Nach Easyjet hat am Freitag (19.5.) nun auch die deutsche Fluggesellschaft Germania eine Basis auf Palmas Airport eröffnet und stationiert eine Boeing 737-700 in Son Sant Joan. Neben Friedrichshafen, Münster/Osnabrück, Dresden und Bremen wird jetzt auch Nürnberg täglich angeflogen. Nach Dortmund geht es dreimal die Woche. Im Herbst gibt es acht Wochen lang Flüge zwischen Cuxhaven und Palma. Am Telefon erklärt Manager Claus Altenburg, verantwortlich für Verkauf und Streckenentwicklung, die Mallorca-Strategie der eigentümergeführten Airline.

Werden Sie Ihre Basis auf Mallorca auf das Sommerhalbjahr beschränken?

Wir beginnen an diesem Freitag, 19. Mai, und für dieses Jahr reicht die Planung bis Mitte November. Unser Ziel ist es, perspektivisch in Palma eine Basis von Fe­bruar bis November zu haben, mit einer kurzen Pause im Dezember und Januar.

Wäre eine ganzjährige Basis in Palma für Sie denkbar?

Wir hatten bereits den Winter über Verbindungen nach Palma im Programm, was wenig erfolgreich war. Ich denke, da muss noch von vielen Seiten eine ganze Menge getan werden, damit eine Ganzjahresbasis möglich wird. Dezember und Januar sind schwierig.

Was genau müsste passieren?

Da wäre zum einen die Destination. Die Stadt Palma tut schon sehr viel, um sich als Citydestination zu platzieren, aber das reicht nicht. Hier gehören noch viel mehr Hotels mit anderen Winterangeboten wie Wellness dazu. Die türkische Riviera hat das vorgemacht, sie bietet im Winter ein anderes Produkt als im Sommer. Und dann müssen auch die Reiseveranstalter Mallorca als Winterdestination entdecken. Die Saison wird durchaus schon länger, aber im Dezember und Januar muss noch etwas passieren.

Germania fliegt beispielsweise Dortmund, Bremen und Erfurt-Weimar an, aber nicht Berlin, Frankfurt oder München. Sie konzentrieren sich bewusst auf die kleinen Airports?

Das ist unsere Strategie. Wir gehen auf die dezentralen Flughäfen zu. Dort haben wir natürlich auch Konkurrenz, aber in kleineren und mittleren Märkten werden wir ganz anders wahrgenommen. Mit Maastricht und Straßburg haben wir dieses Jahr außerdem zwei ausländische Flughäfen im Programm, die so grenznah sind, dass wir viel deutsches Publikum mit dem Angebot nach Mallorca ansprechen können.

Und an Flughäfen wie Nürnberg werden Sie mit offenen Armen empfangen...

Wir sind vom Markt sehr gut aufgenommen worden. Es gab dort bisher nur einen Anbieter auf der Mallorca-Strecke, und als wir Nürnberg ankündigten, war noch unklar, wie es mit Air Berlin weitergehen würde.

Niki tritt auf den Mallorca-Flügen das Erbe von Air Berlin an, gleichzeitig stoßen weitere Anbieter in diesen Markt. Sind die Zeiten eines Platzhirschen vorbei?

Was den deutschen Markt angeht, wird es vielfältiger werden. Air Berlin hatte hier eine Vorherrschaft - das war geschickt gemacht, ist aber verspielt worden. Das hat viele Gründe, die ich nicht weiter kommentieren will. So einen dominierenden Spieler wird es nicht mehr geben.

Die Grenzen zwischen Billigfliegern und klassischen Fullservice-Anbietern verschwimmen zusehends. Wie positioniert sich Germania in diesem Markt?

Germania positioniert sich ganz klar als Service-Carrier. Wir bleiben bei unserem Service, sozusagen den „old fashioned-Flügen". Die Kunden haben 20 Kilo Freigepäck, sie bekommen einen Kaffee oder etwas anderes Antialkoholisches und auf den Mallorca-Flügen auch ein Sandwich kostenlos. Sie können bei den Bewertungsportalen nachlesen, dass wir bei den Ferienflügen ganz vorne mitspielen. Nur wer beispielsweise alkoholische Getränke oder einen besonderen Sitzplatz will, muss auch bei uns bezahlen, der Rest ist inklusive.

Belastet ein abgepacktes Brötchen wirklich die Kalkulation?

Das ist zwar abgepackt, aber durchaus gut. Da kenne ich aus den vergangenen Jahren abgepackte Brötchen unserer Mitbewerber, die waren bei Weitem nicht so gut wie unsere. Aber Sie haben recht, das schlägt sich nicht besonders auf den Preis - man spart mit dem Kaffeeausschank definitiv keine Millionen.

Sie haben 25 Jets bis zum Jahr 2020 bestellt - zur Erneuerung der Flotte oder um zu wachsen?

Diese 25 Maschinen dienen zunächst zur Erneuerung der Flotte ab dem Jahr 2020. Hinzu

kommen noch 15 Kaufoptionen für ein moderates Wachstum. Aber das sind noch Optionen.

Die Billigflieger dagegen setzen auf ein rasantes Wachstum...

Germania konzentriert sich auf die Nischen, dort sind wir stark. Wenn wir uns als eine Art Local Hero an Standorten wie Bremen, Dresden, Nürnberg, Erfurt oder Friedrichshafen bewähren, dann wird es auch für Billigflieger schwierig, in diesen Markt einzudringen. Für unsere Art zu fliegen, haben wir die Nische gefunden.

Sie stocken die Zahl Ihrer wöchentlichen Mallorca-Verbindungen im Vergleich zum Vorsommer von 53 auf 73 auf. Möchten Sie in diesem Rhythmus weiterwachsen?

Wir planen gerade den Sommer 2018. Ich gehe nicht davon aus, dass es eine Steigerung in einem solchen Rhythmus geben wird. Wie Sie wissen, erreicht Mallorca sein Limit. Die Nachfrage ist da, aber die Gäste müssen irgendwo unterkommen. Die Insel wird voll, die Mietwagen werden teurer, die Hotels auch. Wir gehen deswegen nicht von einem starken Wachstum für Sommer 2018 aus.

Wie entwickelt sich Ihre Kooperation mit Condor?

Im Moment ist es ein wechselseitiger Verkauf der Flugstrecken - im Fall von Mallorca machen wir uns auf keinem deutschen Flughafen Konkurrenz. Wenn Sie auf die Website von Condor gehen und Flüge an den Airports Nürnberg oder Erfurt suchen, werden Sie unsere finden. Wenn Sie bei uns für Leipzig suchen, werden Sie Condor finden. Ziel der Kooperation ist ein gemeinsamer Verkauf, aber das wollen wir nicht

überstürzen.

Wie steht es mit der Kooperation mit der spanischen Air Europa?

Da treffen zwei durchaus unterschiedliche Airlines aufeinander. Wir haben bereits ein Interline-Abkommen, das heißt, man kann eine Strecke etwa von Rostock über Mallorca nach Málaga buchen. Aber nichtsdestotrotz ist Air Europa ein klassischer Hub-Carrier mit sehr vielen Langstrecken in Madrid und wir ein klassischer Urlaubsflieger, das sind unterschiedliche Unternehmens­philosophien. Ziel ist ein Code­sharing. Ich bin guter Dinge, dass wir das dieses Jahr noch hinbekommen und dann im Sommer 2018 eine richtige Drehkreuz-Funktion in Palma erreichen.