Die angeschlagene Fluglinie Air Berlin verlässt nicht nur Mallorca, sie vermietet auch einen großen Teil der eigenen Flotte an die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines. Wie im September angekündigt habe man sich auf ein entsprechendes Wet-Lease-Verfahren geeinigt, bestätigten alle beteiligten Fluglinien per Pressemitteilung am Freitag (16.12.). Demnach vermietet Air Berlin 33 Airbus-Mittelstreckenjets samt Crew an die deutsche Eurowings und fünf weitere an die österreische Austrian Airlines.

Air Berlin schrumpft sich gesund

"Das Ende September 2016 angekündigte Wet-Lease-Abkommen zwischen airberlin und der Lufthansa Group ist heute unterzeichnet worden", heißt es in der Mitteilung von Air Berlin. Es ermögliche "die Fokussierung auf unser neues Geschäftsmodell", so Konzern-Chef Stefan Pichler. Anfang Dezember hatte Air Berlin zudem bekannt gegeben, die Mallorca-Flüge an die österreichische Fluglinie Niki abzutreten und gleichzeitig die Anteile an dieser Airline an den eigenen Hauptaktionär Etihad Airways zu verkaufen.

Eurowings baut Präsenz in Palma aus

Die Lowcost-Airline von Lufthansa Eurowings übernimmt 33 Jets vom Typ Airbus A319 und A320. Sie werden komplett mit Cockpitcrew, Kabinenpersonal und Wartungsverträgen angemietet, wie das Unternehmen bestätigt. Im Februar werde man das erste Flugzeug übernehmen, die so schnell umlackiert und umdesignt werden sollen.

Der für Eurowings verantwortliche Lufthansa-Vorstand Karl Ulrich Garnadt: "Wir wachsen zurzeit mit einer Geschwindigkeit wie keine andere Airline in Europa.“ Die Lowcost-Airline der Lufthansa will mit diesem Schritt die Präsenz an mehreren europäischen Flughäfen ausbauen, darunter auch in Palma.

Austrian Airlines baut Standort Wien aus

Die Lufthansa-Tochter in Wien bestätigte, dass man mit der Übernahme von fünf Maschinen des Typs Airbus A320, "unsere führende Position am Heimatflughafen Wien" stärken wolle, so Austrian Airlines CEO Kay Kratky. Die Flugzeuge werden samt Piloten und Flugbegleitern geleast, sollen im März und April in die eigene Flotte überführt und entsprechend umgestaltet werden. Das im Rahmen einer größeren Vereinbarung zwischen Lufthansa und Etihad Abkommen gelte "vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden". Über die Lease-Raten des Deals sei Stillschweigen vereinbart worden.

Lufthansa und Etihad kooperieren

Was am Freitag bekannt wurde, geht aber weit über eine Umstrukurierung einer angeschlagenen Airline hinaus. Auch die großen Gruppen im Hintergrund - Lufthansa und Etihad - einigten sich auf eine künftige Kooperation, schlossen ein Codeshare-Abkommen und begrüßten entsprechend einvernehmlich den Deal zwischen Air Berlin und Eurowings.

Im Zuge des Codeshare-Abkommens werden Etihad-Flüge zwischen Abu Dhabi und Frankfurt sowie zwischen Abu Dhabi und München mit Lufthansa-Flugnummer angeboten. Im Gegenzug wird die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate Lufthansa-Verbindungen zwischen Frankfurt und Rio de Janeiro sowie Frankfurt und Bogota ab Januar mit Etihad-Flugnummern anbieten.

Etihad-CEO James Hogan kommentiert: "Wir betrachten Deutschland schon lange als strategisch wichtigen Schlüsselmarkt für die Etihad Aviation Group. Die neue Beziehung zu Lufthansa ist der nächste Schritt in unserem Bekenntnis zum führenden europäischen Luftfahrtunternehmen." Außerdem unterstütze er "voll und ganz" das Wet-Lease-Abkommen zwischen Air Berlin und Lufthansa.

Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, hofft auf eine künftige Erweiterung mit den neuen Partnern in Abu Dhabi: "Wir freuen uns auf die Partnerschaft mit der Etihad Aviation Group. Der Wet-Lease-Vertrag mit Air Berlin beschleunigt das Wachstum unserer Eurowings Group und das Codeshare-Abkommen zwischen Lufthansa und Etihad wird unseren Kunden zusätzliche Vorteile bieten und die Netzwerke beider Airlines ergänzen. Wir können uns vorstellen, unsere Zusammenarbeit in der Zukunft auf andere Bereiche auszuweiten." /tg