Das Boarding für den Air-Europa-Flug von Palma nach Menorca geht fix. Schließlich wollen die Passagiere nicht mehr Zeit beim Einsteigen als beim Fliegen verbringen. Die Reisezeit wird mit 40 Minuten angegeben, tatsächlich in der Luft ist man aber nur etwa die Hälfte der Zeit. Und auch der Betrag, den Insel-Residenten fürs Ticket zahlen, liegt deutlich unter dem Angebotspreis - statt 50 Prozent werden jetzt sogar 75 Prozent staatlicher Rabatt bei allen Flügen auf die Nachbar­inseln gewährt.

„Das wurde auch längst Zeit", sagt Passagierin und Menorquinerin Violeta Fiol. „Es konnte doch nicht sein, dass der Flug nach Barcelona oder Madrid günstiger war als die Reise auf die Nachbarinsel." Die Studentin der Balearen-Universität in Palma nutzt zwei freie Tage, um zu den San-Juan-Feierlichkeiten in ihrer Heimatgemeinde Es Castell zu fliegen.

Die frohe Nachricht vom Residenten-Rabatt hatte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy im Mai auf einem Parteitag der konservativen Volkspartei (PP) in Inca bekannt gegeben. Er ist ein Ausgleich für die Nachteile infolge der Insellage. Ein reduziertes Ticket kostet dadurch maximal 22,50 Euro zuzüglich Gebühren, denn der maximale Ticketpreis ist mit 90 Euro festgelegt. Die Differenz zahlt der spanische Staat. Bereits Ende Juni trat der neue Rabatt in Kraft.

„Seitdem ist die Nachfrage nach Reisen zwischen den Inseln deutlich gestiegen", so die Einschätzung von Toni Abrines, dem Vorsitzenden der Vereinigung der Reiseagenturen auf den Balearen (AVIBA). Vor allem Senioren, aber auch Geschäftsleute und Wochenendreisende griffen vermehrt auf den Rabatt zurück, ganz nach dem Motto: mal eben schnell rüberfliegen. „Das gilt für alle Linien zwischen Mallorca, Menorca und Ibiza."

Allerdings dürfte die derzeit hohe Nachfrage mehrere Gründe haben. „Die Airlines haben Anfang Juli extra günstige Angebote auf den Markt gebracht, um weiteren Anreiz zu schaffen. Außerdem haben viele Reisende mit ihrem Flug vermutlich extra bis Juli gewartet, um den Rabatt nutzen zu können." Deshalb sei es noch zu früh, um analysieren zu können, ob diese Aspekte oder der erhöhte Rabatt selbst zum Run auf die interinsulären Flüge führen.

Generell bewertet Abrines den Rabatt als positive Nachricht: „Wenn dadurch tatsächlich langfristig mehr Menschen die Flüge nutzen, werden die Airlines darauf reagieren und künftig mehr Flüge anbieten." Das wiederum werde die Inseln näher zusammenbringen.

Derzeit verkehren im Hochsommer täglich rund zehn Flüge ­zwischen Mallorca und Menorca sowie 14 zwischen Mallorca und Ibiza. Zwischen Menorca und Ibiza gibt es nur fünf Flüge pro Woche. Im Winterflugplan sind stets deutlich weniger Verbindungen vorgesehen. Air Europa und Air Nostrum sind die einzigen Airlines, die Flüge zwischen den Inseln anbieten.

Vor allem auf Mallorcas Nachbarinseln sorgen die neuen Residenten-Rabatte für Gesprächsstoff - nicht zuletzt deshalb, weil Ibizenker und Menorquiner im Fall vieler Reiseziele außerhalb der Balearen in Palma umsteigen müssen. „Es ist eine tolle Nachricht, wir sind höchst zufrieden darüber", so eine Sprecherin der Tourismus-Abteilung des Inselrats von Ibiza auf MZ-Anfrage. Ähnlich äußert sich auch Ibizas Hotelverband Fehif.

„Das Thema ist in aller Munde", berichtet Jaume Sinpes vom Fremdenverkehrsverband Menorca. „Alle finden es super, und viele planen schon Reisen", so Sinpes. Auch er ist davon überzeugt, dass die Rabatte die Inseln näher zusammenbringen. „Freunde von mir haben extra umgeplant. Eigentlich wollten sie nach Barcelona fliegen, jetzt haben sie sich für Ibiza entschieden." Ähnlich wie Toni Abrines vom Reiseagentur-Verband mahnt er vor vorschnellen Schlüssen. „Die genauen Passagierzahlen, die die Flughafenbetreibergesellschaft Aena verwaltet, werden erst Anfang August ausgewertet und veröffentlicht."

Eine Reisefreundschaft ist auf dem kurzen Flug von Palma nach Menorca allerdings nur schwer zu schließen. Die Pendler unter den Nutzern des Residentenrabatts zumindest können für wenig Geld das Gespräch einfach am folgenden Wochenende fortsetzen.