seit drei Jahren ernten, schleudern und verkaufen sie nicht nur den Honig „Mel Vici Alaró", sondern betreiben dazu noch eine Kinderstube für Königinnen.

Damit wir uns den colmenas (Bienenstöcken) nähern können, ziehen wir Overalls über. Danach zünden die Imker in ihren metallenen Smokern Kräutersträuße an, das beruhigt die Bienen. Queralt und Coll nehmen das Dach eines Stockes ab und ziehen mit Spezialzangen die Holzrahmen mit vorgefertigten sechseckigen Waben nacheinander heraus. Zunächst zeigt sich nichts Außergewöhn­liches.

Doch dann sitzt plötzlich in der Mitte einer Wachswabe die Königin. Ihr Hinterleib ist dicker und länger als die der anderen Bienen, denn die Drohnensamen lagern vier Jahre lang in ihrem Körper. „Diese haben wir noch nie gesehen", erklärt Queralt, sie stamme sicher aus dem vergangenen Winter.

Weil die Stockmütter im ersten und zweiten Lebensjahr am produktivsten sind, ist es für Imker wichtig, ihr Alter zu kennen. Queralt nimmt das königliche Insekt vorsichtig in die Hand und markiert mit einem bienenfreundlichen Stift einen weißen Punkt. „International werden 2016 geborene reinas weiß markiert", sagt Coll, fünf Farben gibt es insgesamt, da die Weisel in der Regel vier bis fünf Jahre alt werden können.

Danach setzt Queralt das Insekt sorgsam zum Trocknen in einen kleinen Käfig. „Feuchte Farbe würden die Arbeitsbienen sofort entfernen", erklärt er. Während die Königin noch auf das Trocknen der Markierung wartet, ziehen die beiden Mallorquiner weitere Rahmen aus dem Stock. Währenddessen erklären sie, wie Königinnen „geboren" werden. Die von ihr in die Waben gelegten Eier sehen alle gleich winzig und weiß aus. Mit einer Mischung von Pollen und Honig werden die späteren Arbeitsbienen ernährt. Den Stockmüttern legen die Ammenbienen jedoch einen speziellen Futtersaft, das Gelée royale, in die Wabenwiege. Dieses bewirkt, dass die Larven größer werden.

„Hier entsteht eine neue Königin", sagt Queralt, und deutet auf eine etwa einen Zentimeter hohe Wabenzelle. Würde aus ihr eine weitere Königin schlüpfen, solange die weiß gepunktete junge noch aktiv ist, droht Ärger. Entweder die beiden stechen sich gegenseitig tot oder - das kommt im Frühjahr auf der Insel häufig vor - eine von ihnen sucht das Weite und nimmt einen Teil des Schwarms mit. Deshalb zerstören die Imker die für die Rivalin bestimmte Wabe und ziehen vorsichtig die Larve heraus. Am Wabenboden befindet sich das kostbare Gelée royale. Coll saugt es mit einer Pipette heraus und gibt es mit einer vor Stunden geschlüpften Larve in eine künstliche Zelle. Diese wird auf einen Holzrahmen gesetzt und in einen speziellen Bienenstock gehängt, dessen Ammenbienen sich ausschließlich um die Ernährung der reinas kümmern. Kurz bevor Stockmütter nach 16 Tagen flügge werden, bekommt jede von ihnen einen eigenen Schwarm und eine eigene colmena.

Insgesamt 80 Bienenstöcke betreuen die derzeit einzigen Königinnenzüchter auf der Insel. „Noch vergrößern wir den Bestand", sagt Queralt. Langfristiges planen sie, Weisel mit Schwarm an Imker zu verkaufen. Da es immer wieder zu Problemen kommt, etwa durch Importbienen eingeschleppte Krankheiten, sind die auf der Insel geborenen, an Klima und Vegetation gewöhnten Königinnen sehr gefragt.

Pau Ixent Queralt, Tel.: 616-04 48 97, Facebook: Mel Vici d´Alaró