Erst war an der hinteren Stoßstange der Lack ab, dann eine Delle im hinteren Kotflügel und schließlich auch noch der vordere Kotflügel verbeult. „Da verlässt man sich drauf, dass das Auto in guten Händen ist, und dann so etwas", empört sich Mallorca-Residentin Inge Wucher aus Port d´Andratx, die ihren Mercedes viele Jahre lang zu Park&Fly an Palmas Flughafen brachte, bevor sie auf Reisen ging. Schuld an den Schrammen, deren Reparatur rund 650 Euro kosten dürfte, ist in den Augen der Österreicherin ganz klar der Parkplatzanbieter. Doch außer Ausreden und leeren Versprechungen sei von der Firma bist heute nichts gekommen, behauptet Wucher.

Von einer ähnlichen Erfahrung berichtet Edgar Frings aus Nordrhein-Westfalen, der ein Ferienhaus in Cala Figuera besitzt und seinen Landrover jahrelang bei dem Parkplatzanbieter in Obhut gab, während er in Deutschland weilte. Eines Tages habe er den Wagen spätabends auf dem kaum beleuchteten Parkplatz abgeholt und am nächsten Tag bemerkt, dass die Stoßstange zum Teil abgebrochen war. „Ich bin also sofort wieder zurückgefahren und ließ den Schaden von einem Mitarbeiter protokollieren." Seitdem warte er vergeblich auf eine Antwort der Firma, klagt Frings - der dahinter sogar Taktik vermutet. Schließlich kursierten in seinem Bekanntenkreis sowie im Internet zig solche Geschichten.

Auch Jutta Gast, die Chefin von Park&Fly, sind diese ­Beschwerden bekannt. Allerdings sieht sie die Sache relativ gelassen. „Wir haben 90.000 Kunden, da können schon mal zwei unzufrieden sein." Zumal die Kunden­datenbank sogar entlastendes Material zutage fördert: Demzufolge habe die Firma mehrmals vergeblich versucht, Edgar Frings zu erreichen. Und Inge Wucher habe man zunächst den Lack ihres Autos poliert, dann ein Kompromissangebot unterbreitet, aber seitdem nichts mehr von ihr gehört, sagt Gast.

Dass es beim Ein-, Um- und Ausparken so vieler Autos, das in der Regel die Mitarbeiter für die Kunden übernehmen, zu Kratzern, Dellen oder auch kleineren Blechschäden kommt, streitet die Park&Fly-Chefin nicht ab. „Wenn das einem unserer Angestellten passiert, stehen wir selbstverständlich dafür gerade und reparieren das." Hierfür verfüge das Unternehmen über eine Versicherung und eine Kooperation mit einer Werkstatt.

Nicht selten musste Gast es jedoch auch schon erleben, dass Kunden ihre Firma für eine bereits bestehende Beule verantwortlich machen wollten. „Und dann fällt den Leuten, nachdem das Schadens­protokoll erstellt ist, plötzlich ein, dass sie ja vor Kurzem selbst auf dem Supermarktparkplatz angefahren worden sind." Andere würden erst eine Woche nach Abholung ihres Autos einen angeblichen Schaden melden, sodass nicht mehr zu rekonstruieren sei, wer ihn verursacht hat. Bei manchen Kunden seien ­außerdem bis zu sechs Fahrer eingetragen, die das Auto bringen oder abholen können, da werde es schnell unübersichtlich. Zumal im mallorquinischen Straßenverkehr auch mal eine neue Beule hinzukommen könne, die dem Autobesitzer vielleicht nicht gleich aufgefallen war.

Die leidige Frage nach dem Verursacher unliebsamer Dellen ist auch José Antonio Guedes von der Firma Lowcost Parking, die im Gewerbegebiet Son Oms 1.200 Stellplätze bereithält, bestens bekannt. „Wir haben mindestens zwei oder drei Beschwerden im Monat." Da seine Kunden wählen könnten, ob sie ihr Auto parken lassen oder selbst bis zum Stellplatz fahren, komme es allerdings immer mal wieder vor, dass ein ­Fahrzeug­eigentümer selbst aneckt. „Und wie das nun mal so ist in Spanien, fahren viele einfach weiter, statt Bescheid zu geben."

Sollte ein Mitarbeiter einen solchen Vorfall beobachten, schreite man sofort ein, versichert Guedes. Zur nachträglichen Ermittlung des Schuldigen dienten manchmal auch die Aufzeichnungen der Videokameras. „Oft aber können wir den Verursacher nicht ausfindig machen und somit auch nichts weiter tun." Denn die Firma - da ist Guedes mit Jutta Gast einer Meinung - könne nicht aus Kulanz für alle Schäden geradestehen, auch wenn es sie gar nicht zu verantworten habe.

Die Beschwerden, die Kunden gegen die Parkplatzanbieter vorbringen, drehen sich aber nicht nur um kaputte Stoßstangen oder Kotflügel. Immer wieder ist auch die Rede davon, dass die Tanks angezapft oder die Autos für Spritztouren benutzt würden. Ersteres sei bei modernen Fahrzeugen technisch kaum möglich, weist Jutta Gast die Anschuldigung zurück. Und wenn ein Wagen mal mehr als die 13 Kilometer für die Hin- und Rückfahrt zwischen Airport und Parkgelände zurückgelegt habe, könnte es sich auch um einen Irrtum handeln. „Dann hat ein Mitarbeiter vielleicht wegen eines Zahlendrehers das falsche Auto rausgefahren. Wir sind doch alle nur Menschen."

Edgar Frings interessiert das alles nicht. „Ich habe die Konsequenz gezogen und bringe mein Auto nun zu einer anderen Firma." Und Inge Wucher lässt ihren Mercedes künftig zu Hause in der Garage stehen - und sich stattdessen zum Flughafen chauffieren.