Am 27. Juni 1957 begann später als in Deutschland auch in Spanien ein Käfer-Zeitalter - nur mit einem anderen Fahrzeug, dem Seat 600. "Pelotilla" (Bällchen) oder "garbancillo" (Kicher-Erbschen) wurde das kleine, aber dennoch familientaugliche Auto mit Hinterrad-Antrieb auch genannt. Genau 794.406 Exemplare wurden bis 1973 in der hiesigen Fiat-Lizenzfabrik in Martorell nordwestlich von Barcelona gebaut. Spanien wurde mit dem Seat 600 mobil, das Volksgefährt konnte sich auch die Mittelschicht leisten.

60 Jahre ist das nun her, für die nach wie vor vielen Seat-600-Freunde ein Grund zu feiern. Der Höhepunkt soll ein Event mit 600 noch existierenden Seat 600 sein, das am 9. September auf dem katalanischen Rundkurs Montmelo veranstaltet wird und im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt werden soll. "Da wollen wir auch alle hin", sagt Pere Peralta de la Torre vom Club Amics Seat 600 auf Mallorca.

Die Nachfrage war so groß, dass die Kunden 1957 bereits ein halbes Jahr und in den 60er-Jahren bis zu zwei Jahre auf ihren Seat 600 warten mussten - und das, obwohl etwa Ende 1964 240 Stück pro Tag vom Band rollten. Es gab fünf Varianten, den 600 (der war auch als Cabrio zu haben), den 600D, den 600E, den 600 L und den 600 L Especial.

Zwei Motoren waren im Angebot - einer mit 633 Kubikzentimetern und 18 oder 21 PS, der sechs Jahre lang produziert wurde, und ein zweiter mit 767 Kubikzentimetern und 25 bzw. 28 PS, der nur in den L-Especial eingebaut wurde und den es zehn Jahre gab.

Die Endzeit des Seat 600 wurde mit der Markteinführung des Seat 127 eingeläutet. Am 3. August 1973 lief der letzte "garbancillo" vom Band, die Arbeiter verabschiedeten ihn mit folgenden Worten: "Du wurdest als Prinz geboren und stirbst als König."

Als heutiger Nachfolger des 600 gilt der im Dezember 2011 auf den Markt gebrachte Seat Mii, der allerdings 20-mal mehr kostet als der Seat 600 - 7.680 Euro samt Rabatten verglichen mit den 378,64 Euro, die der 600 nach heutigem Umrechnungskurs 1957 kostete. Wobei damals das Durchschnittsjahreseinkommen in Spanien allerdings deutlich geringer als heute war. /it