Ein roter Seat 600 und zwei Mofas: Mit diesem bescheidenen „Fuhrpark" eröffnete Hasso Schützendorf 1961 Mallorcas erste Autovermietung. Das Unternehmen wuchs schnell, war jahrzehntelang Marktführer auf der Insel, verdiente ­Millionen. Der Firmengründer starb im Jahr 2003, es folgten Erbstreitigkeiten und zahlreiche Wechsel in der Geschäftsführung. Nun hat Schützendorfs Witwe Insolvenz angemeldet.

Das geht aus dem balearischen Gesetzblatt (Boib) vom 5. November 2012 hervor. Die Firma wollte sich gegenüber der MZ nicht dazu äußern, eine Sprecherin verwies lediglich darauf, dass weiterhin per Internet oder Telefon Fahrzeuge gemietet werden können.

Die Situation der Firma sei schon seit einiger Zeit problematisch, so ein Branchenkenner. Offenbar hat die Zusammenarbeit mit Subunternehmen die Betriebskosten in die Höhe getrieben. Laut „Última Hora" seien nur noch wenige Fahrzeuge des Fuhrparks im direkten Besitz von Hasso, ein Großteil der Mietwagenflotte werde von Subunternehmern angemietet.

Hasso ist möglicherweise weder die erste noch die letzte Mietwagenfirma mit finanziellen Problemen. Das bestätigte Toni ­Masferrer, Vorsitzender des Branchenverbandes Baleval. Die ab nächstem Jahr geplante Zusatzsteuer (siehe rechts) werde zahlreiche, vor allem kleinere Firmen an den Rand des Ruins treiben.

Hasso Rent-a-Car arbeitete schon zu Lebzeiten des Besitzers ohne Verträge mit den großen Reise­veranstaltern, warb direkt um Kunden. Zu Spitzenzeiten verfügte die Firma über eine Flotte von 3.500 Wagen, darunter Luxus­karossen wie Rolls-Royce. Die leiblichen Söhne gingen nach dem Tod des Unternehmers leer aus, seine damals 36-jährige Witwe Astrid García Prieto erbte die Firma. Ein Verwaltungsrat, dem die Kolumbianerin vorstand, setzte im Laufe der Jahre verschiedene Geschäftsführer ein, häufig handelte es sich um Familien­angehörige der Witwe. Anfang Oktober änderte García Prieto die Gesellschaftsform des Unternehmens, löste den Verwaltungsrat auf und ließ sich als alleinige Geschäftsführerin einsetzen.

2011 hatte ein Gericht in Palma den Söhnen Schützendorfs ihren Pflichtteil am Erbe zugesprochen. Mit den finanziellen Schwierigkeiten der Firma habe das nichts zu tun, sagt Leo Schützendorf (54), der selbst eine Autovermietung mit 50 Fahrzeugen in Can Pastilla betreibt: „Wir haben keinen Pfennig gesehen, zum Zeitpunkt des Urteilsspruch war nichts mehr zum Verteilen da."

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 22. November (Nummer 655) lesen Sie außerdem:

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