Marc Pons ist so etwas wie der Joker der balearischen Linksregierung. Der gebürtige Menorquiner mit dem Ruf eines Charmebolzens war im Jahr 2015 als Minister für Raumordnung und Wohnungswesen angetreten. Nach einer Kabinettsumbildung infolge eines Krankheitsfalls übernahm der Sozialist auch die Ressorts Energie und Verkehr. In seine Zuständigkeit fallen somit der Ausbau des Schienenverkehrs auf Mallorca, Residentenrabatte oder die Neuordnung des Systems der Überlandbusse. Gefordert war der 44-jährige studierte Ingenieur zuletzt vor allem an Palmas Flughafen, wo er sich mit den Taxifahrern auf die erstmalige Einführung von Linienbussen in Urlauberhochburgen einigte und ihren Forderungen nach einem neuen Dekret zur Kontrolle der unlauteren Konkurrenz nachkam.

Kann man auf Mallorca Politik gegen die Taxifahrer machen?

Es gibt schon mal Konflikte mit bestimmten Interessengruppen, für uns zählt aber in erster Linie das Allgemeinwohl. Wir haben viel Zeit darauf verwendet zu erklären, dass davon letztendlich auch die einzelnen Interessengruppen profitieren. Wie Sie wissen, laufen die Konzessionen für die Überlandbusse auf Mallorca allesamt Ende 2018 aus, und damit eröffnet sich jetzt eine Gelegenheit, den Personenverkehr für die kommenden 15 Jahre zu gestalten. Bei diesen Entscheidungen gibt es nun einmal Spannungen, und das betrifft nicht nur die Einführung der neuen Linienbusse am Flughafen.

Man gewinnt jedoch den Eindruck, dass die Taxifahrer stets den Sieg davontragen.

Wir alle gewinnen, wenn Flughafen-Busse nach Alcúdia, Calvià, Santanyí und ab 2018 nach Cala Ratjada fahren. Es wird noch weitere Flughafen-Busse geben. Wir haben Zugeständnisse gemacht und damit Konflikte vermieden, sodass alles auch reibungslos funktioniert.

Kompromisse sind in der spanischen Politik sicherlich nicht hoch genug anzurechnen. Aber glauben Sie, dass die neuen Flughafenbusse noch ausreichend attraktiv sind, nachdem Sie auf Druck der Taxifahrer Tarife erhöhen und Haltestellen hinzufügen mussten?

Das ist ein langfristiges Projekt, es wird Änderungen geben. Hauptsache, wir haben angefangen. Schauen Sie, auch ohne Werbung waren es am ersten Tag 200 Fahrgäste. Inzwischen sind es bis zu 600. Diese Zahl wird sich vervielfachen, und wir werden Haltestellen wie Tarife anpassen.

Dann stehen die Taxifahrer wieder Gewehr bei Fuß...

Nein, kleine Änderungen werden sicherlich keine großen Konflikte mehr nach sich ziehen. Und was die unlautere Konkurrenz der Taxifahrer angeht: Wir können keine illegalen Anbieter akzeptieren. Angesichts von 26 Millionen

Passagieren pro Jahr an Palmas Airport müssen wir einen erstklassigen Service garantieren.

Die Vereinigung der Transportunternehmen auf den Balearen kritisiert, dass viele Konkurrenten gar nicht illegal gewesen seien und sie gar keine Gelegenheit hatten, ihre Argumente darzulegen, bevor das neue Dekret beschlossen wurde.

Wer legal arbeitet, hat auch nichts zu befürchten. Wir haben uns im Vorfeld mit den Vertretern aller betroffenen Branchenverbände getroffen und uns auf dieses neue Dekret geeinigt. Aber klar, illegale Anbieter waren bei diesen Treffen natürlich nicht vertreten.

Wer genau ist illegal - Taxi-Konkurrenten, die nicht mindestens 72 Stunden vorher einen Vertrag mit ihren Kunden abschließen?

Firmen, die im Bereich der Personenbeförderung tätig sind, können nicht einfach so auf der Straße oder am Flughafen auf Kundenfang gehen. Das ist in Spanien nirgends erlaubt. Solche Praktiken passen eher zu Ländern der sogenannten Dritten Welt als zu einem modernen Reiseziel. Aber natürlich können Kunden schon vor Abflug einen Transfer beauftragen. Warum gibt es die illegalen Anbieter? Weil das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs nicht ausreicht. Dessen Ausbau geht deswegen auch nicht auf Kosten der Taxis - das versuchen wir immer wieder zu erklären.

Mehrere Inspekteure sind jetzt permanent am Flughafen im Einsatz. Wie konnten Sie sie angesichts der strengen Auflagen aus Madrid so schnell einstellen?

Wir haben sie dafür freigestellt - der Flughafen ist schließlich der eigentliche Verkehrsknoten Mallorcas. Unsere sieben Inspekteure haben bislang vor allem Ruhezeiten von Fahrern kontrolliert, dieses Jahr setzen wir den Schwerpunkt anders. Zudem helfen uns Polizei und Sicherheitskräfte vom Flughafen.

Bräuchte der Airport nicht einen direkten und kostenlosen Shuttle-Bus zum Zentralbahnhof?

Es ist eine Tendenz in vielen europäischen Städten, dass Kommunen mit den Tarifen für Nichtresidenten einen Teil der anfallenden Betriebskosten finanzieren. Hier müssen wir die Zuständigkeit von Palmas Stadtverwaltung respektieren, meiner Meinung nach sollte man das aber überdenken. Und auch die Option einer Straßenbahn auf dieser Strecke sollte man angesichts von jährlich 26 Millionen Flugpassagieren und der zunehmenden Weltoffenheit der Stadt wieder in Betracht ziehen.

Sie haben jetzt das Projekt für Shuttle-Busse zu Naturstränden und Ausflugszielen vorgestellt. Wann starten die Busse, und werden Sie gleichzeitig die Zufahrt mit dem Privat-Pkw verbieten?

Das Projekt sieht sozusagen zwei Pforten zur Tramuntana vor: Inca und Port de Pollença. In beiden Orten bauen wir im kommenden Winter für zusammen 1,2 Millionen Euro Busterminals mit Park-and-Ride-Möglichkeit, die eine attraktive Alternative zur Fahrt in die Tramuntana mit dem privaten Pkw sein sollen. Derzeit führen wir zudem Mobilitätsstudien aus, auf deren Basis wir über Verkehrs­beschränkungen entscheiden wollen. Es kommen mehrere Möglichkeiten infrage, vom Zufahrtsverbot über Auflagen für Mietwagen bis hin zu wechselnden Vorgaben je nach Endzahl des Kennzeichens der Pkw. Diese neuen Regelungen sollen dann zur Sommersaison 2018 in Kraft treten.

Für welche Ausflugsziele?

Für Cap Formentor, Cala Mondragó, Cala Varques und das Gebiet der Tramuntana insgesamt. An den Stränden s'Almunia und Es Trenc sind die Shuttle-Busse bereits im Einsatz. Diese neue Politik macht einen Mentalitätswechsel nötig, der einem Teil der Gesellschaft Pro­bleme bereitet. Aber die Erfahrungen mit Es Trenc sind positiv.

Was ist mit Sa Calobra und Port de Valldemossa?

Die beiden Orte gehören derzeit nicht zu den Prioritäten. Im Fall von Sa Calobra sind wir in Gesprächen mit der Gemeinde Escorca.

Die Pläne für eine Zugstrecke Manacor-Artà hat die konservative Vorgängerregierung gestoppt und die bereits begonnene Trasse in einen grünen Korridor verwandelt. Ist für Sie das Zugprojekt damit gestorben?

Zunächst müssen wir die bestehende Infrastruktur auf den Linien nach Manacor und Sa Pobla modernisieren. Es kann nicht sein, dass bis kurz vor Inca E-Loks fahren und danach Dieselloks. Wir elektrifizieren deswegen die restlichen Teilstrecken für 50 Millionen Euro. Die Arbeiten beginnen Ende des Monats und werden rund ein Jahr dauern. Darüber hinaus werden wir 25 weitere Lokführer einstellen.

Bei der Personalpolitik wurde wochenlang zwischen Angestellten und Eisenbahngesellschaft SFM gestritten, zahlreiche Züge fielen aus. Was lief schief?

Die Arbeitskonflikte bei der SFM sind gewissermaßen vererbt. Strittig war vor allem die Frage von Beförderungen. Dazu muss man wissen, dass wir auch die Auswirkungen auf die zahlreichen weiteren öffentlichen Körperschaften der Landesregierung bedenken mussten - es kann da keine unterschiedlichen Maßstäbe geben. In der Sache lagen wir gar nicht so weit auseinander.

Welche Verbesserungen sind durch die Investitionen im Schienenverkehr möglich?

Die Fahrzeit Manacor-Palma wird sich von einer Stunde auf 50 Minuten reduzieren. Die Frequenz der Verbindungen verkürzt sich von 60 auf 40 Minuten. Am Wochenende werden auch Nachtzüge in Betrieb sein. Nach diesen Verbesserungen können wir dann wieder über eine Neubaustrecke Artà sprechen. Es macht jedoch keinen Sinn, den grünen Korridor wieder zurückzubauen. Eine Neubaustrecke, über deren Kosten und Nutzen zunächst zu debattieren wäre, würde ­demnach parallel dazu verlaufen. Fragen müsste man sich allerdings auch, ob nicht eine direkte Bahnverbindung Palma-Alcúdia sinnvoll wäre oder etwa eine Straßenbahn in der Bucht von Palma, wo es viel mehr potenzielle Fahrgäste gibt.

Die Balearen haben im Streit mit der Zentralregierung einen höheren Residentenrabatt für Flüge zwischen den Inseln erreicht - gewährt werden künftig 75 statt 50 Prozent. Sind Sie zufrieden?

Das ist ein wichtiger Schritt. Wir würden aber ein effizienteres Modell bevorzugen - Flüge zum Festpreis. Der Rabatt sollte zudem nicht nur für Residenten gelten. Denn letztendlich bestrafen wir derzeit die Nichtresidenten. Dabei sollte uns wichtig sein, dass auch Besucher günstig auf die Nachbarinseln kommen. Wer etwa von Berlin eine Woche nach Mallorca kommt und für 50 oder 60 Euro auch nach Menorca oder Ibiza fliegen kann, verbringt vielleicht auch ein oder zwei Tage dort. Derzeit kostet der Flug bis zu 180 Euro.

Man hat den Eindruck: Je höher der Rabatt, desto höher der Grundpreis...

Es sind eben die Airlines, die die Tarife festlegen. Im Wissen um die subventionierten Preise können die Tarife leicht angehoben werden. Das System ist nicht sehr effizient, wird aber von Madrid bevorzugt. Ich habe eine klare Botschaft an die Flugunternehmen: Gebt die Rabatte über die Ticketpreise weiter. Wir werden das genau beobachten.