Wenn ein Kreuzfahrtschiff einen Hafen verlässt, dann treffen sich die Passagiere an Deck zum sogenannten „Sailaway". Mit einem Glas Sekt oder Champagner in der Hand lauschen die Schiffsreisenden einer emotionalen Melodie und dem Schiffshorn und sehen zu, wie sich der Hafen langsam entfernt, der Lotse das Schiff verlässt und wie die ersehnte Seereise beginnt.

Auf dem neuen Superlativ der Weltmeere, der „Harmony of the Seas" vom US-Konzern Royal Caribbean, konnte ich Anfang Juni ein Sail­away ganz anderer Art erleben. Wechselweise auf einer der drei wirklich rasanten Wasserrutschen, die das Trio „Perfect Storm" bilden, oder mit einer Frozen Margarita in der Hand im Jacuzzi wurde ich Teil einer großen Party mit schnellen Techno-Beats und ausgelassener Atmosphäre rund um die gleich drei Hauptpools. Und schnell wurde klar, dass es bei einer Reise auf der „Harmony" nicht um ein klassisches Kreuzfahrterlebnis, sondern um den Aufenthalt in einem schwimmenden Mega-Resort mit zahllosen Superlativen geht.

Panorama-Cam in Palmas Hafen: Live-Blick auf die "Harmony of the Seas"

Schon die Route der Einführungsfahrt für knapp 4.000 Presse­vertreter und Vertriebspartner aus zahlreichen Ländern Kontinentaleuropas machte deutlich, worum es bei Reisen auf Schiffen dieser Größenordnung eigentlich geht: Das Schiff ist das eigentliche Ziel. Und so wurde bei der kurzen Tour ab und bis Barcelona erst gar kein weiterer Hafen angesteuert. Stattdessen trieb das Mega-Schiff in Sichtweite der Küste kontrolliert zwei Nächte vor sich hin.

Bei den am 12. Juni beginnenden wöchentlichen Reisen gibt es aber dann trotz alledem natürlich eine richtige Route. Neben Barcelona und Palma stehen Marseille, La Spezia, Civitavecchia (Rom) und Neapel auf dem Fahrplan. Fast überall sind Zustiege für jeweils eine Woche möglich - lediglich Palma ist ein reiner Ausflugsstopp. Jeweils an den Montagen ab dem 13. Juni werden wir dann beobachten können, ob die Passagiere sich für die Reize Mallorcas oder für die Attraktionen an Bord ­entscheiden.

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Und die Liste der Highlights des Schiffes ist wirklich beeindruckend. Genau wie auf den beiden Schwesterschiffen „Allure of the Seas" und „Oasis of the Seas", die von der „Harmony" in der Dimension nur minimal übertroffen werden, warten der Central Park mit 12.000 echten Bäumen und Gewächsen, ein Basketballplatz, eine Eislaufbahn oder eine riesige Wasserlandschaft für Kinder auf die Gäste. Und dann gibt es noch die Zipline, eine Seilrutsche, 25 Meter lang und neun Decks über dem Boden, sowie zwei Surfsimulatoren und natürlich zwei je 13 Meter hohe Kletterwände. Einzigartig erlebte ich „Ultimate Abyss", auf Deutsch „Ultimativer Abgrund" - die längste Rutsche der Weltmeere, die spektakulär schnell und mit Sound und Lichteffekten angereichert dreißig Meter von Deck 15 bis hinunter auf Deck 6 führt.

Im Schiffsinneren befindet sich die Royal Promenade mit diversen Geschäften und Bars, eine davon mit Robotern als Barkeeper. Auch die Ausmaße des Kasinos, des Jazzclubs, des Theaters mit dem Broadway-Musical „Grease" sind gewaltig. Insgesamt hat der XXL-Kreuzer 16 Passagierdecks und eine Tonnage von 227.000 BRZ. 2.747 Kabinen bieten Platz für 5.400 Gäste bei Doppelbelegung, maximal können es sogar bis zu 6.300 Passagiere und 2.300 Crewmitglieder werden.

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Beeindruckend fand ich die innovativen Innenkabinen mit einem virtuellen französischen ­Balkon, in Wirklichkeit ein tür­großer Bildschirm, auf dem mittels Kameras die Sicht nach außen rund um die Uhr simuliert wird. Und auch das superschnelle WLAN überall auf dem Schiff wird viele Gäste begeistern. Was man bemängeln kann, ist, dass es außerhalb der Kabinen wenige ruhige Orte an Bord gibt. So sind zum Beispiel keine Bibliothek und keine Panorama-Lounge zum Erleben der nautischen Komponente der Schiffsreise vorgesehen. Aber vermutlich wird sie auch niemand vermissen.

Am Ende bleibt die erwartete Erkenntnis, dass selbst das größte Schiff nicht für jeden Kreuzfahrer auch das Beste sein muss, es aber für viele Resort-Urlauber doch sein wird - trotz des aktuell hohen Reise­preises ab circa 2.000 Euro plus einiger Nebenkosten. Und dass wir bis Mitte Oktober montags in Palmas Hafen immer etwas zu sehen haben werden.