Manchmal müssen sie gar nicht stechen, um die Nachtruhe zu stören. Es reicht schon, wenn man das feine Summen von Mücken hört, und schon wird man zum nachtaktiven Insektenjäger. Doch das muss nicht sein. Die MZ gibt Tipps, mit denen man sich die Plagegeister auf Mallorca vom Leib halten kann.

Utensilien und Mittel

Natürlich schützen feinmaschige Fenstergitter und Netze vor Schwarmangriffen, solange man sie sorgsam schließt. Doch irgendwie schafft es dann ja doch ein Blutsauger, die Netze zu umfliegen. Besseren Schutz bieten chemische Abwehrmaßnahmen. Es gibt da zum Beispiel ein Gerät, das in die Steckdose geschoben werden kann und entweder eine Flüssigkeit verdampfen lasst oder kleine Plättchen enthält, die sich auflösen. „Sie heißen Elek­troverdampfer und bestehen aus synthetischen Insektiziden, die Pyrethroide genannt werden", sagt Hans-Peter Brix, Mückenexperte der Stiftung Warentest. „Die Substanz haftet Oberflächen an und kann bewirken, dass die Mücken auf den Boden fallen und später weiterleben oder sofort sterben." Knock-down-Effekt wird das genannt. Brix empfiehlt, die Apparate vier bis sechs Stunden vor dem Schlafengehen zu benutzen und dann abzuschalten. Für draußen empfiehlt der Experte Pumpsprays wie Autan, Anti Brumm, Doctan oder Nobite, die mit unterschiedlichen Wirkstoffen gefüllt sind. Sie kosten zwischen 20 Cent und 1,30 Euro pro zehn Milliliter. Mückenschutzmittel werden auch als Lotionen und Milch verkauft.

Ultraschallgeräte für die Steckdose, Armbänder oder neuerdings sogar auf Smartphones herunterladbare Apps, die einen bestimmten Ton erzeugen, sind ebenfalls auf dem Markt. „Doch die funktionieren in der Regel überhaupt nicht", sagt Brix. „Wer die Mücken mit dem iPhone erschlägt, hat mehr Erfolg." Der Grund: Mücken hören schlecht. Ebenfalls unwirksam ist - anders als viele glauben - Rauch von Zigaretten oder Feuer. Auch Knoblauch macht nicht den geringsten Eindruck auf die Plagegeister, Vampirfilm hin oder her.

Begrenzt wirksam sind Kerzen. In einem Feldversuch konnte eine brennende Kerze die Zahl der Mückenstiche immerhin um 23 Prozent verringern. Sogenannte Citronella-Kerzen sorgten sogar für 42 Prozent weniger Stiche. Aber: „Wer sich neben großen und schwitzenden

­Menschen aufhält, hat statistisch gesehen höhere Chancen, von Stichen verschont zu werden, denn Schweißgeruch lockt Mücken an." Begrenzt ­wirksam ist auch helle Kleidung: Es sei erwiesen, dass sich Mücken lieber auf dunkler Kleidung niederlassen und dann durch diese stechen. Baumwolle zieht sie mehr an als Polyester.

Die Wirkstoffe

Der effektivste Wirkstoff ist synthetisch und heißt Diethyltolu­amid, kurz Deet. Die Substanz kann aber Kunststoffoberflächen angreifen, also Sonnenbrillen beschädigen. Icaridin (Hydroxyethyl Isobutyl Piperidin­ Carboxylat) ist der am ­zweithäufigsten benutzte, ebenfalls synthetische Stoff. Auch die Hersteller von Autan - Sieger des letzten Tests der Stiftung Warentest im Mai 2017 - schwören auf diese Substanz. PMD wird aus Zitroneneukalyptusöl gewonnen oder synthetisch hergestellt. Es wirkt viel kürzer als Icaridin und Deet. Im aktuellen Test der Stiftung Warentest schnitt das PMD-Pumpspray Zedan sehr schlecht ab: Es wurde lediglich mit mangelhaft bewertet. Der Stoff Ebaap (Ethyl-butylacetyl-aminopropionat) wehrt Mücken ebenfalls nur schlecht ab. Das gilt auch für ätherische Öle wie Lavendelöl. Die sind zwar natürlich, taugen aber kaum etwas.

Gesundheitsrisiken

Die Wirkstoffe von Sprays, Lotio­nen und Milch können Schleimhautreizungen und Hautrötungen verursachen, aber nichts Schlimmeres, so der Experte. Wobei hier, was überrascht, natürliche Stoffe aggressiver sein können als künstliche - so wie etwa das Lavendelöl. „Das ist, weil es stark die Haut reizt, gar nicht zu empfehlen, zumal es nur eine halbe Stunde wirkt", sagt Brix. Das gleiche gelte für Citronella.

Ganz anders das synthetische Deet. „Dass diese sehr effiziente Substanz, wie von einigen in die Welt gesetzt, wie ein Nervengift wirkt, stimmt einfach nicht." Es sei auch nichts dran an Mutmaßungen, wonach Deet Schlaflosigkeit, Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit und Gemütsschwankungen auslösen könne.

Obwohl in puncto Gesundheit nicht viel einzuwenden ist gegen Mückenmittel, warnt die Stiftung Warentest davor, Kinder unter zwei Jahren damit einzureiben. „Die Haut von Babys ist einfach noch nicht genug entwickelt, um sie mit solchen Substanzen zu bestreichen", sagt Brix. „Für ältere Kinder bietet Autan etwa ein spezielles Spray an, das lediglich eine Konzen­tration von zehn Prozent

Icaridin enthält."